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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Doch kaum war der Sensor aus der kleinen Vertiefung der Wand getaucht, als Lannert ihn mit einer heftigen Geste wieder zurückscheuchte. »Aufdringliche Dinger«, murrte er und stampfte kopfschüttelnd hinüber zum Duschraum. Seine Schritte hallten auf dem Kabinenboden wie dumpfe Hammerschläge.
     
    Sie schalteten die Reversionssysteme der Biokammern ein und beobachteten, wie die acht Menschen ins Leben zurückkehrten. Bei Mankov ging es am schnellsten. Yahiro stand neben der geöffneten Kammer und verfolgte, wie dessen nackte Brust sich schneller und schneller hob und wie die Farbe nach und nach in das Gesicht zurückkehrte. Als das erste Lidflattern einsetzte, löste er die Versorgungsleitungen. Die Hauttemperatur Mankovs stieg ihrem Normalwert entgegen, und die feinen Narben, die den Körper des Kommandanten wie ein weitmaschiges Netz überzogen, röteten sich. Alles verlief normal.
    »Wie ist es bei dir?« rief er hinüber zu Lannert und ging zur nächsten Kammer. Als Lannert nicht sofort antwortete, richtete er sich auf, und er sah, daß der andere unbeweglich über eine der Wannen gebeugt stand. »Was ist?« rief er. »Komplikationen?«
    Unvermittelt hob Lannert den Kopf. »Nein, nein!« wehrte er ab. »Sie erwacht ohne jede Unregelmäßigkeit.«
    Es war Vanda Ricaneks Kammer. Noch waren Vandas Augen geschlossen, und ihre Haut war so blaß, daß sie wie über eine blaue Puppe gespanntes Pergament wirkte. Aber schon hoben sich Vandas Brüste unter den ersten tiefen Atemzügen. Die motorischen Bewegungen des Körpers versetzten die Flüssigkeit in weiche Schwingungen, sanfte Wellen liefen über Vandas flachen Leib bis hinunter zu den Schenkeln.
     
    Yahiro betrachtete die nackte Frauengestalt mit Interesse, und er stellte mit einer gewissen Genugtuung fest, daß er nichts dabei empfand. Nicht den kleinsten Schmerz einer Erinnerung an Verlorenes und auch nicht den winzigsten Funken Neid auf diejenigen, die da in den Kammern neben Vanda lagen und einem neuen Leben entgegendämmerten. Eigentlich hätte ihm die Situation als völlig befriedigend erscheinen müssen, aber da war das Verhalten Lannerts, das ihn ein wenig befremdete.
    Nachdenklich ging er zurück zu Mankov. Der Kommandant war noch nicht bei Bewußtsein. In seinen Mundwinkeln stand feiner Schaum, und seine Lippen waren fest aufeinandergepreßt. Aber sie waren nicht mehr blaß wie noch eben.
    Da wandte er sich Toria Halsums Kammer zu. Auch bei ihr war die sinkende Lösung bereits in erste, zaghafte Bewegungen geraten, und die Hände hatten sich geöffnet. In der rechten lag ein goldenes Kettchen mit einem erbsengroßen grünlichen Stein. Yahiro klemmte eine Leitung nach der anderen ab, und er stellte erstaunt fest, daß er jetzt vorsichtiger zu Werke ging als vor kurzem noch bei Peter Mankov.
    Toria war eine Spur breithüftiger als Vanda Ricanek und wohl auch etwas kleiner. Die flachen Wellen, durch ihre Atemfrequenz verursacht, ließen ihren Körper in Intervallen auf- und abtauchen. Als er ihr den Helm abnahm, breitete sich ihr dunkles, zu feinen Zöpfchen geflochtenes Haar aus wie die Tentakelkrone: einer erwachenden Seeanemone. Toria besaß das schönste Haar, das er jemals gesehen hatte.
     
    Die beiden Sonnen waren vom Backbord- auf den Bodenbildschirm gewechselt, ein optisches Zeichen dafür, daß die Känguruh 2 zu einem neuen Planeten im Procyonsystem geworden war. Yahiro schaltete sich direkt in den Frequenzgang des Bildterminals. Und wie schon vorher drang die lichterbesetzte Schwärze des kosmischen Raumes auf ihn ein. Er hatte das Gefühl, frei zwischen den Sternen zu schweben, allein über einem ungeheuren Abgrund, eine winzige, lebende Zelle zwischen Ewigkeit und Unendlichem.
    Er erlebte den Augenblick, in dem sich das Schiff am Wendepunkt einer der stark deformierten Isograven von der Kraftlinie losriß und hinabtauchte zur nächsten, den Abstand zu den beiden Sonnen kontinuierlich verringernd, und er sah, wie sich die ersten mattroten Scheibchen der Planeten aus dem unergründlichen Dunkel schälten.
    Und dann zog sie heran, die schwärzlich violette Kugel des Procyon 4, des Planeten, auf dem die Känguruh 1, ihr Schwesterschiff, verschollen war. Und obwohl sich diese Welt, aus der Ferne betrachtet, in nichts von den anderen elf Planeten unterschied, ging doch etwas wie eine Drohung von ihr aus. Er hätte nicht zu sagen vermocht, woran das lag, ob es das dunkle Violett war oder der diffuse Schimmer, der um den Planeten lag, oder einfach

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