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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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die Tatsache, daß das erste von drei Schiffen, die zum System Procyon fliegen sollten, nicht mehr antwortete. Er wußte es nicht, aber er glaubte die Bedrohung deutlich zu spüren.
    Drei Schiffe! Zwei von ihnen waren im festgelegten Abstand von vier Jahren gestartet. Ob allerdings auch die Känguruh 3, die planmäßig im sechzehnten Jahr nach Beginn des Experimentes die Erde verlassen sollte, auf die Reise gegangen war, vermochte niemand zu sagen. Die Situation auf der Erde hatte sich auch eingangs des dritten Jahrtausends nicht entschärft. Beim Start der Känguruh 2 hatte es nicht so ausgesehen, als könnte das für ein solch aufwendiges Unternehmen notwendige Minimum an Zusammenarbeit der beiden Gesellschaftssysteme aufrechterhalten werden.
     
     
2
     
    PETER MANKOV, geboren in Klaipeda, Schule, Kybernetiklehre, Studium am Institut für schnelle Flugkörper Leningrad, Navigator, Testingenieur, Absturz über Orechowka, Rekonstruktion, Berufung als Kommandant des Raumschiffes Känguruh 2.
     
    Ein Hügel unter glühender Sonne. Ein bleifarbener Himmel über fahlgelben Dünen. Mageres Gestrüpp, braungrau wie verdorrtes Reisig. Heißer Wind, der staubfeinen Sand zu sinnlosen Mustern ordnet. Und blendendes Licht über der toten Wüste.
    Er sieht das alles so deutlich, als wäre es Wirklichkeit. Diese riesige Sonne, deren Hitze gleich Kaskaden flüssigen Metalls herabströmt, den blanken Himmel und die Hügel mit dem Riffelmuster auf der Windseite. Er sieht auch die Hitze, aber er spürt sie nicht, obgleich er fast nackt oben auf dem Kamm der Düne hockt. Er hat die Hände vor den Knien verschränkt, bietet dem Wind den Rücken, und er fühlt das Rieseln des wandernden Sandes im Nacken: Rechts und links neben ihm wehen dünne Staubfahnen, flattern träge zu Tal und bilden auf der Leeseite seiner Beine kleine Dellen.
    Die Düne wandert, er weiß es, spürt den Sand hinter sich wachsen, und er kann sich leicht ausrechnen, daß er in wenigen Stunden verschüttet sein wird. Er aber sitzt und registriert das Unabänderliche, und in ihm ist kein Gedanke an irgend etwas, was er unternehmen müßte. Denn es gibt nichts zu tun. Einen Traum kann man nicht bewußt variieren. Man kann sich höchstens zwingen zu erwachen. Und das wird ihm gelingen. Dann, wenn es sein muß.
    Unten im Tal entsteht eine Bewegung. Er sieht diese Bewegung nicht – längst verdeckt ihm der Rücken der Düne die Sicht –, aber er ahnt sie. Und er ist sicher, daß ihn seine Ahnung nicht trügt. Gleich darauf hört er das Knirschen schwerer Tritte im Sand.
    Kaum einen Atemzug später steigt sie herauf über die vom Wind geformte Kante, breitschultrig, mit den tapsigen Schritten eines dressierten Bären und der rauhen Haut eines Elefanten, mit spiegelndem Schädel und toten Augen, die apokalyptische Gestalt Keeke Lannerts. Die mächtigen, dreieckigen Füße des Hastoniden werfen Wolken von Sand auf.
    Peter Mankov weiß, daß er nichts unternehmen wird. Nicht nur, weil er ohnehin nichts tun könnte, sondern auch, weil er es nicht will. Er wird den Angriff des anderen über sich ergehen lassen wie ein Naturereignis. Das erscheint ihm als die einzige Möglichkeit, Abbitte zu leisten für das, was er Keeke Lannert gegenüber empfindet. Und dann wird er erwachen.
    Er hört das dröhnende Lachen des Hastoniden, sieht, wie sich die Muskeln an Lannerts rechtem Unterschenkel spannen, wie sie den Fuß gleich einer überdimensionalen Schaufel nach vorn schleudern, dann wirft ihn die Wucht der auftreffenden Sandmasse auf den Rücken. Einen Herzschlag später steht Lannert über ihm und trampelt auf ihm herum mit seinen tonnenschweren Tritten. Aber Peter Mankov spürt nichts mehr. Mit einer einzigen Anspannung seines Willens gleitet er unter dem Angreifer hervor in die Realität.
     
    Nichts Unangenehmeres gab es als die ersten Stunden nach dem Erwachen aus dem Tiefschlaf. Es war, als gelänge es, dem Leben nur mit Mühe, in den Körper zurückzukehren, als müßte es sich erst nach und nach jeden Muskel und jede Nervenfaser erneut erobern.
    Peter Mankov schüttelte heftig den Kopf. Nicht aus Unwillen über seinen Zustand, sondern einfach, um die Schmerzen zu fühlen, die eine solche Bewegung auslösen mußte, und er atmete befreit auf, als sich dumpfer Druck hinter seiner Stirn auszubreiten begann.
    Hin und wieder war mit dem Erwachen aus der Starre die alte Angst zurückgekommen, die Furcht, nichts mehr zu fühlen, nie wieder etwas zu sehen, abgeschlossen zu

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