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Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Titel: Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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nicht. Warum musste ich nur ausgerechnet an diesen Irren geraten?«, fluchte sie wild, fing ihn wieder ein und schubste ihn unsanft zu Boden.
    »Ups!« Er lachte krächzend auf. »Ich bin … bin gestolpert … glaub ich … Ihr seid sehr schön«, stellte er dann mit sachlicher Stimme fest.
    »Nicht wahr«, murmelte sie mürrisch und klatschte ihm den frisch getränkten Stoff ins Gesicht, was ihn heiser kichern ließ.
    Sie zog seinen Dolch aus dem Gürtel, zog die Unterlippe ein, atmete kurz durch und öffnete die Armwunde. Eiter und Blut traten aus und vermischten sich zu einer ekligen, stinkenden Brühe. Ihr drehte sich der Magen um, aber er zuckte nicht einmal, und ein geisterhaftes Lächeln umspielte seine Lippen, als sie sich einige Kräuter in den Mund steckte und sie in Ermangelung anderer Möglichkeiten durchkaute.
    »Esst nur, so viel Ihr wollt. Ist genug da«, erklärte er freundlich.
    Sie brummte nur missmutig, spuckte die bitteren Kräuter in ein Sumpfblatt und nahm die nächsten.
    »Wir suchen doch besser einen anderen Gasthof«, schlug er daraufhin aufmerksam vor. »Das Essen hier … schmeckt Euch nicht.«
    Juna rollte wild mit den Augen, kaute und mischte und legte endlich ihren Kräuterverband an, während er weiter irgendwelchen Unsinn von sich gab. Sie flößte ihm schließlich noch so viel Wasser wie möglich ein und blickte ihn an.
    »So, Hauptmann, mehr kann ich im Augenblick nicht tun. Das war nur leider zu wenig, um Euch länger am Leben zu erhalten. Hättet Ihr Eure Schwerter dabei gehabt, hättet Ihr jetzt einen Arm weniger, dafür aber größere Aussichten zu überleben. Wir müssen jetzt weiter. Kommt also hoch!«
    Sie beugte sich über ihn und schlang die Arme um seinen Oberkörper, um ihn hochzuziehen. Mit unvermuteter Kraft legte er seinen Arm um sie, zog sie an sich und küsste sie erst zärtlich, dann wild und voller Leidenschaft.
    Ohne zu überlegen, erwiderte Juna den Kuss, und Hitze durchströmte sie, die sie beben ließ. Ungestüm riss sie sich los und rief: »Du blöder Hundesohn, du verdammter Irrer!« Unsanft zerrte sie ihn auf die Füße, legte seinen Arm um ihre Schulter und stolperte los.
    Nach einiger Zeit hätte sie nicht mehr sagen können, worunter sie am meisten litt: unter ihren schmerzenden Muskeln, unter seinem immer schwerer werdenden Gewicht oder unter seinen Ausführungen zu Gegend und Leuten, die er scheinbar gerade sah.
    Als er allerdings hartnäckig dabei blieb, dass es jetzt Nacht sei und sie schlafen müssten, vergrößerten sich ihre Sorgen, und bald wusste sie, dass ihre Ahnung sie nicht getrogen hatte. Er sackte immer mehr zusammen, stöhnte bald nur noch herzzerreißend und brach schließlich vollends zusammen, wobei er sie mit zu Boden riss.
    Juna machte sich ärgerlich los, streckte ihre völlig verspannten Glieder, und Tränen der Erschöpfung liefen über ihr Gesicht.
    Derea lag neben ihr und regte sich nicht mehr.
    Noch nie im Leben war sie einer Verzweiflung so nahe gewesen. Allein der Gedanke daran, ihn weiterschleppen zu müssen, erfüllte sie mit kaltem Grauen. Sie konnte ihn eigentlich auch einfach liegen lassen. Fast glaubte sie wieder, seine Lippen auf ihren zu spüren. Nie zuvor hatte sie bei einem Kuss etwas Derartiges empfunden.
    »Das passt jetzt richtig gut zu uns beiden«, fluchte sie zornig. »Ich kann dich und deine ewige Liebenswürdigkeit nicht leiden, hätte aber gern noch einen Kuss, aber du küsst mich natürlich nur im Fieberwahn. Es gibt so viele Männer, die sich gern mit mir vergnügen würden, aber ich muss ja ausgerechnet mit dir in der Einöde landen. Du hebst Küsse bei klarem Verstand natürlich für die große Liebe auf, nicht wahr? Weißt du was? Deine Ehrenhaftigkeit kotzt mich an. Ich kann mit dir nichts anfangen und sollte dich einfach hier liegen lassen. Du bist ohnehin so gut wie tot.«
    Sie wusste nicht mehr, wie lange sie in völliger Mutlosigkeit am Boden gekauert hatte, doch plötzlich straffte sie sich. Zornig starrte sie ihren bewusstlosen Begleiter an.
    »Dich habe ich einfach schon zu lange geschleppt, um jetzt aufzugeben. Es kann nicht mehr weit sein. Ich werde dich nach Hallurd bringen, ob tot oder lebendig – ich schaffe dich dorthin.«
    Sie wischte sich übers Gesicht, kämpfte sich auf die Füße und zerrte am Hauptmann. »Komm wieder zu dir! So hilf mir doch!« Er rührte sich nicht, und sie trat ihm wild fluchend und schluchzend zugleich ein paar Mal kräftig in die Seite, bevor sie ihn unter

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