Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Versprechen Des Himmels

Titel: Das Versprechen Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
geradezu perfider Gedanke: Sie löschte ihre Fackel im Sand.
    Sie würde es ohne Licht versuchen. Sie war überzeugt, daß sie es nicht mehr brauchte. Sie war besser, als ihr Ausbilder ahnte, und wurde immer noch besser. Sie lauschte dem Klicken, und der pfeifenden Bewegung der Arme. Auf diese Weise war es eine etwas größere Herausforderung, aber nicht viel größer. Der Mond schien noch zu hell.
    Springen und ducken, springen und ducken.
    Eine Weile vergaß sie alle Gedanken an Verrat und Rache und fand Ruhe in der geschmeidigen, geistlosen Bewegung.
    Aber nur eine Zeitlang.
    Dayrne überquerte den Statthalterweg und schlich die Tempelallee hinauf. Obwohl hinter den Fenstern einiger größerer Gebäude noch Licht brannte, war er allein auf der Straße. Oder, falls nicht allein, dann bewegte sich, wer immer sonst noch unterwegs war, ebenso leise wie er. Diese Möglichkeit durfte in Freistatt nie ausgeschlossen werden.
    Er hatte beabsichtigt gehabt, direkt nach Landende heimzugehen. Es gab so viel zu tun, die Einhundert zu organisieren und auszubilden. Es waren gute Männer. Er hatte jeden einzelnen selbst ausgewählt. Nach ihrer Ankunft in Freistatt war ihre erste Aufgabe gewesen, ihre eigene Kaserne mit dem Holz zu bauen, das Dayrne in Bhokar gekauft hatte. Da sie damit fertig waren, hatte er ihnen zur Feier Sabellias einen Tag freigegeben. Morgen würde ihr erster Trainingstag sein. Er selbst würde sie beaufsichtigen.
    Heute nacht jedoch wollte er sich ausschlafen.
    Trotzdem ging er langsamer, als er sich dem östlichen Eingang zum Himmlischen Versprechen näherte.
    Zwei steinerne Piedestale, beide halb mannshoch, standen links und rechts des breiten weißen Kieswegs. Er zögerte, dann ging er näher heran - und runzelte die Stirn. In Sabellias gesegnetem Licht sah er auf dem linken einen flachen schwarzen Stein liegen. Solche Steine wurden nur auf dem stadtabgelegenen Ufer des Schimmelfohlenflusses angespült.
    Es war ein Signal. Er nahm den Stein und folgte festen Schrittes dem Kiesweg. Er war keine zehn Fuß gekommen, als der Geruch billigen, aber starken Parfüms ihn anhalten ließ.
    Eine Frau trat aus den Büschen neben dem Weg. Sie war viel zu alt für ihr erwähltes Gewerbe. Nur hier im Himmlischen Versprechen konnte sie sich erhoffen, mit den ihr noch verbliebenen Reizen ihren Unterhalt zu verdienen. Männer, die hierherkamen, suchten nicht nach makelloser Schönheit, ihnen genügte ein kurzes, schnelles Gestrampel hinter den Büschen. Aber aus dem, was sie noch hatte, machte sie das Beste. Ihr Haar war zu blond, auf ihren Wangen war zuviel Rouge. Auch auf ihren Brüsten war Rouge, und ihre Augen waren fast verführerisch geschminkt.
    Ihr weißes Gewand bauschte sich, als sie auf ihn zukam. Der bleiche Mondschein verbarg gnädig, wie verschlissen es bereits war. Das Echo einer vergangenen Schönheit ging von ihm und seiner Trägerin aus.
    »Guten Abend, Asphodel«, grüßte Dayrne leise. »Dein Parfüm. Ich konnte es schon riechen, noch ehe ich dich sah.«
    Sie lächelte ihn an, und plötzlich wirkte sie nicht mehr ganz so alt. Das Lächeln erhellte ihr Gesicht und verlieh ihm Jugend. »Es heißt Saromes Nacht«, erklärte sie ihm. »Das einzige, das ich mir gerade noch leisten kann, und man kriegt es in großen Flaschen.« Sie strich mit den Fingerspitzen leicht über seine Brust. »Wenn es Eure Nase beleidigt, mein junger Freund, dann schenkt mir doch ein besseres.«
    Er faßte nach ihrem Handgelenk, hielt es kurz, dann hob er ihre Hand an seine Lippen und küßte sie. Asphodel kicherte wie ein junges Mädchen, entzog ihm die Hand und drückte sie an ihre Lippen, wo er sie geküßt hatte, dann drehte sie die Hand um, daß der schwarze Stein zu sehen war, den er auf ihre Handfläche gelegt hatte.
    »Du wolltest mich sehen«, erinnerte er sie sanft.
    Auch wenn sie eine Hure war, Dayrne mochte die alte Frau. Er mochte sie, seit er sie das erste Mal gesehen hatte, als sie Blumen vor das Haupttor von Landende gelegt hatte. Viele Leute hatten Blumen und kleine Gaben dorthin gebracht, seit Cheyne der Vobf das Handwerk gelegt hatte. Vor allem, wie Dayrne vermutete, die Straßenmädchen, deren Gewerbe diese Gruppe durch ihren Straßenterror fast zuschanden gemacht hatte.
    Asphodel hatte jedoch mehr als nur Blumen gebracht, um ihre Dankbarkeit zu zeigen. »Walegrin hat diesen Bastard Zip gar nicht ins Gefängnis gebracht«, hatte sie Dayrne verschwörerischen Tons erzählt. »Er hat ihn laufen lassen.« Das war

Weitere Kostenlose Bücher