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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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entzünden, und so werdet ihr sie finden.‹«
    Loke atmete aus und wischte sich mit dem Ärmel unter der Nase entlang. »Wir schlugen unser Lager zwischen Den Ältesten Bäumen auf und bereiteten uns auf eine lange Reise vor. Eine Nacht ruhten wir aus, und Gamle erzählte uns viele andere Dinge, die die Träume ihm gezeigt hatten. Es hat ein wenig gedauert, bis er sie verstanden hat, weil die Träume ihm nur Zeichen und verschwommene Bilder zeigten. Aber er hat über einen Mond zwischen den Wurzeln gelegen und nachgedacht. Er erzählte auch von dir, Bran. Und von deinem Sohn. Er hatte so viel zu berichten. Von Dingen, die kein Mensch fassen kann. Er hat gesehen, dass im Volk der Großen ein Gott geboren wird, und etwas von einem Krieg gemurmelt, der in der nächsten Generation ausbrechen soll. Ein alter Gott wird sich unter das Volk der Großen mischen und Heere um sich sammeln, mit denen er gegen Den Menschgeborenen und seine Stämme in den Krieg ziehen wird.«
    Bran erhob sich. Ihm war schwindlig. Die Worte wurden zu viel, zu schwierig. Er wollte zurück zu den Schiffen. Zurück zu ihr.
    »Wir sind die Wächter des Lebens.« Loke kramte einen Holzbecher aus seinem Rucksack. »Darum müssen wir den Keim dessen, was kommen wird, bewachen. Das ist unser vorbestimmter Weg. Du brauchst es nicht zu verstehen. Du bist ein Krieger, genau das, was dein Volk in diesen Zeiten des Unfriedens braucht.«
    »Ihr seid dem Feuer gefolgt«, sagte Dielan lächelnd. »So habt ihr uns gefunden, nicht wahr?«
    Bile nahm den Kessel von der Glut. Aus dem Wasser stieg Dampf auf. Er rührte mit dem Flintmesser darin herum und goss sich zuerst etwas ein, ehe er zwei weitere Becher aus seinem Rucksack fischte. Sie waren frisch geschnitzt und noch ganz hell. Er goss etwas von der Flüssigkeit hinein und reichte sie Bran und Dielan. Danach schenkte er den anderen Waldgeistern ein.
    Bran und Dielan tranken mit den Waldgeistern. Nach dem ersten Schluck wussten sie, dass sie diesen Trank schon einmal getrunken hatten. Turvi pflegte ebenfalls Beeren zu sammeln und Saft daraus zu kochen. Der Einbeinige hatte ihnen als Kinder auch so etwas zu trinken gegeben.
    »Das ist gut, wenn man erschöpft ist.« Loke blies an dem dampfenden Getränk. »Der Strauchbeersaft verjagt böse Geister aus eurem Körper und gibt euch Stärke für euren Heimweg.«
    Bran nahm einen großen Schluck von dem warmen Getränk. Erst jetzt fiel ihm auf, wie kalt ihm war. Er zog die Stiefel aus und legte die Füße ans Feuer.
    »Wir müssen nach Norden gehen.« Bul rührte mit einem dreckigen Finger in seinem Becher. »Das hab ich gestern gesehen, Loke. Dort öffnen sich die Felsen.«
    »Da hast du Recht, Schüler.« Loke nahm einen Schluck von dem dampfenden Getränk. »Wir müssen die Ebene in nördlicher Richtung überqueren und nach einem Pass durch die Felswand suchen. Haben wir den Wald erst einmal erreicht, ist der Rest ein Kinderspiel.«
    »Die Dämonen warten sicher schon auf uns«, sagte Dielan. »Auf dem Hinweg hätten sie uns um Haaresbreite getötet. Und jetzt stehen sie auf den Felsen und heulen. Sie wissen, wo wir sind.«
    »Das sind keine Dämonen! Wie oft soll ich das denn noch sagen?« Loke stellte den Becher auf dem Boden ab. »Das sind Waldteufel. Und gegen die kämpfen wir, seit wir durch dieses Gebirge wandern.« Er hielt ihm seinen Speer hin und rasselte mit den Skalps. »Sieh selbst, Jäger! Fass die Skalps an!«
    Als Dielan zögerte, zog Loke den Speer zurück. Die Waldgeister lachten. Bul streckte seinen Speer in die Luft und schüttelte ihn, dass die Skalps in alle Richtungen wippten.
    »Waldteufel haben viele Eigenschaften«, sagte Loke, nachdem sie sich wieder beruhigt hatten. »Das muss man ihnen lassen. Ihre Stimmen springen wie Grashüpfer hin und her, und wenn der Mond günstig steht, können sie ihre Körper verlassen und unsichtbar über die Baumkronen fliegen. Aber die Waldteufel in diesem Land haben weniger Verstand als die, die wir aus dem Westwald kennen. Die roten Waldteufel greifen an wie wild gewordene Erdriesen. Ihr braucht keine Angst zu haben, Söhne Febals. Jedenfalls nicht, solange wir bei euch sind.«
    Bran führte den Becher zum Mund. Er betrachtete den Weißbärtigen, während er trank. Der Waldgeist sprach mit ihm wie mit einem kleinen Jungen. Was wusste er schon von Angst? Bran hatte in Tirgas Heer gekämpft und mehr Menschen getötet als irgendein anderer aus seinem Volk. Die Waldgeister sollten sich fürchten, nicht

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