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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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sich die Sonnenbrille in die verstrubbelten Haare.
    Sein Blick war ernst, wie immer. Ernst und dennoch sanft. Ich wünschte nur, dieser Blick würde mich nicht so sehr schmerzen. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter – vielmehr versuchte ich es, aber es gelang mir nicht.
    Mit jedem Tag, der seit den Ereignissen am Friedhof bei Auld a´chruinn verging, lastete die Schuld schwerer auf mir. Paytons Worte von damals wollten mir einfach nicht mehr aus dem Sinn.

„Erst jetzt, wo ich mich an dich erinnere, erkenne ich, wie verloren ich in der Zeit ohne dich war.“ Was hatte ich ihm nur angetan, ihm und allen anderen …

Ich hatte den Schmerz in seinen Augen gesehen und wusste seit diesem Moment, dass mein Eingreifen in sein früheres Leben erst der Grund für sein jahrhundertelanges unermessliches Leid gewesen war.

Ich hob meine Hand an seine Wange. Die Bartstoppeln rau unter meinen Fingern, während ich die Narbe streichelte, die ich ihm bei meinem Ausflug ins achtzehnte Jahrhundert beigebracht hatte.
    Ich küsste ihn erneut, und gemeinsam sanken wir in die Kissen.
    Samantha Watts, reiß dich zusammen und lass endlich die Vergangenheit ruhen!, ermahnte ich mich selbst. Wenn Payton das konnte, warum konnte ich es nicht?
    Ich klammerte mich an ihn und vertiefte unseren Kuss. Ich musste ihn spüren, nah, ganz nah – denn die Angst fraß sich in mein Herz.

„Egal, was du getan hast, und egal, was ich getan habe. Schuld und Hass dürfen nicht das Einzige, was ich noch habe, überschatten.“ Wir hatten nie darüber gesprochen – und wir würden es wohl auch nie können. Wir könnten einander nicht vergeben, und dieses Wissen war es, was mich ebenso erdrückte wie meine Schuld. Wir beide hatten jedes Hindernis überwunden, aber am Ende lag unsere Liebe unter Schmerz begraben.
    „Ich liebe dich, Sam“, murmelte Payton an meinem Hals, und ich wusste, es war die Wahrheit. Ich schob meine Hände unter sein Shirt und zog es ihm über den Kopf. Seine Haut war so warm, sein Duft mir so vertraut und sein Herzschlag im Einklang mit meinem.
    „Ich liebe dich auch“, flüsterte ich und schloss die Augen, um meine Tränen zu verbergen.
     

    Wir saßen gerade an unserem provisorischen Frühstückstisch aus Kartons, als es an der Tür klopfte.
    Ich liebte dieses Geräusch. Es war so viel angenehmer als das schrille Klingeln einer modernen Glocke, und der schmiedeeiserne Löwe, der den Klopfer im Maul hielt, hatte es mir bereits am Anfang der Wohnungsbesichtigung angetan. Die hohen Decken, die großzügigen Fenster und die kunstvolle Stuckarbeit an den Wänden des Wohnzimmers hatten mich sofort verzaubert, wohingegen Payton besonders die alten Bodenfliesen gefielen.
    Ich beeilte mich zur Tür zu kommen, denn die Fliesen, die er so gerne mochte, waren eisig und drohten meine nackten Füße zu erfrieren. Ich lief barfuß, da die Kiste mit den wärmenden Socken noch irgendwo verschollen war.
    „Hi! Kommt rein!“
    „Hi, ich hab in dem Laden an der Ecke noch Kaffee besorgt.“
    Ashley balancierte die dampfenden Becher in die Wohnung, und ich hörte, dass sie sich bei Payton über die Unordnung ausließ.
    „ Madain math “, murmelte Paytons Bruder Sean, der einen Werkzeugkoffer und einen Packen Abdeckfolie anschleppte. Kaum im Wohnzimmer ließ er alles fallen und wischte sich die staubigen Hände an seiner Jeans ab.
    „Sieht ja noch genauso chaotisch aus wie gestern“, bemerkte er und schüttelte den Kopf, aber Ashley, die es sich inzwischen auf Paytons alter Kleidertruhe bequem gemacht hatte, gab zu bedenken:
    „Als ich bei dir eingezogen bin, haben wir es nicht einmal geschafft, das Bett aufzubauen, ehe …“
    Payton sprang auf und unterbrach damit meine Cousine in ihrer weiteren Ausführung. Ich konnte mir auch so lebhaft vorstellen, wie die beiden übereinander hergefallen waren. Immerhin hatte ich Ashley vor Jahren schon dabei erwischt, wie sie sich mit dem Herzensbrecher meiner Highschool vergnügt hatte.
    Und Sean – über Sean machte ich mir keine Illusionen. Er war der geborene Verführer. Sein sportliches Äußeres ließ noch immer den Krieger erkennen, der er gewesen war, als ich ihm 1740 in den Highlands begegnete. Und schon damals war der Charmeur hinter jedem Rock her gewesen.
    Dass er sich nach der langen Zeit der Gefühllosigkeit durch den Fluch meiner hübschen, blonden Cousine Ashley zugewandt hatte, hatte mich nicht überrascht. Wohl aber, wie ernst es den beiden miteinander war. Tatsächlich

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