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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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dem Gericht mitteilen muss.« Cotton erhob sich langsam. Er hatte den Kopf gesenkt und eine Hand in die Seite gepresst. »Louisa Mae Cardinal ist soeben verstorben.«
    Wieder explodierte Lärm im Gerichtssaal, diesmal aber machte der Richter keine Anstalten, für Ruhe zu sorgen. Davis’ Grinsen wurde breiter, und er ging zu Cotton hinüber. »Verdammt«, sagte er. »Dieser Tag wird ja immer besser.«
    Cotton verlor die Beherrschung. Er packte Davis, holte aus und wollte ihn mit der rechten Faust in den nächsten Bundesstaat befördern, hielt dann aber inne und schob den Mann aus dem Weg, ganz so, wie man einen Haufen Dung von der Straße schiebt.
    »Euer Ehren«, rief Goode, »ich weiß, dass es allen hier sehr leid tut um Miss Cardinal, und auch ich bedaure ihr Ableben. Nun, ich habe hier eine Liste angesehener Personen, die diese Kinder beim Verkauf des Landes vertreten könnten, das nun an sie übergegangen ist.«
    »Und ich hoffe, dass Sie dafür in der Hölle schmoren«, rief Cotton. Er ging zur Richterbank, und Goode folgte ihm.
    Cotton schlug mit der Faust so fest auf den Richtertisch, dass der Gerichtsdiener nervös näher trat.
    »George Davis hat sämtliche Geschworenen korrumpiert«, rief Cotton. »Ich weiß, dass ihm die Dollars der Southern Valley ein Loch in die Tasche brennen.«
    »Hören Sie auf, Longfellow. Sie haben verloren«, sagte Goode.
    Keiner der Männer bemerkte, wie die Türen des Gerichtssaals sich öffneten.
    »Niemals, Goode. Niemals!«, brüllte Cotton ihn an.
    »Mr Cotton hat sich bereit erklärt, sich der Entscheidung des Gerichts zu fügen.«
    »Tut mir leid, aber da hat er wohl Recht«, sagte Atkins.
    Triumphierend drehte Goode sich zu Miller um - und bei dem Anblick, der sich ihm bot, wären ihm beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen.
    »Henry«, wandte Cotton sich flehentlich an Atkins, »die Kinder . bitte, bestimmen Sie mich zu ihrem Vormund. Ich .«
    Doch Atkins hörte Cotton nicht mehr zu. Auch er starrte in den Gerichtssaal, den Mund weit offen.
    Cotton drehte sich langsam um, um zu sehen, was Atkins so verstörte, und ihn schwindelte plötzlich, als wäre gerade Gott selbst durch jene Tür getreten.
    Lou und Oz standen vor der Menge.
    Und zwischen ihnen, wie von ihren Kindern gehalten, stand Amanda Cardinal.
    Lou hatte die Blicke nicht mehr von ihrer Mutter nehmen können, seit Oz sie durch den Flur ins Schlafzimmer geführt hatte, in dem Amanda mit weit geöffneten, tränenerfüllten Augen lag, die zitternden Arme nach ihren Kindern ausgestreckt, ein freudiges Lächeln auf den Lippen.
    Langsam drehte Cotton sich zum Richtertisch um.
    »Euer Ehren«, sagte er mit stockender Stimme, »ich möchte Ihnen Amanda Cardinal vorstellen, den rechtmäßigen und wahren Vormund der Kinder.«
    Die mit einem Mal schweigende Menge bildete eine Gasse, sodass Cotton langsam zu Amanda und ihren Kindern gehen konnte. Er wankte, als hätten seine Beine das Gehen verlernt, und sein Gesicht war tränenüberströmt.
    »Miss Cardinal«, begann er, »mein Name ist ...«
    Amanda streckte eine Hand aus und berührte ihn an der Schulter. Sie war sehr schwach, und doch hielt sie den Kopf hoch erhoben, und als sie sprach, waren ihre Worte leise, aber
    vernehmlich. »Ich weiß, wer Sie sind, Mr Longfellow. Ich habe Ihnen oft zugehört.«

 
HEUTE
    Die große Frau schreitet über ein Feld Rispengras, das sich langsam im Wind wiegt. Im Hintergrund erhebt sich eine Bergkette. Das silberne Haar der Frau reicht ihr bis zu den Hüften. Sie hat einen Stift und ein Klemmbrett dabei. Die Frau setzt sich auf den Boden und schreibt.
    Vielleicht war es der Wunschbrunnen, der uns half. Vielleicht war es der unerschütterliche Glaube eines kleinen Jungen. Oder es war das kleine Mädchen, das seiner Mutter sagte, wie sehr es sie liebte. Wichtig war, dass unsere Mutter zu uns zurücckehrte, im gleichen Augenblick, als unsere geliebte Louisa Mae uns verlassen hatte. Nur eine kurze Zeit hatten wir Louisa gekannt, nicht länger als eine Minute, und dass wir sie überhaupt je kennen gelernt hatten, war Zufall, Glück oder Schicksal gewesen.
    Die Frau erhebt sich, geht ein Stück weiter und bleibt vor zwei Grabsteinen stehen, auf denen die Namen Cotton Longfellow und Amanda Cardinal Longfellow zu lesen sind. Sie setzt sich wieder und schreibt weiter.
     
    Meine Mutter und Cotton heirateten ein Jahr später. Cotton adoptierte Oz und mich, und wir brachten ihm die gleiche Liebe entgegen wie unserer Mutter. Sie verbrachten

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