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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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Erstes Kapitel
Moskau 1916
    Die Wohnung von Professor Michail Wladimirowitsch Sweschnikow nahm den gesamten dritten Stock in einem neuen Haus in der Zweiten Twerskaja-Jamskaja-Straße ein. Der Professor war Witwer, noch nicht alt, und hatte drei Kinder. Böse Zungen behaupteten, er habe sie alle in Reagenzgläsern gezüchtet. Unter den umliegenden Krämerinnen kursierten Gerüchte, dieser Doktor würde Tote wieder lebendig machen, könne sich in einen schwarzen Hund und in eine weiße Maus verwandeln und sei zweitausend Jahre alt. Zu Adels- und Professorentitel und dem Rang eines kaiserlichen Generals sei er mit Hilfe schwarzer Magie sowie der japanischen und deutschen Spionagedienste gekommen.
    Übrigens wussten weder der Professor selbst noch seine Hausgenossen von diesen Gerüchten. Nur das Dienstmädchen Marina, eine stille, füllige junge Frau von fünfundzwanzig Jahren, erzählte manchmal, wenn sie vom Einkauf im Lebensmittelladen kam, der alten und nahezu tauben Kinderfrau Awdotja Borissowna davon. Wenn Marina ihr laut ins Ohr flüsterte, seufzte Awdotja, stöhnte und schüttelte den Kopf. Sie glaubte, Marina spreche von erfundenen Personen, aus der Zeitung oder aus einem Buch. Sie konnte sich keinen Augenblick lang vorstellen, dass die Rede von ihrem geliebten Michail war, dessen Kinderfrau und Amme sie gewesen war, vor langer Zeit, in einem anderen Jahrhundert.
    In Moskau wimmelte es von Medien, Hellsehern, Hypnotiseuren, Handlesern und Hexern – für jeden Geschmack.
    Über dem Professor wohnte der Spiritist Bublikow, an seiner Tür hing sogar ein glänzendes Schild: »Doktor der Esoterik, großer Magier, verdienter Spiritist des Russischen Reichs A. A. Bublikow«. Doch er interessierte die Krämerinnen seltsamerweise weniger als Professor Sweschnikow.
    An einem dunklen Januarmorgen des Jahres 1916, in der siebten Stunde, gellte aus einem Fenster des dritten Stocks, das zum Hof hinausging, ein Frauenschrei. Der Hauswart Sulejman rammte die Schaufel in eine Schneewehe und schaute hinauf. Das kleine Lüftungsfenster stand offen, durch die dichten Vorhänge drang helles elektrisches Licht. Ein Lichtstreifen lag auf der dunklen Schneewehe, und einzelne Schneekristalle funkelten darin wie eine Handvoll kleiner Diamanten.
    Dem Schrei folgte nichts als Stille. Der Hauswart zog einen Handschuh aus und betete leise und ausgiebig zu Allah.
    Im ehemaligen Speisezimmer, das nun als Laboratorium diente, saß das alte Dienstmädchen Klawdija auf dem Fußboden und roch an einem Salmiakfläschchen. Professor Sweschnikow stand über sie gebeugt. Unrasiert, verschlafen, in einem gesteppten seidenen Hausrock, ein Handtuch um den Hals und in warmen Hausschuhen, war er auf den Schrei des Dienstmädchens hin aus dem Bad herbeigeeilt.
    »Na, na, ganz ruhig, Klawdija, hör auf zu zittern«, sagte der Professor in angenehmem, schlafheiserem Bariton, »beruhige dich und erzähl mir alles der Reihe nach.«
    Klawdija schniefte, hob einen zitternden Arm und zeigte in eine entfernte Ecke, wo hinter einem Krankenhauswandschirm aus Wachstuch drei kleine Glaskästen mit Luftlöchern standen. In einem rannten zwei fette weiße Ratten, lautlos fiepend, hin und her. Im zweiten wuselte ein Dutzend kleiner Ratten herum. Der dritte war leer.
    »Hast du den Käfig aufgemacht?«
    Klawdija schüttelte entschieden den Kopf. Der Professor fasste sie unter, hob sie hoch, führte sie zu einer Liege, setzte sie hin und schritt energisch in die Rattenecke.
    Das solide dicke Glas war an mehreren Stellen gesprungen. Der runde Metalldeckel war aufgeklappt. Feine Kiefernspäne aus dem Käfig lagen auf dem Fußboden herum.
    »Hast du ihn gesehen?«, fragte der Professor und betrachtete die frischen Kratzer auf dem Metall und den abgebrochenen kleinen Riegel.
    »Und ob ich ihn gesehen habe! Er hat sich auf mich gestürzt, der Teufel, wo er bloß die Kraft her hat, alt und krank, wie er ist. Ist schon fast krepiert, und dann springt er so hoch.« Klawdija zeigte mit der Hand eine Höhe von anderthalb Metern über dem Boden. »Er wär mir beinahe ins Gesicht gesprungen, der Mistkerl, ich hab ihn gerade noch mit dem Besen abwehren können, den Unhold.«
    Das Dienstmädchen Klawdija war eine gottesfürchtige Person, schweigsam und ungelenk. Sie war kein Plappermaul, hob nie die Stimme, benutzte niemals Schimpfworte. Nun brannten ihre Wangen, und ihre Augen glänzten. Sie zitterte wie im Fieber und leckte sich die trockenen Lippen. Der Professor griff aus alter

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