Das Versprechen deiner Lippen
sie sei verliebt in Reed. Und jetzt war er fortgegangen. Wahrscheinlich für immer.
Mit zitternder Stimme sagte sie: „Ich wollte doch nur helfen.“
Reed nickte und trommelte mit den Fingern auf den Glastisch. „Ich weiß. Du kannst eben nicht anders.“
Sie sah ihn verwirrt an.
Seine Miene entspannte sich. „Wir sollten dir ein Cape und eine Spiderman-Maske besorgen, Mandy. Dann fliegst du herbei und löst alle Probleme der Welt.“
Auf einmal fiel ihr Abigails Warnung siedend heiß wieder ein. Hatte sie sich zu sehr in Reeds und Calebs Beziehung eingemischt, statt sich um ihre eigene Familie zu kümmern? Hatte sie einen kolossalen Fehler begangen und allen nun noch mehr geschadet?
Reed beobachtete sie eingehend, während sie verzweifelt versuchte, ihre Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen. „Mandy“, fragte er leise, und ein leises, trauriges Lächeln umspielte seinen Mund. „Seit wann bist du in Caleb verliebt?“
Mandys Herz setzte einen Schlag aus. „Wie bitte?“ , stammelte sie. „Ich bin nicht … Wie kommst du darauf?“ Sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg.
Reed neigte den Kopf zur Seite und wartete.
Sie würde ihm keine Antwort geben.
Sie musste ihm nicht antworten.
Reeds Lippen spitzten sich zu einem angedeuteten Pfeifen. „Und trotzdem hast du gerade eben zugelassen, dass er fortgeht. Dass er dich bei mir zurücklässt? Ach, Mandy.“
„Ich bin nicht … verliebt in ihn.“ Sich in Caleb zu verlieben wäre die größte Dummheit der Welt. „Das war nur eine Affäre, eine Bettgeschichte. Nichts weiter.“
Reed streckte seine große schwielige Hand aus und ergriff ihre. „Du hättest nicht herkommen sollen.“
„Das ist mir inzwischen klar“, gab sie zu. Sie hätte auf ihre große Schwester hören und sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern sollen. Wenn sie danach gehandelt hätte, wären sich Reed und Caleb vielleicht auch ohne sie wieder nähergekommen.
„Fahr zum Flughafen“, riet ihr Reed. „Mach dich auf den Weg zu Caleb.“
Aber Mandy schüttelte energisch den Kopf. Dafür war es jetzt viel zu spät. Und Reed irrte sich, denn Caleb hatte ihr nie mehr als ein paar heiße Nächte in Rio angeboten. Und selbst das war jetzt Schnee von gestern. Sie würde Caleb aus ihrem Herz verbannen. Für immer.
12. KAPITEL
Calebs Jet hob vom São Paulo Airport ab und flog durch den klaren Himmel Richtung Nordwesten. Die vergangenen Tage waren ein hartes Stück Arbeit gewesen, aber mit Danielles Hilfe hatte er die Vorbehalte der brasilianischen Finanzbehörden ausräumen können.
Sie hatten nun einen Werksleiter am Ort, die Buchhaltungs- und Computersysteme waren installiert und drei Vorarbeiter waren auf der Suche nach einheimischen Facharbeitern.
„Am Freitag werde ich ein Meeting mit dem Vertrieb und der Finanzabteilung ansetzen.“ Danielle tippte eine E-Mail in ihr Smartphone.
„Ich weiß nicht, ob ich am Freitag kann“, erwiderte Caleb. Er musste sich weiter um den Umzug kümmern. Je früher der über die Bühne ging, desto besser. „Ich muss unbedingt nach Colorado.“
Sie blickte abrupt zu ihm auf. „Wie bitte?“
„Das ungeklärte Wasserrechtsproblem drückt die Immobilienpreise, aber ich habe dem Makler grünes Licht für jeden Verkauf gegeben. Ich will die Sache hinter mich bringen.“
„Aber dein Bruder!“
„Was ist mit meinem Bruder?“
„Wir haben ihn gefunden. Überschreib ihm die verdammte Ranch und damit basta.“
Caleb glaubte sich verhört zu haben. „Was meinst du mit ‚ wir haben ihn gefunden‘?“
„Mandy kam bei der Suche nicht weiter, also habe ich Enrico mit ein paar Telefonaten beauftragt.“
„Enrico hat Reed aufgespürt?“
„Ja.“
Caleb räusperte sich und straffte die Schultern. „Mal abgesehen davon, dass du hinter meinem Rücken gehandelt hast, will Reed die Ranch gar nicht.“
„Überschreib sie ihm trotzdem. Wenn wir in Chicago sind, kann ich einen Vertrag aufsetzen.“
„Sie wird verkauft“, erklärte Caleb kategorisch und zunehmend gereizt.
„Du verschwendest deine kostbare Zeit. Wir brauchen deine ganze Konzentration in der Firma und keinen Cowboy, der in Colorado …“
„Seit wann bestimmen andere über mein Leben? Ich brauche nur ein paar Wochen Urlaub in meiner Heimat.“
„Seit wann zieht es dich in deine Heimat?“
Caleb zog es eigentlich nicht an den Ort selbst zurück, oder vielleicht doch ein bisschen. Travis wiederzusehen hatte Spaß gemacht. Und Seth war ein feiner
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