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Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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  Muriels kleines Vergnügen
     
    Nick Dane hob den Kopf und blickte verschlafen zur offenen Zimmertür. Licht flutete herein, Musik plärrte. Es hörte sich an, als wäre er in der Küche, aber er hätte schwören können, dass er noch im Bett lag.
    Seine Mutter steckte den Kopf zur Tür herein. »Komm schon, wach auf, du musst aus dem Haus, ich hab zu tun«, krähte sie fröhlich und lief die Treppe runter zur Küche. »Ich mach dir Porridge mit Sahne und Goldfischsirup«, rief sie zu ihm hoch.
    Sie nannte den Sirup immer noch so, wie er als Dreijähriger dazu gesagt hatte. Dafür musste er nun ewig büßen.
    Nick guckte auf die Uhr.
    »Scheiße!«, brüllte er wütend. »Es ist erst acht Uhr fünfzehn! Noch so früh!«
    »Ich hab zu tun«, rief sie von unten. Nick kuschelte sich wieder in die Decke, aber er wusste, dass er jetzt nicht mehr einschlafen würde. Er war viel zu wütend. Acht Uhr fünfzehn! Er hatte noch eine halbe Stunde Zeit. Was sollte das?
    »Mach das Radio leiser!«, schrie er. Warum hatte sie die Musik so aufgedreht? Adam Ant, der letzte Schwachsinn. Dann dämmerte ihm, dass die Musik aus ihrem Zimmer kommen musste, wenn sie so laut war. Seine Mutter wollte ihn mit aller Macht aus dem Bett treiben.
    »Steh auf und mach’s selber leiser!«, rief sie. Also stand er auf, knallte seine Zimmertür zu, dass der ganze Raum erzitterte, und legte sich wieder ins Bett. Nick Dane ließ sich von niemandem aus seinen Träumen reißen. Niemals.
    Stille. Schritte auf der Treppe. Die Tür geht auf. Die sanfte Tour. »Ich muss einen Aufsatz abgeben, ich bin spät dran. Mach schon, Nick. Bitte?«
    Er blickte sie an. »Ich liege im Bett«, erklärte er, als würde er mit einem Kind sprechen. Ganz kurz huschte ein verärgerter Ausdruck über ihr Gesicht. Mutter und Sohn schauten einander an, eine ganze Weile. Dann wurde er weich.
    »Mum«, stöhnte er und gab nach. Das war Erpressung, aber echt. Seit einigen Jahren ging sie wieder zur Schule, weil sie sich weiterbilden wollte. Weiterbildung war gut. Denn dann hätte sie die Chance auf einen richtig guten Job. Und dann, hoffte Nick, könnte sie viel Geld verdienen und ihm das Leben ermöglichen, das er gerne hätte.
    Muriel tappte wieder die Treppe hinunter. Nick blieb noch einen Moment liegen und hörte der Musik zu, dann warf er die Decke ab. Ihm wurde kalt. Er deckte sich wieder zu. Ihm wurde warm. Es war so schön im Bett, ein Jammer, dass man einfach bloß drin schlief und das eigentlich gar nicht richtig mitbekam.
    Ein paar Minuten später war Muriel erneut an der Tür. Mit ihren rot gefärbten Haaren und dem zitronengelben Morgenrock sah sie aus wie ein übergroßer Kobold. Sie bleckte ihre gelben Zähne und gab sich fröhlich.
    »Komm schon! Du hast es versprochen. Ich bleib hier stehen, bis du aus dem Bett bist.«
    »Ich habe nichts an.«
    »Ich gucke weg. Aber wenn ich mich richtig erinnere, ist da sowieso nicht besonders viel zu sehen …«
    Nick sah erschrocken aus und sie bereute ihren Scherz sofort.
    »War nur Spaß. Ich weiß doch, dass er riesig ist.«
    »Klappe! Mach die Tür zu!«
    Sie waren sich einig. Seine Mutter schloss die Tür, Nick rollte sich aus dem Bett, zog die Hosen an und schlurfte ins Bad. Es war zu früh. Es war immer zu früh, jeden Morgen. Das Leben begann am Nachmittag, das wusste doch jeder.
    Muriel machte ihm Porridge und einen Becher Milch mit Nesquick. Ihr großer Junge war immer noch ein Süßmäulchen. Nick kam herein, er hatte seine Schulhosen an, das Hemd darüber noch nicht zugeknöpft. Er war schlank, klein für sein Alter, aber muskulös mit breiten Schultern. Vierzehn Jahre alt. Erstaunlich, wie er heranwuchs. Er war fast ein Mann – nun, äußerlich jedenfalls. Er grunzte was, setzte sich und kippte mit großen, durstigen Schlucken den Kakao hinunter. Die Mahnung, er solle das lassen, weil dann kein Platz mehr für sein Frühstück bleibe, hatte Muriel sich eigentlich verkneifen wollen, aber wie immer konnte sie sich nicht zurückhalten. Nick blickte den Teekessel an und ignorierte ihren Rat. Von seinem Kinn tropfte Kakao. Er stellte das Glas fast auf den Kopf, um auch den letzten Rest des Getränks aufzufangen, und setzte es dann mit einem Knall ab.
    Muriel unterdrückte ihren Ärger. Nick war einer, der schon bei der Andeutung einer Zurechtweisung genau das Gegenteil tat. Fürchterlich! Aber sie war in dem Alter genauso gewesen.
    Heute früh wollte sie keinen Streit. Morgens waren sie beide nicht gerade in

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