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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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sie Boote für die Fahrt über das Meer. Und dort war der tiefe Schlaf über Hagdar, Velar und ihn selbst gekommen. Dort hatte er von ihrer Fahrt gen Süden geträumt. Und der alte, im Sterben liegende Noj hatte sie aufgefordert, ihre Stärke im Meer zu messen, da Berav, der Gott des Meeres, von nun an über ihr Schicksal bestimmen würde. Und Berav würde seine Gunst dem Stärksten geben. Bran erzählte den Waldgeistern mit geschlossenen Augen, wie er mit Velar um die Wette geschwommen war und ihn besiegt hatte. Seit diesem Tag war er der Häuptling des Felsenvolkes, und er hatte sie über das Meer nach Süden geführt, in das Fahrwasser der Kretter. Sie waren durch den Schmugglerweg gerudert, und dort hatte er zum ersten Mal für sein Volk getötet. Später kamen sie nach Aard, wo er Tir erstmals begegnet war. Der Inselkönig hatte ihm seine einzige reine Sklavin überlassen. Und Bran hatte sowohl ihn als auch seinen Sohn getötet.
    Die Waldgeister schoben sich näher an das Feuer, als Bran von Tirga und Ars Volk erzählte. Er erzählte ihnen von Visikal, Tirs Onkel, den Skergen, die ihre Krieger zu einer Kriegsfahrt auf See zusammenriefen, und von dem Pakt, den er mit Visikal geschlossen hatte: Wenn er im Land der Vandarer für Ar kämpfte, sollte er Tir zur Frau bekommen.
    Der Krieg dauerte bis in den Winter. Bran sah Länder, die keiner aus seinem Volk je gesehen hatte. Er sah die mächtigen Mauern von Arborg, und er kämpfte im Pfeilregen der Vandarer. Er wurde zum Mörder. Und das Glück war in diesem Krieg auf Seiten der Arer. Es führte sie an Vandars Küste entlang, bis zu der Schlacht bei Oart, in der Ars Männer in die Klauen der schwarzen Zweimaster getrieben wurden. Bran wurde mit einem seiner Männer an Land gespült, gemeinsam begaben sie sich auf die Wanderung ins Winterland, und als Keer starb, ging er allein weiter.
    Das Tageslicht sickerte grau durch die Birkenzweige, als Bran wieder in Tirga anlangte. Er erzählte den Waldgeistern von seiner Frau und dem Sohn, den sie ihm geschenkt hatte. Er erzählte vom Sturmrand, von Kin-Mar und ihrer Fahrt gen Norden.
    Loke hatte während Brans Bericht kaum einmal geblinzelt, und als Bran am Ende angelangt war, hob er den Zeigefinger und öffnete den Mund. Er suchte nach Worten, und als er sie nicht fand, kratzte er sich im Bart und sah zu Boden. So blieb er eine ganze Weile sitzen. Keiner der Waldgeister sagte etwas. Bran aß die getrockneten Apfelstücke und spülte sie mit ein paar Schlucken Wasser aus dem Wasserschlauch herunter. Dielan tat es ihm nach.
    »Fast zweimal zehn Jahre sind vergangen.« Dielan ließ den Wasserschlauch auf seine Knie sinken. »Aber Turvi spricht noch immer von euch. Er war noch jung, als ihr damals zu unserem Volk gekommen seid. Was habt ihr in all den Jahren gemacht?«
    »Ach, Trolle gejagt und so was.« Loke spuckte ins Feuer. »Bul zum Beispiel…« Loke zeigte auf den Waldgeist mit dem dunklen Wams. »Bul wurde eines schönen Tages von einem Troll verletzt und war ein ganzes Jahr lang krank. Ansonsten gibt es nicht viel zu erzählen.«
    Bul zog das Wams hoch und zeigte seine Narbe. Loke schüttelte den Kopf.
    »Wir waren jeden Herbst im Dorf der Jäger«, sagte Bile. Er rasselte mit der Zapfenkette und schaute grinsend in die Runde. »Und haben die Jäger auf die geheimen Pfade geführt, wie wir es jeden Herbst machen.«
    »Wir haben unser Leben gelebt und gewartet.« Loke legte seinen Speer quer über die Unterarme und drehte ihn hin und her. »Als wir damals vor zweimal zehn Jahren aus den Ebenen zurückkehrten, waren wir sicher, dass wir den Westwald niemals mehr verlassen würden. Aber schon drei Winter später rief uns Gamle zu sich, um uns Dinge mitzuteilen, die er in seinen Träumen gesehen hatte. Wichtige Dinge, sagte er. Und dass wir uns auf eine lange Reise einrichten sollten.«
    »Wir sind über die Ebenen gewandert.« Vile kniete sich hin und wärmte seine steifen Finger über den Flammen. »Vier Monde wanderten wir über die Ebenen.«
    »Ja.« Loke sah auf seine mitgenommenen Birkenstiefel. »Über Ebenen und Berge, über Pässe, wo Riesen mit Steinen nach uns warfen, und unter schneeschweren Baumkronen wanderten wir. Es ist zwei Jahre her, dass wir das letzte Mal die Turmbäume des Westwaldes gesehen haben, aber mir kommt es wie eine Ewigkeit vor.«
    Dielan beugte sich vor. »Warum? Ich verstehe nicht, wieso ihr hierher gekommen seid. Und wie habt ihr es geschafft, das Meer zu überqueren?«
    Loke sah ihn

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