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Das verräterische Tonband

Das verräterische Tonband

Titel: Das verräterische Tonband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Eingang war geschlossen, als ich hinkam; und so klopfte ich
höflich an und wartete. Von innen drang ein leises Rumoren, und etwa fünf
Sekunden später forderte mich eine weibliche Stimme auf einzutreten.
    Das
Arbeitszimmer war ein kleiner, aber freundlicher Raum mit Glastüren, die auf
eine Terrasse auf der einen Seite des Hauses hinausführten. In dem Augenblick stand
sie so weit offen, daß die Brise eindrang und die schweren Vorhänge in Bewegung
brachte; und ich fragte mich, ob wohl die eine Hälfte des leisen Rumorens, das
ich draußen gehört hatte, kurz bevor ich eingetreten war, eilig das Weite
gesucht hatte. Der Rest des Raums bestand aus Bücherregalen, zwei
Karteischränken und einem mit Papieren beladenen Schreibtisch an der hinteren
Wand. Hinter dem Schreibtisch saß eine kurzsichtige blonde Vision, die mich
instinktiv durch eine mit einem glitzernden Rahmen versehene Brille anspähte , als wäre ich die Buchstabentafel eines
Augenarztes und sie könne mich von oben bis hinab zum Achtelpetit fließend
lesen.
    »Marcia
Robbins ?« fragte ich höflich.
    »Ja.«
Ihre Stimme klang leicht atemlos, und das regte im Freudschen Sinn meine Phantasie an. Ich überlegte angestrengt, was dieses leichte
Rumoren wohl bedeutet haben mochte?
    »Ich
heiße Rick Holman «, sagt ich. »Ich...«
    »O
ja, Mr. Holman , natürlich!« Sie lächelte, und ihre
Zähne waren perlweiß, aber keineswegs raubgierig. »Miss Doone hat mir alles über Sie erzählt .«
    »Miss Doone weiß keineswegs alles über mich«, sagte ich
schnell.
    »Entschuldigung.«
Ihre Stimme klang vorübergehend noch ein wenig atemloser. »Ich meine, sie hat
mir gesagt, ich solle Ihnen in jeder Weise behilflich sein, Mr. Holman .«
    »Ich
bin nicht etwa ein Purist, was die Sprache anbelangt«, erklärte ich. »Ich fand
nur, der Gedanke, daß Miss Doone alles über mich
wissen könnte, hat etwas Makabres an sich .«
    »Ich
verstehe, Mr. Holman .« Sie lächelte
wieder perlweiß, und vielleicht verzogen sich die Winkel ihres breiten Mundes
ein wenig. »Wie kann ich Ihnen behilflich sein ?«
    »Ich
hätte gern die Adresse von Doktor Reiners Praxis, und auch seine Privatadresse,
wenn Sie sie haben .«
    »Ich
habe beides bereits für Sie aufgeschrieben, Mr. Holman .« Sie schob mir ein Blatt Papier über den Schreibtisch hin.
    »Das
ist sehr tüchtig, Miss Robbins«, sagte ich respektvoll. »Kennen Sie
irgendwelche Bekannten von Miss Doone , die ebenfalls
zu ihm gingen ?«
    Sie
überlegte einen Augenblick mit geschürzten Lippen, während die schräg durch die
offene Glastür hereinfallenden Sonnenstrahlen eine Kaskade schimmernder
Glanzlichter auf ihrem goldenen Haar hervorlockten.
    »Nun
ja, ich bin so gut wie sicher, daß Miss Faber zu ihm ging — und ich glaube,
ursprünglich war es Mr. Larsen, der Miss Doone den
Doktor empfohlen hat .«
    »Miss
Faber ?« fragte ich. »Susanne Faber, das Mädchen, das
all diese Aktserien dreht, natürlich ausschließlich für überseeisches Publikum
— diese Susanne Faber?«
    »Diese
Susanne Faber, Mr. Holman .« Sie kicherte plötzlich
und legte dann die Hand auf den Mund. »Entschuldigung. Ich kann nicht umhin,
mir vorzustellen, was der Doktor für ein Vergnügen gehabt haben muß, als er sie
auf der Couch liegen hatte .« Ihre Augen hinter den
dicken Brillengläsern weiteten sich. »Oh!« Sie schlug sich erneut mit der Hand
auf den Mund. »Sie wissen schon, was ich meine, Mr. Holman !
Ich meine, als sie anfing, ihm über ihr... Ach du lieber Himmel! Jedesmal , wenn ich den Mund aufmache, trete ich ins
Fettnäpfchen !«
    »Machen
Sie sich nichts draus«, sagte ich voller Mitgefühl. »Meine Phantasie ist der
Ihren ohnehin um mehrere Pferdelängen voraus. Wie steht es mit Larsen? Wer ist
das ?«
    »Edgar
Larsen.« Sie lächelte dankbar ob meiner gütigen Worte. »Er ist Miss Doones Manager .«
    »Vielleicht
könnte ich auch seine Adresse haben ?«
    »Die
ist hier .« Sie wies auf das Blatt Papier.
    »Zusammen
mit der Susanne Fabers, nehme ich an ?« brummte ich.
    »Ganz
recht .«
    »War
es Larsen, den ich eben beinahe kennengelernt habe ?« fragte ich beiläufig.
    »Verzeihung,
Mr. Holman ?«
    » Irgend jemand ist doch durch die Glastür verschwunden,
bevor Sie mich zum Eintreten aufgefordert haben«, erklärte ich leichthin. »Ich
habe mich gefragt, ob er das wohl war .«
    »Leider
haben Sie sich da geirrt, Mr. Holman .« Die vergrößerten babyblauen Augen ließen sie wie einen
weiblichen George Washington auf einem

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