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Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Titel: Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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Feuer.«
    Er hielt das Tier vor sich und betrachtete es von allen Seiten. »Was? Wie? Also mit Ziegen … Wie fang ich an? Zieh ich sie jetzt erst aus, oder was?«
    Sie stieß einen unwilligen Laut aus. »Das kann nicht wahr sein. Gebt her und sammelt Holz.«
    Der Stolz über seinen Erfolg zerbröselte vor seinen Augen, als er Juna beobachtete, die schnell und mit geschickten Händen die Ziege häutete und ausweidete, während er Äste aufschichtete und schließlich umsichtig und mit viel Freude, Hingabe und Phantasie auch ein kleines Bratgestell darüber baute. Astgabeln gaben hervorragenden Halt für einen darübergelegten Ast, zumindest, nachdem er sie ein Stück im Erdreich eingegraben hatte.
    Sie warf ihm hin und wieder kurze Blicke zu, machte jedoch keine Bemerkung, sondern zerteilte die Ziege.
    »Ihr könnt jetzt Feuer machen«, erklärte Derea. »Holz zum Nachlegen ist auch da. Wir können es uns gleich gemütlich machen.«
    Sie sah auf sein Bauwerk und fragte: »Und wozu soll das Ding gut sein?«
    »Meine Erfindung! Wir stecken das Fleisch zum Braten auf diesen Ast und legen den hier in die Astgabeln. So müssen wir den Braten nicht die ganze Zeit an Spießen halten. Kennt Ihr solche Gestelle nicht?«
    Ihr Blick durchbohrte ihn fast. »Nein, das ist tatsächlich das erste in dieser Art, das ich sehe. Wir stecken unser kostbares Fleisch also auf ein Bratgestell aus Holz … mitten im Feuer. Sehr geschickt!«
    Selten war er sich so dämlich vorgekommen. »So richtig … also, so länger in der Wildnis war ich eben noch nie«, erklärte er matt.
    »Gut, dass Ihr das erwähnt. Es wäre mir nie aufgefallen«, gab sie trocken zurück.
    Doch gleichgültig, wie ungeschickt er sich hin und wieder anstellte – diese Nacht schliefen sie seinetwegen nicht hungrig ein.

    Früh machten sie sich nach einem ausgiebigen Frühstück aus den Resten der Ziege wieder auf den Weg. Juna freute sich unterwegs über ein paar leckere Waldbeeren und wunderte sich, dass Derea keine wollte. Er kam ihr heute ohnehin ausgesprochen schweigsam, manchmal nahezu abwesend vor. Gegen Mittag stolperte er immer häufiger.
    »Was ist mit Euch?«, fragte sie.
    »Wir sollten eine Rast … wir …« Er schwankte, taumelte plötzlich wie betrunken ins Unterholz und gegen einen Baum und blieb einfach daran gelehnt stehen.
    Juna war mit zwei Schritten bei ihm und drehte ihn zu sich herum. »Was ist mit Euch?«
    »Mir ist … ist … nur leicht … leicht …« Er sackte zusammen, und sie zog ihn aus dem Gestrüpp auf den Weg. »Ihr glüht ja. Warum habt Ihr nur nichts gesagt? Ihr habt hohes Fieber.«
    Ein heiseres Lachen erschütterte seinen Körper. »Keine … keine Angst! Ich hab … nie … hab nie … Fieber.«
    »Wie ausgesprochen beruhigend«, entgegnete sie nüchtern und hockte sich hinter ihn. Sie hob seinen Oberkörper an, legte ihm die Arme um die Brust und zerrte ihn rückwärts mit sich.
    »Was macht Ihr? … Falsche Richtung! Oh, … meine Rippen!« Er stöhnte laut auf.
    Sie stöhnte und ächzte jetzt ebenfalls und schleppte ihn zurück auf eine kleine Lichtung, die sie kurz zuvor passiert hatten. Ohne jede Rücksichtnahme ließ sie ihn dort fallen und riss vor sich hin fluchend erneut Streifen aus ihrem Rock. Der bedeckte nun nicht einmal mehr ihre Knie, und in jeder Stadt hätte man sie in diesem Aufzug umgehend in Haft genommen. Sie wässerte den Stoff in dem Rinnsal, an das sie sich erinnert hatte, und legte es ihm auf Stirn, Brust und Arme.
    Er glühte, schwitzte aber überhaupt nicht, sondern war völlig trocken, was ihr größte Sorge bereitete. Seine schönen Augen waren glasig, sein Blick flackerte wild.
    »Was soll das? Ich hab nie … hab nie …«
    »Hört auf, dummes Zeug zu reden!«, unterbrach sie grob. »Das fehlte jetzt wirklich noch.« Mit fahrigen Fingern löste sie den Verband am Arm und kippte fast nach hinten.
    Fauliger Gestank entstieg der entzündeten Wunde.
    Unwillkürlich würgte sie so heftig, dass er besorgt fragte: »Geht’s Euch nicht … gut? Ich glaub, wir kommen gleich … weiß nicht wohin. Sind aber bald … da. Bestimmt!«
    Sie rappelte sich wieder hoch, warf noch einen unwilligen Blick auf ihren Begleiter und machte sich auf die Suche nach brauchbaren Kräutern.
    Als sie etliche Zeit später mit ihrer mageren Ausbeute zurückkam, taumelte er zwischen den Bäumen herum, hängte die Stofffetzen über Äste und unterhielt sich dabei offensichtlich sehr angeregt mit einer Tanne.
    »Oh, ich glaub es

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