Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)
(während ich ihr die Ohren kraule): »Du hast recht! Ich lese morgen weiter. Heute Abend ist mir nicht mehr danach, mich auf ein verkorkstes Mittelalterepos einzulassen.«
Sybil schnurrt und ich schnappe mir einen Manga. Ah! Da s ist gute Literatur. Schade nur, dass es nicht zur Pflichtlektüre in Französisch gehört …
21:31
Meine Mutter (aus dem Wohnzimmer): »Amélie! Schlafenszeit!«
Kein Kommentar.
PS: Natürlich ist es Nicolas, dem ich nicht über den Weg laufen will. Ich kann nicht das Risiko eingehen, ihn zu riechen. Das würde meinen Paleocortex total durcheinander bringen.
Freitag, 12. Mai
Es ist superschön! Und fast schon ein bisschen heiß. Es riecht so richtig nach Frühling. Eine Mischung aus feuchter Erde, trockenem Asphalt und sprießenden Blättern. (Diesen Geruch muss ich unbedingt in meinem Geruchsgedächtnis abspeichern.)
10:50
In der Pause demonstrieren die Mädchen aus der Elften schon wieder gegen die Schuluniform. Sie haben ein neues Argument: Sie sagen, die Uniform sei bei dem Wetter zu warm (seufz).
11:11
Ha! Beim Blick auf die Uhr fällt mir ein, was ich neulich in der Miss gelesen habe:
WÜNSCH DIR WAS!
Du findest, in deinem Leben gibt es noch Optimierungsbedarf, und das, obwohl du die ganze Zeit schuftest? Dann wünsch dir doch zur Abwechslung einfach mal was! Wer einen Wunsch formuliert, besinnt sich darauf, was ihm in seinem Leben gerade wirklich wichtig ist. Das ist schon ein Schritt zum Erfolg. Und wer weiß, vielleicht ist an manchen Ritualen ja doch etwas dran? Bei folgenden Gelegenheiten kann ein Wink an den Schicksalsgott sicher nicht schaden:
Wenn du eine Sternschnuppe siehst.
Wenn dir eine Wimper ausfällt.
… und blablabla, das ganze bekannte Zeug, das sowieso höchst selten mal passiert, bis auf …
Wenn du um 11:11 auf die Uhr guckst.
Das ist doch was! Die Gelegenheit lasse ich mir nicht entgehen!
Liebe 11 Uhr 11, bitte mach, dass die Mädchen aus der Elften keinen Erfolg haben. Ich habe nicht genügend Klamotten, um jeden Tag den Look zu wechseln. Ich müsste immer die gleichen Sachen tragen und das könnte meiner Hygiene schaden und dann würden die anderen vielleicht sagen, dass ich stinke. Außerdem … weil es noch nicht 11:12 ist, habe ich noch eine kleine Bitte. Bitte mach, dass mein Gehirn wieder funktioniert. Ich halte mich nicht für blöd, aber Tommy, der nicht mal im Französisch-Begabtenkurs ist, hat ein Buch verstanden, bei dem ich absolut nichts kapiere. Irgendetwas stimmt da nicht!
19:27
Im Kino mit Tommy und Kat.
Kat, Tommy und ich stehen vor der Kasse und diskutieren, welchen Film wir sehen wollen. Ich will einfach nur, dass wir uns schnell für etwas entscheiden, weil ich Angst habe, Nicolas zu begegnen. Ich fühle mich noch nicht bereit, ihn zu sehen (nicht, bis ich mein Nasenproblem gelöst habe).
Kat: »Frauen in der Überzahl. Wir gucken einen Liebesfilm!«
Tommy: »Nein, einen Actionfilm. Laf muss mal auf andere Gedanken kommen.«
Kat: »Nenn sie nicht immer Laf! Sie heißt Am.«
Ich: »Er hat recht, Kat. Du wolltest auch keine Liebesfilme sehen, als Ham und du … Du hast dir Pferdefilme ausgeliehen, schon vergessen?«
Kat: »Ja, aber das mit euch ist doch jetzt schon einen Monat her.«
Ein paar Jungs kommen ins Foyer. Einer ruft etwas und schwenkt seine Eintrittskarte.
»Desrosiers! David! Wir sind hier!«
Kat packt mich am Arm.
Ich: »Aua!!! Was ist denn?«
Kat: »Hast du nicht gehört? David Desrosiers ist hier!!!«
Ich: »Wo?«
Ich halte nach den Musikern von Simple Plan Ausschau, aber ich sehe niemanden von der Band.
Tommy: »Das ist nur irgendein Typ, der zufällig ebenfalls David Desrosiers heißt. Das ist nicht euer David Desrosiers.«
Ich (zeige auf Kat): » Ihr David Desrosiers.«
Tommy: »Und auf wen stehst du?«
Ich: »Auf niemanden. Ich mag nur ihre Musik.«
Tommy lacht skeptisch. Wieder einmal würde ich ihn gerne mit meinen Augen in Brand setzen, wenn ich das könnte.
Vermerk an mich selbst: Ernsthaft versuchen, telekinetische und/oder andere übersinnliche Fähigkeiten zu entwickeln.
19:29
Kat: »Wir gucken einfach den gleichen Film wie die!«
Tommy: »Spinnst du?!? Das Poster ist doch total bescheuert!«
Kat: »Das nennt man Kom-pro-miss!«
Ich: »Na gut! Wir gucken den Film, den Kat sehen will.«
Kat: »Wow! Wenigstens einmal hältst du zu mir. Deiner besten Freundin, übrigens.«
Ich: »Schon gut, schon gut, du hast gewonnen, musst nicht auch noch nachtreten.«
Kat sieht
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