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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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gezogen
worden wie eines der Fischerboote oder die Netze, feucht, schwer und schwarz.
Je näher sie kamen, desto schneller schlug Nerinas Herz. Langsam dämmerte ihr,
was dort lag: ein Mensch.
    Auch Michele schien wieder
nüchtern. Er war Nerina einige Fuß voraus und stürzte die letzten Schritte auf
die Person zu, die dort auf den Ufersteinen lag. Bevor Nerina ihn erreichte,
kniete er nieder. Plötzlich fuhr er zu ihr herum und starrte sie mit vor Angst geweiteten
Augen an.
    Er öffnete den Mund zu einem
Schrei, aber Nerina vernahm nur ein heiseres Krächzen, das ihr dennoch durch
Mark und Bein fuhr.
    „Lena!“
6.
    „Man sollte ihn im Tiber ertränken
und die Bilder hinterher werfen. Sie beleidigen das Auge und den Glauben!“ Kardinal
Camillo Borghese verschränkte die Arme und blickte abschätzig auf das Gemälde,
vor dem sein Neffe stand. „Ich weiß nicht, warum Ihr das Geschmiere in Auftrag
gegeben habt?“
    Forsch musterte er die Runde, die
sich versammelt hatte, und Scipione sah, dass er Zustimmung von ihm und dem
jungen Gonzaga erwartete.
    „Ihr werdet doch nicht auf Eure
alten Tage zum Hasser der neuen Zeit, Oheim?“
    Scipione Borghese versuchte, seiner
Stimme so viel Schmerz zu verleihen, wie nötig war, um den Kardinal zu
beruhigen, und so viel Aufsässigkeit und Überzeugung hineinzulegen, dass es
seinen Oheim gleichzeitig quälen musste. Der verzog das Gesicht und drehte ihm
den Rücken zu. Im Kerzenglanz schimmerten die grauen Haare unterhalb des
Piloleums wie ein silberner Ring.
    „Außerdem habe ich es nicht in
Auftrag gegeben, sondern gekauft. Es schien mir ... interessant zu sein.“
    Kardinal Camillo Borghese blickte
kurz zu seinem Neffen hinüber, aber Scipione Borghese wandte sich dem Gast zu,
ohne die Antwort des Kardinals abzuwarten.
    „Nun, mein lieber Ferdinando
Gonzaga, werter Freund, seid Ihr ebenfalls der Ansicht meines Oheims? Euer
Vater gilt als fleißiger Sammler mit ausgesuchtem Geschmack und offenem Herzen
für die Moderne.“
    Verlegen und offenbar in
Erklärungsnot, trat Ferdinando Gonzaga von einem Fuß auf den anderen. Scipione
Borghese tat der Junge leid, den er so in die Enge getrieben hatte. Er
beobachtete, wie er Hilfe suchend zu seinem Sekretarius hinüberblickte, der
scheinbar unbeteiligt auf das Gemälde blickte und sich dann das Deckengemälde
des Raumes besah.
    „Er wirft einen neuen Ton in die
Arena der Kunst!“, stotterte Ferdinando Gonzaga seine Antwort heraus, und
Scipione Borghese musste die Augenbrauen heben. Sonderbar. Sein Urteil
formulierte er zwar unsicher, aber treffend. Sollte in diesem blassen Jüngling
tatsächlich der Kunstverstand des Vaters Vincenzo nisten, oder hatte er sich
dieses Urteil angelernt? Selbst sein Sekretarius schien erstaunt zu sein über
diesen Satz, denn er musterte kurz seinen Herrn und hob eine Augenbraue.
    „Ein Schmierfink, der die Heiligen
beleidigt!“, knurrte Camillo Borghese.
    „Im Augenblick immerhin einer der
Bestbezahlten!“, warf Scipione Borghese ein.
    „Und einer der Rauflustigsten. Der
Trinkfreudigsten. Der den Huren am meisten Zugewandten! Die Liste könnte
beliebig verlängert werden.“
    „Sprecht Ihr von Caravaggio, Oheim,
oder von den Kardinälen seiner Heiligkeit?“
    „Mit Euch kann man nicht über Kunst
sprechen, Scipione! Sie sind ganz verrückt nach diesem Tier, diesem
Unruhestifter, die Del Monte und Barberini und Chigi und dieser Bankier seiner
Heiligkeit, dieser Giustiniani. Als würde der Kleckser persönlich die Welt neu
schaffen. Dabei sollte man ihm das Malen verbieten.“
    Scipione Borghese musste lachen,
und aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er, dass auch Ferdinando Gonzaga
die Hand an den Mund führte, um ein Lächeln zu verbergen.
    „Das hieße, sich an der Schöpfung
vergreifen und sich zu versündigen.“
    „Jeder Pinselstrich auf diesem Bild
ist eine Sünde! Schaut ihn Euch doch an, diesen angeblichen Heiligen
Hieronymus. Ein magerer alter Mann, Arme und Brust faltig. Sieht so ein Heros
der Kirche aus? Warum muss man ihn darstellen wie einen Bettler, der am
verhungern ist?“
    Verärgert zog Camillo Borghese
seinen Mantel enger und zog sich wortlos zurück. Scipione sah dem Oheim nach,
blickte dann auf das Gemälde und wandte sich schließlich an Ferdinando Gonzaga.
    „Er ist etwas nervös in letzter
Zeit. Seine Heiligkeit kränkelt. Und er leidet mit.“
    Scipione Borghese bemerkte, dass
sein spöttischer Ton von Ferdinando mit einem unsicher scheinenden Lächeln
erwidert

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