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Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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etwas anderes.
    »Was sagst du zu den Nachrichten aus der Pfalz, Marie? Herr Ludwig soll dem hohen Rat der Stadt Worms fast das ganze VermögenFulbert Schäffleins als Entschädigung für dessen Verbrechen abgepresst haben.«
    Marie lehnte sich zurück, beschattete die Augen und blickte in Richtung der tief stehenden Sonne, weil sie glaubte, dort eine Staubwolke wahrgenommen zu haben. Nun sah sie deutlicher, dass dort Reisende unterwegs sein mussten. »Ich glaube, wir bekommen Besuch, Michel«, sagte sie und wies nach Westen.
    Ihr Mann warf einen kurzen Blick auf die Staubwolke, die die Wagen darunter erahnen ließ, und winkte ab. »Die wollen wahrscheinlich nach Volkach. Lassen wir sie ziehen. Ich wollte von dir wissen, wie du Herrn Ludwigs Handeln beurteilst.«
    »Immerhin hat er dafür gesorgt, dass Egon als Ersatz für das Erbe seines Vaters eine Burg in der Oberen Pfalz zugesprochen wurde.« Marie seufzte ein wenig, denn sie war sich sicher, dass der Reisezug direkt auf Kibitzstein zuhielt.
    »Nun ja, besonders wertvoll ist der Besitz nicht, aber zumindest ist Egon versorgt und er hat mit unserem Freund Konrad von Weilburg einen Nachbarn, der ihm hilft, sein Stück Land zu verwalten, bis er selbst dazu in der Lage ist. Außerdem halte ich es für knauserig von Ludwig von der Pfalz, Andrej und Anastasia – oder, wie man sie jetzt nennt, Ritter Andreas und Fürstin Anna – als Hochzeitsgeschenk ein Gebiet zu übereignen, das eigentlich seinen Vettern gehört.«
    »Mich wundert es nicht, schließlich habe ich viele Monate an seinem Hof verbracht und kenne ihn etwas besser als du. Seine beiden Vettern sind, wie du ja auch gehört hast, froh um ihre neuen Gefolgsleute, denn die Hussitenüberfälle haben ihr Land stark verwüstet, und sie können tatkräftige Anführer brauchen, die es aufbauen helfen und die Verteidigung nach Osten verstärken.«
    Während Marie ihre Erinnerungen mit einer Handbewegung verjagte, zog Michel ein Stück dicht beschriebenes Papier hervor und las ein paar Sätze daraus vor. Es war ein Brief von Anastasia und Andrej, den der Kaplan Konrad von Weilburgs für die beidengeschrieben hatte, da sie der deutschen Sprache noch nicht so mächtig waren, dass sie sich schriftlich ausdrücken konnten. Die schlichten Worte zeigten, wie glücklich das junge Paar war, sich in der Oberen Pfalz eine neue Heimat schaffen zu können. Sie dankten Marie, die es ihnen erst ermöglicht hatte, ein Zuhause zu finden.
    »Mir wäre das waldige Hügelland zu einsam und zu abgelegen, doch Andrej ist an ein noch raueres Klima gewöhnt und wird alles tun, seiner Frau das Leben dort zu erleichtern. Auch Anastasia wird sich eingewöhnen, denn sie hat trotz allem einen festen Willen. Außerdem liebt sie Andrej und harte, schneereiche Winter hat sie bereits in Worosansk kennen gelernt.« Michel seufzte. Ihm wäre es lieber gewesen, sowohl Egons wie auch Andrejs Besitzungen wären in seiner Nachbarschaft gelegen. Wohl kam er mit den Herren der umliegenden Burgen und den Bürgern der Städte gut aus, doch es würde dauern, bis er gute Freunde unter ihnen gefunden hatte.
    Marie nahm ihm das Schreiben aus der Hand. »Auch wenn es nicht dasteht, so lese ich doch das Heimweh heraus, das beide erfüllt. Es muss schlimm für sie sein, in einem fremden Land leben zu müssen, dessen Bewohner so ganz anders sind. Der Pfalzgraf hätte darauf Rücksicht nehmen müssen und sie nicht in diese Einöde schicken dürfen.« Dann schüttelte sie den Kopf. »Aber lass uns nicht dauernd an Ludwig von der Pfalz herummäkeln. Er hat Ritter Heinrich mit der Herrschaft Hettenheim und allen dazugehörenden Burgen belehnt, ohne sich ein Stück aus seinem Erbe herauszuschneiden, wie ich es befürchtet hatte. Auch hat er dessen Sohn persönlich den Ritterschlag erteilt.«
    Michel lachte auf. »Er sieht trotzdem auf seinen Vorteil. Immerhin hat er den jungen Hettenheim sofort nach der Schwertleite mit Huldas Ältester vermählt und sich das Recht vorbehalten, deren Schwestern nach eigenem Belieben zu verheiraten.«
    »Das gilt zum Glück nicht für Lisa. Die hat er ganz offiziell unsererMunt übergeben.« Marie wirkte so zufrieden, dass Michel seinen nächsten Einwand hinunterschluckte. In seinen Augen hatte Ludwig von Wittelsbach nur deshalb auf die Vormundschaft über Lisa verzichtet, weil er sonst auch für sie eine Mitgift hätte stiften müssen. Dies war nun ihre Aufgabe, doch das wog weder in Maries noch in Michels Augen besonders schwer.
    »Da

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