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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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bleiben wie die Insektenpuppe in ihrem Kokon.
    Aber schon als der Traum gekommen war, hatte Peter Mankov begriffen, daß seine Sorgen unbegründet waren, zumindest diesmal, und schon im Erwachen spürte er seinen Körper, jeden Herzschlag, die ziehenden Schmerzen in den Gelenken, wenn er sich bewegte, und den Druck im Schädel.
    Damals, als er nach dem Absturz über dem Testgelände von Orechowka wieder zu sich gekommen war, da hatte er nicht das geringste gefühlt. Damals war das Erwachen ganz anders gewesen. So, als hätte er sich in einem mit schwarzen Wasser gefüllten Tank befunden. Er hatte gewußt, daß er existierte, aber er hatte es sich selbst nicht zu beweisen vermocht.
    Wieder schüttelte er den Kopf, und ihm war, als habe sich der Schmerz um eine Kleinigkeit verringert. Trotzdem bereitete ihm das Offnen der Augenlider bereits Mühe. Und dann sah er zuerst nichts als einen diffusen, hellen Schein, der sich an einer Stelle zu einer graubraunen, konturenlosen Wolke verdichtete. Mehrmals öffnete und schloß er die Augen, und jedesmal danach wurde das Dunkle kompakter und deutlicher in den Umrissen. Einen Moment lang fürchtete er, sein Traum kehrte zurück, aber als es ihm endlich gelang, sich zu ruhiger Überlegung zu zwingen, da sagte er sich, daß das alles genau so und nicht anders sein mußte.
    Der massige dunkle Körper neben seiner Biowanne konnte nur einem der beiden Modifizierten gehören, Yahiro oder Lannert. Ihm wäre Yahiro jetzt lieber.
    Es war Yahiro. Mankov erkannte ihn, obwohl er nicht hätte sagen können, woran. Vielleicht an einer Farbnuance der Haut oder an einer der vielen Kleinigkeiten, die man sieht, ohne sie bewußt zu registrieren. Vielleicht aber auch am Lächeln. Der neue Yahiro hatte gelernt zu lächeln. Wenn es auch bei weitem nicht so gewinnend wirkte wie bei dem ehemaligen.
    Mankov nahm den Becher mit Fruchtsaft und die Konzentrattablette entgegen und schluckte, nachdem er das Täfelchen im Mund mit Saft angefeuchtet hatte. Aber noch war es wohl zu zeitig. Der Ananassaft schmeckte nicht anders als lauwarmes Wasser, und das Nährstoffkonzentrat schien im Mund aufzuquellen wie ein zäher Brei aus Zellulose.
    Mit Yahiros Hilfe verließ er die Wanne, einen Moment lang überfiel ihn Schwindel, und nur mit Mühe widerstand er dem Wunsch, sich unverzüglich in einen der Sessel fallen zu lassen. Doch gerade diese Schwäche trieb ihn, die Zähne zusammenzubeißen. Breitbeinig stand er da und wartete, bis der Anfall vorüber war. Dann ging er hinüber zum Bildterminal, einen Weg von mehreren Metern, wobei er kaum noch der Unterstützung Yahiros bedurfte. Der Multihom trat an die Säule des Servators und regelte mit fast unmerklichen Bewegungen seiner Zangen den Bildausschnitt nach. Er lächelte immer noch, und Mankov sagte sich, daß er nichts über das jetzige Innenleben seines ehemaligen Freundes wußte. Diesen Vamos Yahiro, der da neben ihm an den Servator gelehnt stand, den kannte er nicht, und der, den er von früher her kannte, existierte seit dem Unglück von Orechowka nicht mehr.
    »Das ist er«, sagte Yahiro und deutete auf den Bodenbildschirm. Auf der Kristallscheibe rotierte träge eine kleine, wattige Kugel von dunkelvioletter Färbung, der Planet Procyon 4, das Ziel der Expedition.
    Unvermittelt verringerte sich die künstliche Gravitation, es war, als verschwände der Boden unter Mankovs Füßen, als öffnete sich unter ihnen ein unendlich tiefer Abgrund, in den er und das Schiff und alles um ihn her stürzte, da streckte Yahiro mit einer gleitenden Bewegung den Arm aus und bot ihm und damit allem anderen an Bord stützend Halt.
    Aus der Hermetikkammer, hinter deren Tür noch immer das Wasser rauschte, drangen Laute, dort befreite sich wohl Keeke Lannert von den letzten Spuren des Tiefschlafes.
    Gleich darauf stieg die Schwerkraft wieder auf ihren ursprünglichen Wert an, der Servator hatte nachgeregelt. Procyon 4 war vom Bodenbildschirm verschwunden. Statt dessen nahm jetzt ein gelbgleißender Kreisausschnitt einen Teil der Bildfläche ein und übergoß das ungewöhnliche Gesicht des Multihom mit Helligkeit. Abermals war das Schiff auf eine den Sonnen nähere Isograve gesprungen.
    »Wie viele Umläufe noch?« fragte Mankov und löste sich aus Yahiros Griff. Die Haut des Multihoms fühlte sich an wie die sonnenwarme Rinde eines Baumes.
    »Nicht mehr ganz einen. Während wir uns den Sonnen nähern, wird uns das Ziel vorauseilen. Der Planet wird, von jetzt an gerechnet, zwei

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