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Das verräterische Tonband

Das verräterische Tonband

Titel: Das verräterische Tonband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Kinderlätzchen aussehen. »Es war niemand
hier, bevor Sie hereinkamen .«
    »Dann
hat mich vermutlich mein übermenschliches Gehör getrogen, und Sie haben nur ein
paar Unterlagen auf Ihrem Schreibtisch herumgeschoben .« Ich grinste sie an. »Wir machen alle Fehler, aber ich kann es mir nicht
leisten, mit den meinen zu einem Doktor Reiner zu gehen, um mich für fünfzig
Dollar die Stunde analysieren zu lassen !«
    »Hundert
Dollar die Stunde, Mr. Holman «, korrigierte sie mich
mit sanfter Stimme. »Der Doktor war nicht nur einfach ein Psychiater, er war
außerdem Mode .«
    »Ich
frage mich, an welchem Ende er wie ein Bock aussah ?« dachte ich laut.
    »Sie
werden mich nicht mehr dazu bringen, erneut ins Fettnäpfchen zu treten, Mr. Holman «, sagte sie mit angespannter Stimme. »Kein
Kommentar.«
    »Okay.«
Ich nickte verständnisvoll. »Ich glaube, ich bin jetzt ausreichend versorgt, um
beschäftigt zu sein. Vielen Dank für Ihre geradezu übermenschliche Tüchtigkeit,
Miss Robbins. Ich komme zurück, wenn ich noch ein paar Fakten brauche .«
    »Jederzeit,
Mr. Holman .« Sie stand auf, um mich zur Tür zu
begleiten; und als sie um den Schreibtisch herumging, bekam ich zum erstenmal ihre beeindruckende Figur zu sehen.
    Marcia
Robbins war ein wirklich hübsches Mädchen mit einer Figur, die wirklich sexy
war — selbst wenn sie sie sittsam hinter einer sachlichen weißen Bluse und
einem dunklen Rock verbarg. Sie war nicht sehr groß, aber alles in den
richtigen großzügigen Proportionen — ich ertappte mich bei diesem unbewußten Zitat. Und ich hätte auch geschätzt, daß sie
zwei Jahre jünger als Barbara Doone war.
    »Sagen
Sie mal«, erkundigte ich mich, als wir bei der Tür angelangt waren, »wie war es
denn damals, als Sie im Sommertheater in Connecticut spielten ?«
    Sie
starrte mich wie blind an, während alle Farbe aus ihrem Gesicht wich. »Sie —
sie hat Ihnen darüber erzählt ?« flüsterte sie.
    »Nicht
so ausführlich«, gab ich zu. »Aber ausreichend.«
    »Sie
ist immer ein Luder gewesen«, flüsterte sie mit gepreßter Stimme. »Aber bis jetzt habe ich nicht gewußt, was für ein Luder sie wirklich
sein kann !«
    Ich
verließ das Arbeitszimmer und schloß sachte die Tür vor Marcia Robbins
plötzlich eingefallen wirkendem Gesicht. Es schien keinen Sinn zu haben, die
Frage zu stellen, die ich ihr auf Barbara Doones Vorschlag hin hatte stellen sollen — schließlich hatte ich die Antwort ja
bereits bekommen.

ZWEITES KAPITEL
     
    D ie Praxis des verstorbenen Dr. Reiner lag im Erdgeschoß eines weißen
Stuckgebäudes im Herzen des Sunset Strip, und es schien der angemessene Ort für Doktor Sex zu sein, um groß ins
Geschäft einzusteigen. Die Tür war offen, und so trat ich in die Praxis, vage
überrascht, wenn nicht gar erwartungsvoll. Da war ein Wartezimmer, geräumig und
hübsch, mit einem altertümlichen weißen Teppich in der Mitte und eine Unzahl
darauf verstreuter weißer Ledersessel und -couches. Das Ganze erweckte den
Eindruck, als ob hier die exklusive Orgienvereinigung von Beverly Hills ihre jährliche Generalversammlung abhalten wolle.
    Hinter
einer Teakholztür hörte ich ein leises Rascheln, und diesmal beging ich nicht
den Fehler, erst anzuklopfen, sondern trat geradewegs ins innere Heiligtum mit den schalldichten Wänden — vielleicht war das auch für die
Tonbandaufnahmen besser? — und blieb, auf die riesige weiße Ledercouch
starrend, die alle weißen Ledercouches der Welt haushoch schlug, abrupt stehen.
    Das
schwache Rascheln stammte, wie mir langsam aufging, von einer Frau, die hinter
einem modernistischen Schreibtisch saß und einen Stapel Papiere, der vor ihr
lag, durchblätterte. Ich dachte, dies sollte eine Lehre für Holman sein, nicht Leuten zu mißtrauen , bevor er sie auch
nur zu Gesicht bekommen hatte! Die Frau war dunkelhaarig, etwa Mitte Dreißig,
mit klassischen Zügen und dem blutleeren Gesicht einer Kirchenfenstermadonna.
Sie blickte fragend auf, und ihre Augen waren dunkel, feucht und leblos. Aber
selbst wenn ihr Gesicht seit einiger Zeit tot sein sollte, so schien doch ihr
Körper — die festen vollen Brüste preßten sich gegen den weichen Wollstoff
ihres Kleides — vor Lebendigkeit zu vibrieren.
    »Ja?«
Sie hatte eine weiche volle Altstimme.
    »Sie
sind Doktor Reiners Sekretärin ?« fragte ich.
    »Nein«,
sie lächelte schwach, »lediglich seine Witwe .«
    »Verzeihen
Sie, daß ich hier eingedrungen bin, Mrs. Reiner«,
entschuldigte ich

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