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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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fort.
    Linden wollte ihm etwas nachrufen, aber die Erinnerung an seine Augen hielt sie zurück.
    Bleib getreu!
    Tief in ihrem Busen begann Lindens Herz zu erbeben.

2
     

Etwas Zerbrochenes
     
     
    Einen Moment später erfaßte das Zittern Lindens Glieder. Die Oberfläche ihrer Haut fühlte sich erhitzt an, als wären die Strahlen der Sonne allein auf sie konzentriert. Die Muskeln ihres Unterleibs zogen sich zusammen.
    Der Greis war verschwunden. Er hatte seine Arme um sie gelegt, als besäße er dazu ein Recht, und dann war er verschwunden.
    Sie befürchtete, ihr werde sich der Magen umdrehen.
    Doch da fiel ihr Blick langsam auf die Stelle, wo der Alte im Staub gelegen hatte. Dort sah sie die gebrauchte Spritze, den zum Sterilisieren verwendeten Tupfer, die leere Ampulle. Die Erde wies den schwachen Abdruck eines Körpers auf.
    Ein Schaudern ging durch Linden, und sie begann sich zu entkrampfen.
    Also war er wirklich vorhanden gewesen. Er hatte sich nur scheinbar so spurlos aufgelöst. Ihre Augen hatten getrogen.
    Sie hielt nach ihm in der Umgebung Ausschau. Er sollte jetzt nicht einfach herumlaufen; er bedurfte der Fürsorge, der ärztlichen Beobachtung, bis seine Verfassung sich stabilisiert hatte. Doch sie konnte ihn nirgends erspähen. Indem sie eine sonderbare Zurückhaltung überwand, stapfte sie durch den wilden Senf in die Richtung, in die er sich abgesetzt hatte. Aber als sie den Flecken erreichte, wo er zuletzt zu sehen gewesen war, fand sie dort nichts und niemanden.
    Entgeistert kehrte sie zurück zum Feldweg. Es mißfiel ihr, ihn nun sich selbst überlassen zu müssen; anscheinend jedoch hatte sie diesbezüglich keine Wahl. Sie murmelte vor sich hin, während sie ihre Arzttasche holte.
    Sie stopfte die Überbleibsel der vorgenommenen Hilfeleistung in eines der Plastiktütchen, die sie für diesen Zweck stets dabei hatte. Anschließend begab sie sich wieder zum Auto. Als sie auf dem Fahrersitz Platz nahm, umfaßte sie das Lenkrad fest mit beiden Händen, um sich an seiner harten Wirklichkeit anzuklammern und Halt zu verleihen.
    Sie entsann sich nicht mehr, weshalb sie eigentlich zur Haven Farm gefahren war, bis das Taschenbuch auf dem Beifahrersitz ihre Aufmerksamkeit erregte.
    Ach, verdammt!
    Sie fühlte sich vollkommen unvorbereitet, um jetzt bei Thomas Covenant vorzusprechen.
    Für einen Moment zog sie in Erwägung, die Gefälligkeit, die sie Dr. Berenford zugesagt hatte, ganz einfach zu unterlassen. Sie warf sogar schon den Motor an und drehte am Lenkrad. Aber der Gedanke an die Eindringlichkeit in den Augen des Greises veranlaßte sie zum Innehalten. Jenes Blau würde das Brechen von Versprechungen mißbilligen. Und sie hatte ihn gerettet. Damit hatte sie sich selbst ein Beispiel gesetzt, das wichtiger war als alle Sorgen um Schwierigkeiten oder Kränkungen. Als sie den Sedan anfahren ließ, steuerte sie ihn über den Feldweg geradeaus auf das weiße Fachwerkhaus zu, hinter ihrem Rücken eine Staubwolke und den Sonnenuntergang.
    Das abendliche Licht warf eine leichte rötliche Färbung auf das Haus, als befände es sich mitten in dem Prozeß, in irgend etwas anderes umgewandelt zu werden. Sobald sie den Wagen geparkt hatte, mußte sie ein erneutes Zögern niederringen. Sie mochte nichts mit Thomas Covenant zu schaffen haben – nicht etwa, weil es sich bei ihm um einen Leprotiker handelte, sondern weil er Unbekanntes und Bedrohliches verkörperte, etwas von solcher Außergewöhnlichkeit, daß sogar Dr. Berenford ihn fürchtete.
    Doch sie hatte sich längst festgelegt. Sie nahm das Buch, stieg aus dem Auto und schritt zur Vordertür des Hauses, in der Hoffnung, die übernommene Aufgabe abwickeln zu können, noch ehe vollständige Dunkelheit herrschte.
    Sie verbrachte einige Sekunden damit, ihr Haar zu glätten. Dann klopfte sie an.
    Im Haus blieb es still.
    Lindens Schultern pochten unter dem Druck innerlicher Belastung. Müdigkeit und Verlegenheit machten ihr die Arme so schwer, als könne sie sie nicht mehr anheben. Sie mußte die Zähne zusammenbeißen, bevor sie es über sich brachte, noch einmal zu klopfen.
    Urplötzlich vernahm sie von drinnen Schritte. Füße stapften durchs Haus auf sie zu. Sie konnte den Schritten schon im voraus Verärgerung anmerken.
    Jemand riß die Haustür auf, und ein Mann trat vor sie, eine hagere Gestalt in einer alten Jeans und einem T-Shirt, etliche Zentimeter größer als sie. Ungefähr vierzig Jahre. Er besaß ein bemerkenswertes Gesicht. Sein Mund war so

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