Das Vermaechtnis
großen Raum führte.
»Ich habe mich hier gestern schon kurz umgesehen, nichts als leere Räume und Staub«, erzählte Debbie, während sie nacheinander die einzelnen Türen öffneten und Marc einen Blick hineinwarf.
»Warst du auch oben?«, wollte er wissen, und steuerte auf die Treppe zu.
»Nein, ich war mir nicht so sicher, ob die Treppe das aushält.«
Er ließ langsam seinen Blick über sie wandern, dann grinste er.
»Ach komm, du bist schlank und leicht, das wird schon gehen. Notfalls fange ich dich auf.«
Wieder wurde sie rot, musste ihm aber recht geben, im Gegensatz zu ihr war er groß und kräftig, und vermutlich war es besser, wenn sie als Erste hinaufgehen würde.
Zögernd betrat sie die Treppe, tastete sich langsam die Stufen hinauf, und obwohl das Holz an einigen Stellen bedenklich knarrte, erreichte sie sicher die obere Etage.
»Na also«, stellte Marc zufrieden fest und folgte ihr vorsichtig.
Oben bot sich ihnen das gleiche traurige Bild wie im Erdgeschoss.
Die Treppe endete in einem größeren Flur, zwei Gänge zweigten jeweils rechts und links ab.
In jedem Gang gab es drei Zimmer, ebenso herunterkommen wie die unteren.
Am Ende lag jeweils ein Badezimmer, groß, aber genauso unbenutzbar wie der ganze Rest des Hauses.
»Nicht sonderlich einladend«, stellte Debbie frustriert fest.
»Allerdings.« Marc verzog das Gesicht. »Also wenn das unser Erbe sein soll, dann hat der alte Knabe uns ganz schön verschaukelt.«
Er warf einen Blick auf die Uhr.
»Es dürfte noch ein bisschen dauern, bis der Anwalt hier ist, wie sieht‘s aus, hast du Hunger?«
Vor lauter Aufregung hatte Debbie seit gestern Mittag überhaupt nicht mehr an Essen gedacht, doch jetzt bemerkte sie, dass ihr tatsächlich ein wenig der Magen knurrte.
»Ja schon«, sagte sie zögernd, »aber wir können doch jetzt hier nicht weg, wir müssen warten bis Bloomingdale hier ist.«
»Kein Problem, ich habe glücklicherweise immer einen kleinen Notvorrat im Auto«, lächelte er und schob sie die Treppe hinunter.
Debbie schaute ihm nach, als er nach draußen ging und kurz darauf mit einer Decke, einer Schachtel Kekse und einer Flasche Limonade wieder zurückkam.
Sie breiteten die Decke auf dem Boden in der Halle aus, und machten es sich darauf gemütlich, so gut es eben möglich war.
»Denkst du wirklich, es war alles nur ein dummer Scherz?«, fragte Debbie nachdenklich, während sie genüsslich auf einem Plätzchen herumkaute.
»Keine Ahnung, nach allem was wir bisher erlebt haben, ist das nicht auszuschließen, aber warum sollte sich ein alter Mann, der uns beide kaum kennt, solche Mühe machen? Ich hoffe, dass wir bald ein bisschen Klarheit bekommen.«
Angespannt saßen sie auf der Decke und rätselten weiter, was es mit dem seltsamen Testament und der schäbigen Bude auf sich haben könnte. Scherzhaft malten sie sich alles Mögliche aus, und mehr als einmal mussten sie über ihre Einfälle lachen.
So verging die Zeit bis zum Mittag dann doch recht schnell, und irgendwann öffnete sich quietschend die Eingangstür und Winston Bloomingdale stand in der Halle.
K apitel 6
Winston Bloomingdale gab beiden zur Begrüßung kurz die Hand und kramte dann seine Papiere aus dem Aktenkoffer.
»Gut, dann werde ich Ihnen jetzt mitteilen, wie es weiter geht«, erklärte er und öffnete einen Briefumschlag. »Ich habe hier ein Schreiben Ihres Onkels, welches an Sie beide gerichtet ist, und werde es Ihnen nun vorlesen.«
Debbie und Marc warfen sich einen kurzen Blick zu und schauten dann gespannt den Anwalt an.
»
Liebe Deborah, lieber Marc.
Da ihr euch nun inzwischen kennen gelernt habt, werdet ihr die vor euch liegende Herausforderung hoffentlich gemeinsam bestehen. Sicherlich habt ihr euch schon gewundert, warum ich euch nach Springfield in das alte Haus geschickt habe.
Es war schon immer mein größter Traum gewesen, ein Hotel zu besitzen. Keinen großen, modernen Kasten, sondern eine gemütliche, kleine Pension mit familiärer Atmosphäre.
Als ich das alte Haus hier am Meer entdeckt habe, wusste ich sofort, dass es genau das ist, was ich mir vorgestellt habe. Ich hatte die Absicht es zu renovieren, und hier meinen Lebensabend zu verbringen. Blöderweise machte mir meine Krankheit einen Strich durch die Rechnung, ich kam nicht mehr dazu, mich darum zu kümmern, und wollte die Renovierung auch nicht irgendwelchen lieblosen Handwerkern überlassen.
Daher nun meine Aufgabe für euch: Verwirklicht meinen Traum.
Ihr bekommt ein
Weitere Kostenlose Bücher