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Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Titel: Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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Mal. Und was es zu bedeuten hat? Oh, Derea, verstehst du immer noch nicht? Rhonan ist mit allen Siegeln in der Höhle. Er hatte nie vor, die Quelle wieder zu versiegeln, er wollte diese unglückseligen Siegel vernichten. Ich hätte es ahnen müssen, nein, ich hätte es wissen müssen, ich kenne ihn doch schließlich lang genug.«
    Er atmete schwer, und seine Stimme klang immer verzweifelter. »Vielleicht hat mich meine angeborene Furcht dazu gebracht, nicht weiter über sein seltsames Verhalten nachzudenken.« Er sackte in sich zusammen. »Hätte er doch mit mir geredet, hätte er doch nur mich gehen lassen. Ich habe schließlich schon so viele Jahre gelebt, und sein Leben fing gerade erst an. Aber er hätte ja ohnehin nie zugelassen, dass noch jemand, der ihm etwas bedeutet, stirbt. Zumindest einmal wollte er seinen angeblichen Fluch brechen.«
    Er erhob flehend seinen Blick. »Bitte, Dala, lass zumindest mich gehen! Sein Leben ist ungleich wichtiger als meines.«
    »Dies ist mein letztes Wort auf Erden: niemals!«
    Auch er fiel jetzt neben Caitlin auf die Knie, legte ihr den Arm um die bebenden Schultern und betete zu Haidar.
    Derea hatte kaum etwas von dem, was der Verianer gesagt hatte, verstanden, er begriff auch nicht viel von dem, was um ihn herum geschah, aber er tat es ihm augenblicklich gleich. Irgendwann sah er zum Höhleneingang und bat: »Vergib mir meine Zweifel, mein Freund!«

    »Halt! Besser, Ihr nehmt das Angebot des Königs nicht an, wenn es Euch doch so zuwider ist!«
    Die Stimme ließ Rhonan herumwirbeln. Völlig verblüfft sah er in das Gesicht des Generals, und unwillkürlich glitt seine Hand zur leeren Schwertscheide. »Wie kommt Ihr denn hierher, und was wollt Ihr hier?«
    Raoul lachte rauh auf und hob beschwichtigend die Hände, als er die angespannte Haltung seines Gegenübers sah. »Lasst Eure Dolche stecken! Ich bin unbewaffnet, und die Wölfe warten brav im Gang. Meine Begleitung war Euch offensichtlich mehr als zuwider, also habe ich es vorgezogen, Euch nur aus der Entfernung zu beobachten. Ich war, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, nie sehr weit von Euch entfernt. So oft, wie Ihr Euch umgesehen habt, war ich anfangs wohl etwas ungeschickt. Doch auf meine Wölfe war dann Verlass. Es wäre nett, wenn Ihr Euch um ihre Unterbringung kümmern würdet. Sie werden auf Euer Wort hören, weil sie Euch ja schon ewig gefolgt sind, und ich versichere Euch, dass sie vor fünfzehn Jahren nicht dabei waren. Mit meinen Schandtaten haben sie nichts zu tun. Und was ich hier will? Ich habe Euch doch schon einmal gesagt, dass ich Euch helfen will, und das gilt nach wie vor. Ich habe ein wenig gelauscht und weiß daher, was Ihr vorhabt. Ich werde das aber nicht zulassen und sag Euch jetzt, wie wir es machen. Ihr verabschiedet Euch und seht zu, dass Ihr zu Eurer schönen und nachdem, was ich so gehört habe, heißblütigen Frau ins Bett kommt, und ich nehme die Siegel und folge diesem Geist in diese seltsame Unendlichkeit.«
    Rhonan sah ihn frostig an. »Verschwindet, bevor ich mich vergesse! Ich traue Euch nicht, und ich will auch Eure Hilfe immer noch nicht.«
    Der General winkte ungeduldig ab. »Ich will Euch nicht darum bitten, mir die Möglichkeit zu geben, einige meiner Sünden zu sühnen. Ich erwarte weder Eure Vergebung, noch erwarte ich göttliche Vergebung, aber das habe ich mir selbst zuzuschreiben, und das ist mir längst nicht mehr wichtig. Wisst Ihr, ich spüre es in allen Knochen: Ich bin zu alt, meine Tage längst gezählt. Für mich macht es keinen Unterschied, ob ich heute in dieser Quelle sterbe oder morgen oder in ein paar Tagen an den Gebrechen eines Kriegers, der zu viele Wunden davongetragen hat und allzu oft im Freien gelebt hat. Seht mich nicht so an! Könnt Ihr es vielleicht nicht ertragen, dass ein anderer auch einmal ein Opfer bringt? Für mich wäre es eigentlich keines, und Ihr habt doch schon genug Opfer gebracht.«
    Er warf einen Blick auf die Brandwunden an Rhonans Armen, seufzte tief und schüttelte betrübt den Kopf. »Du meine Güte! Lasst es gut sein! Von Euren Heldentaten singen die Kinder auf der Straße ohnehin schon die Lieder der Barden nach. Gebt Euch damit zufrieden! Ich weiß, dass ich nicht das Recht habe, ausgerechnet Euch um etwas zu bitten, aber wenn Ihr es übers Herz bringen solltet, sagt meinen Söhnen, dass ich zumindest eine gute Tat in meinem Leben vollbracht habe. Vielleicht müssen sie sich dann meinetwegen nicht mehr ganz so schämen.«
    Rhonan

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