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Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Titel: Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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einem Schulterzucken. »Aber unter diesen Voraussetzungen ist es auch unerheblich.«
    »Unerheblich?« Darius rang verzweifelt die Hände.
    »Er ist in jedem Fall besser als Camora«, erklärte Derea neben ihm. »Ich habe beide schon kämpfen sehen und werde mich bereits auf eine Siegesfeier einstimmen.«
    Sein Blick glitt zu seinem Schwager. »Sieh dich nachher vor, Rhonan! Camora ist tückisch und hält nicht viel von ehrenhaften Kämpfen.«
    »Das bin ich gewöhnt. Ein Vorteil, wenn man in der Gosse gelebt hat.«
    Er atmete erleichtert tief durch, nachdem er den Brustpanzer endlich los war, und dehnte sich ächzend. »Wie haltet ihr das nur aus?«
    Derea grinste breit. »Ich gar nicht! Da musst du schon Canon fragen, der ist sehr tüchtig.«
    »Kein Wunder, dass du kaum noch Luft gekriegt hast, aber sei froh, dass du sie hattest«, schimpfte Gideon und hielt ihm das arg eingedellte Rückenstück hin. »Ohne sie würde ich kaum noch mit dir sprechen können.«
    »Meine Güte! Das könnte sogar sein«, gab Rhonan beeindruckt zurück.
    Er drückte die Schulter des bleichen Gelehrten. »Wenn Camora mich von hinten angreifen will, werde ich das ganz sicher bemerken. Weißt du, gegen einen kämpft es sich leichter. Mach dir also nicht so viele Gedanken.«
    »Aber ohne Kahandar …«
    »Hab ich auch schon gewonnen«, unterbrach der Prinz. »Wir wussten doch immer, dass diese Begegnung irgendwann kommen würde, jetzt ist es eben so weit. Hab Vertrauen, Gideon!«
    Er ließ seinen Blick über das Schlachtfeld schweifen. Die Toten waren nicht mehr zu zählen. Zu Tode erschöpfte Krieger saßen mitten zwischen ihren blutüberströmten, zerfetzten und oft kaum noch zu erkennenden Kameraden auf der Erde und ließen die Köpfe hängen. Verirrte Pferde wurden zusammengetrieben. Verwundete wurden zu Hunderten vom Feld getragen, und überall waren Schmerzensschreie und Stöhnen zu hören. Heiler waren mit kleinen Äxten unterwegs, um zertrümmerte Gliedmaßen an Ort und Stelle zu entfernen. Männer mit Pechfackeln folgten ihnen, um die Stümpfe damit sofort wieder zu verschließen. Es war ein Bild des Grauens.
    »Rhonan!«
    Morwenas Stimme ließ ihn herumfahren. »Wenn du gleich kämpfst, dann möchte ich, dass du ihn trägst.«
    Sie hielt ihm auf der flachen Hand einen Ring mit dem da’Kandar-Wappen entgegen. »Ich habe dir doch erzählt, dass dein Vater und mein geliebter Mathew Brüder waren. Dieser Ring ist alles, was mir von ihm blieb, aber dir blieb gar nichts von deiner Familie. Ich bin mir sicher, dass Mathew gewollt hätte, dass du ihn trägst, wenn du gegen den Mörder deiner und seiner Familie antrittst.«
    Er nahm den Ring, sah nur kurz auf seine verkrüppelte rechte Hand und steckte ihn an den Ringfinger der linken Hand. Er passte, wie für ihn gemacht, und Rhonan strich versonnen über das geschnitzte Wappen.
    Seine Geschwister hatten solche Ringe getragen, in ihre Kleidung war auch immer irgendwo das geflügelte Schwert eingestickt gewesen. Früher hatte er geglaubt, dass er für derlei Dinge einfach noch zu jung gewesen wäre, aber seit Palema ihn über seine wahre Herkunft aufgeklärt hatte, wusste er es besser. Erbe der Krone hatte er nie sein sollen. Seine Aufgabe hatte immer nur die Versiegelung der Quelle sein sollen. Auf den Thron hatte er nicht viel mehr Ansprüche als Camora, er war bestenfalls das kleinere Übel. Auch jetzt kam ihm das Wappen seltsam fremd, fast abweisend vor.
    Er blickte hoch in Morwenas Augen, in denen deutlich die Frage nach einer Erwiderung stand. Der Ring bedeutete ihm gar nichts, aber irgendetwas sagte ihm, dass es nicht der rechte Zeitpunkt war, das kundzutun.
    »Danke«, erklärte er daher mit tonloser Stimme. »Ich werde ihn Euch nach dem Kampf zurückgeben.«
    Morwena lachte auf. »Dummer Junge, ich will ihn nicht zurück. Und hör endlich auf, mich wie eine Fremde zu behandeln. Ich bin fast so etwas wie eine Verwandte. Mathew starb zwar, bevor wir uns verbinden konnten, aber ich sehe mich trotzdem als deine Tante an. Wenn du mich nicht so nennen willst, sag nur Morwena zu mir, aber lege deine Förmlichkeit endlich ab. Betrachte unser Heim auch immer als das deine.«
    Sein Lächeln war so zurückhaltend und scheu, dass sie seinen Kopf zu sich herunterzog und ihn mütterlich auf die Stirn küsste. »Mögen die Götter dir in deinem Kampf beistehen, Kind!«
    Die ungewohnte Zärtlichkeit ließ ihn erröten. »Danke … Tante Morwena«, murmelte er und räusperte sich ausgesprochen

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