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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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klemmte den Speerschaft unter einen Stein und hängte seine Kleider zum Trocknen über die Speerspitze. Dielan machte es ihm nach, und selbst die Waldgeister zogen ihre Wämser, Rindenstiefel und Lodenhosen aus. Sie stellten ihre Speere wie ein Zeltgestell neben dem Feuer auf, breiteten die Kleider darüber und setzten sich schließlich mit ihrem Weinkrug ans Feuer. Bile schickte einen Leinenbeutel mit getrockneten Beeren herum, die sie schweigend verzehrten.
     
    In dieser Nacht ließ der Schlaf nicht lange auf sich warten, schließlich waren sie den ganzen Tag über Geröllfelder und Felsblöcke geklettert. Es war immer noch finstere Nacht, als Bran von einem Heulen geweckt wurde. Er zog den Speer zwischen den Steinen heraus. Dielan richtete sich neben ihm auf, schnappte nach Luft und griff sich an die Brust. Die Waldgeister waren bereits auf den Beinen. Sie standen mit dem Rücken zum Feuer in der Öffnung unter der Steinplatte und richteten die Speere in die Dunkelheit.
    »Waldteufel«, flüsterte Loke. »Sie sind hier in der Schlucht.« Ein Brüllen hallte zwischen den Felswänden wider. Loke machte einen Schritt nach vorn, während seine Schüler ihre Speere auf die Felsblöcke richteten, die sich zu beiden Seiten des Lagers befanden.
    Dielan legte einen Pfeil an die Sehne und stellte sich hinter Vile und Bile. Bran spähte auf den Grund der Schlucht hinunter. Er war halb blind vom Licht der brennenden Äste.
    »Dort!« Dielan packte ihn am Arm. »Hast du das gesehen, Bran? Da drüben, hinter dem Stein.«
    Bran blinzelte. Er konnte nichts sehen in der Dunkelheit, aber dafür hörte er umso besser. Es waren Schritte zu hören, viele Schritte. Und ihm stieg ein Dunst in die Nase, wie er ihn noch nie zuvor gerochen hatte. Er erinnerte an ranziges Leder, gemischt mit Pferdeschweiß. Er stellte sich neben Loke und schnupperte in die Luft. Hier war der Gestank noch stärker. Und nun sah er auch die Schatten hinter den Felsblöcken.
    »Bile!« Loke nahm den Speer in die andere Hand. »Zünde die Fackel an, die du im Wacholdertal gewickelt hast, und gib sie mir!«
    Bile ging ans Feuer und wühlte in seinem Rucksack. Bran hörte, wie er die Fackel in die Glut legte, wagte es aber nicht, den Blick von den Schatten abzuwenden. Er hörte, wie sie sich bewegten, hörte ihre nackten Füße auf den Steinen.
    Da kam Bile und drückte Loke die brennende Fackel in die Hand. Der Waldgeist drehte sie hin und her, bis die Rinde rundum brannte. Dann trat er an den Rand des Felsblocks und schleuderte sie in die Schlucht hinunter.
    Die Fackel malte einen Bogen aus Licht, und in dem kurzen Augenblick, bevor sie auf der Erde landete, sah Bran die roten Körper, die überall herumkrochen. Einige kletterten die Felswände hinauf, andere kauerten auf Felsblöcken oder krochen wie Raubtiere, die sich an ihre Beute anschlichen, über den Boden.
    Dielan schnappte nach Luft. Er war mit einem Satz an Brans Seite und schickte einen Pfeil in die Dunkelheit. Die Spitze prallte gegen einen Stein.
    »Waldteufel!« Loke drohte den Wesen mit seinem Speer. »Kommt näher, ihr Söhne Tarkins! Meine Schüler brauchen Skalps für ihre Speere!«
    Bran hörte sie dort unten knurren. Eine rote Hand schob sich in den Lichtkegel der Fackel und hob sie auf. Der Waldteufel schlug sie so lange auf den Boden, bis die Flamme erloschen war, und schleuderte sie zurück. Bran sprang zur Seite. Der Knüppel traf einen der Waldgeister hinter ihm. Ein Stöhnen ertönte, dann fiel ein Speer auf den Boden.
    »Verlier deinen Speer nicht, Vile!« Loke warf einen Blick über die Schulter. »Auf die Beine mit dir, wenn das Blut des Westwaldes durch deine Adern fließt!«
    Bran hörte, wie der Waldgeist versuchte sich zu erheben. Keiner der anderen machte Anstalten, ihm zu helfen, was Bran verwunderte, weil er immer gedacht hatte, dass die Waldgeister gute und freundliche Geschöpfe wären.
    »Auf die Beine mit dir!« Loke wich von der Kante zurück, als eine Hand nach seinen Füßen griff. »Wir haben keine Zeit für solche Albernheiten, Vile! Das hier wird ein Kampf, von dem ihr noch lange erzählen werdet, Schüler, wenn ihr ihn überlebt! Auf die Beine mit dir, Vile!«
    Bran drehte sich um und sprang dem verletzten Waldgeist zu Hilfe. Vile hockte auf allen vieren auf dem Boden und suchte nach seinem Speer, der unter die Felle gerollt war. Bran griff ihm unter die Arme und half ihm auf die Beine. Die Stirn des Waldgeistes war blutüberströmt.
    »Der Schild.« Er tastete um

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