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Das Versprechen Des Himmels

Titel: Das Versprechen Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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keinerlei Nachricht von ihr.«
    Die alte Hure biß sich auf die Lippe. Das rührte Dayrne und brachte ihn seiner neuen, ungewöhnlichen Freundin noch näher.
    Er blickte den Weg auf und ab und vergewisserte sich, daß sie auch wirklich allein waren. Dann zog er sie sanft in die Büsche. Zu seiner Überraschung enthielt sie sich der erwarteten anzüglichen Bemerkung. Das verriet ihm, daß etwas faul war.
    »Schwierigkeiten?« flüsterte er.
    Sie starrte auf seine Hand, die noch ihren Arm hielt, dann in die Dunkelheit. »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete sie schließlich. »Vielleicht sollte ich Euch nicht damit belästigen.«
    Er stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Wenn sie ihn nicht belästigen wollte, konnte es nichts mit Chenaya von Landende zu tun haben. Trotzdem schuldete er ihr Dank. Sie hatte viel für ihn getan und für jene, die ihm etwas bedeuteten.
    »Belästige mich ungeniert«, forderte er sie auf. Eine weitere Zweideutigkeit, die sie überging. Es mußten demnach größere Schwierigkeiten sein.
    Asphodel hob einen Finger an den Mund, um am Nagel zu kauen, unterließ es jedoch und faltete die Hände. »Einige der Frauen sind verschwunden«, sagte sie fast zu leise. Doch dann wurde ihre Stimme fester. »Seit über einer Woche jede Nacht eine. Und heute nacht.« Sie stockte und wollte wieder anfangen, Nägel zu kauen. Wieder fing sie sich. »Verschwand ein neues Mädchen. Nettes Ding, aber völlig unerfahren. Sie hieß Tiana.«
    »Vielleicht hat sie einen Freier mit nach Haus genommen«, meinte Dayrne.
    Asphodel schüttelte den Kopf. »Unwahrscheinlich. Wir sind hier eine Art Familie. Wir nehmen Neue wie Tiana bei uns auf und versuchen, uns ein wenig um sie zu kümmern.«
    Unbewußt hob sie aufs neue einen Finger an die Lippen, steckte ihn in den Mund und biß den Nagel ganz durch. Stirnrunzelnd schüttelte sie den Finger und seufzte. »In einem Augenblick arbeitete sie noch bei der Sabelliabüste, im nächsten war sie verschwunden. Niemand hat gesehen, daß sie weggegangen ist. Tatsächlich war der Park fast die ganze Nacht leer.« Sie deutete zum Himmel. »Vollmond«, erklärte sie. »Die Helligkeit hält Freier fern.«
    Dayrne rieb sein Kinn. »Bist du sicher, daß sie verschwunden sind? Vielleicht haben sie.« Er wählte die Worte behutsam. ». andere Arbeit gefunden. Oder sie sind krank.« Er überlegte, aus welchem anderen Grund sich eine Prostituierte eine Nacht freinehmen könnte.
    »Ich sagte Euch doch, wir sind eine enge Gemeinschaft. Ich bin zu den Frauen nach Hause. Zwei davon haben Kinder. Die Kleinen waren ganz allein. Eines ist noch ein Säugling. Ich mußte Pflegestellen für sie alle finden.«
    »Hast du in der Standortverwaltung Bescheid gegeben?«
    Sie blickte ihm fest in die Augen. Es war ein langer, unbehaglicher Moment. »Wir sind Huren«, sagte sie schließlich. »Das ist das Himmlische Versprechen.« Mehr war nicht nötig.
    Raggah, dachte er. Waren sie wieder im Sklavengeschäft? Er erinnerte sich, was Daphne durch sie mitgemacht hatte; wie diese Wüstenbanditen sie entführt und auf der Aasfresserinsel zur Prostitution gezwungen hatten. Im Himmlischen Versprechen wäre leicht Beute zu machen, falls diese Hundesöhne ihr Geschäft wieder aufgenommen hatten.
    Falls es die Raggahs waren, hatte er ein persönliches Interesse? Daphne war seine Schülerin. Was ihr widerfuhr, ging auch ihn an.
    »Sind irgendwelche.« Er suchte nach einem diskreten Wort, aber ihm fiel keines ein, und er zuckte hilflos mit den Schultern. ». Leichen gefunden worden?«
    »Nein«, antwortete sie. »Überhaupt keine Spuren. Sie sind einfach verschwunden. In Freistatt nichts Ungewöhnliches. Ich hätte mir wahrscheinlich auch nicht soviel dabei gedacht, wenn es nur ein oder zwei Mädchen gewesen wären. Aber eines pro Nacht seit über einer Woche?« Sie schaute sich um, als könne sie durch die Sträucher und Büsche in jeden Winkel des Parks sehen. Dann hob sie den Saum ihres Gewandes, damit er den kleinen Dolch sehen konnte, den sie durch ihr Strumpfband am rechten Schenkel gesteckt hatte. »Meine Mädchen haben Angst. Ich habe Angst.«
    »Ich werde sehen, was ich herausfinden kann«, versprach er, ohne zu wissen, was er in dieser Sache unternehmen könnte. Er spitzte die Lippen, dann holte er tief Atem. »Sonst noch etwas?«
    Auch sie holte tief Luft und stieß sie langsam aus. »Nur Gerüchte. Die Arbeiter in der Schlachthausgegend sind ein ziemlich rauher Haufen. Großmäulige Glücksritter,

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