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Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Titel: Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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versichert, dass der Braten, den ich bestellt habe, noch unbenutzt ist. Ich würde jede Bissspur sofort erkennen. Das gilt auch fürs Brot. Der Wein ist aus unseren eigenen Vorräten. Er wird in der Küche unter Hermes’ Augen vom Fass in Krüge gefüllt. Ihr macht Euch völlig unnötig Sorgen.«
    Er wagte einen Versuch zu scherzen: »Wenn sie uns einen Brei bringen, lasse ich ihn vorsichtshalber zurückgehen.«
    Zumindest Ruth kicherte, wenn auch nur unterdrückt.
    Caitlin indes riss die Augen auf und keuchte: »Das ist entsetzlich! Bei Haidar, was für eine schreckliche Welt! Warum soll ausgerechnet ich etwas retten, was so wenig rettenswert ist? Ich bin ein Schöngeist, ich liebe die Künste. Ich tauge nicht für die Wildnis.«
    Sie schien mit den Tränen zu kämpfen, und ihre Dienerin mahnte sofort. »Tränen sind nicht gut für deine Haut, Herzchen! Nicht weinen! Du musst jetzt ein bisschen die Zähne zusammenbeißen, auch wenn es schwerfällt. Denk immer daran, du wirst vielleicht einmal Großkönigin sein. Dann kannst du sagen, dass du viel erlebt hast. Das wird den Hofstaat beeindrucken: Die schöne Königin kennt sogar die Wildnis!«
    Caitlin legte den Kopf leicht schief und schien das zu überdenken, doch Cornelius kam nicht umhin, unwirsch zu erklären: »Ich möchte niemandem zu nahe treten, aber zukünftige Untertanen könnten es Euch durchaus übelnehmen, wenn Ihr ihre mit viel Liebe und Mühe erbauten und sorgsam gepflegten Wohnstätten als Wildnis bezeichnet.«
    Ruth sah den Hauptmann ungehalten an, dann wurde ihr Blick wieder weich und wechselte zu ihrem Schützling. »Stell dir vor, Caitlin, was du später alles tun kannst, um das Leben dieser bedauernswerten Leute zu verbessern, nur weil du weißt, wo sie der Schuh drückt. Sie werden dir zu Füßen liegen.«
    Während die Damen sich jetzt mal lachend, mal schaudernd über die Unzulänglichkeiten der einfachen Menschen unterhielten, machte Cornelius sich seine Gedanken. Er wusste, dass die Nebelprinzessin zusammen mit dem Weisen und dem noch unbekannten Prinzen das Quellentor verschließen sollte. Von einer Heirat war in der Prophezeiung seines Wissens nach nicht die Rede gewesen. Er wagte auch, ernsthaft zu bezweifeln, dass ein Mann bei klarem Verstand erwägen könnte, ausgerechnet Caitlin zu seiner Gattin zu machen. Allerdings war mittlerweile seine größte Sorge, wie es überhaupt jemandem gelingen sollte, mit dieser jungen Dame ein so schwieriges und gefährliches Unterfangen durchzustehen. Camora würde nichts unversucht lassen, um den Erfolg zu verhindern, und die Schwarze Quelle lag mitten im Feindesland. Noch nie hatte es wohl einen Orakelspruch gegeben, dessen Erfüllung aussichtsloser erschienen war.

    In aller Frühe waren sie am nächsten Tag wieder unterwegs. Noch vor Mittag würden sie das Fürstentum Latohor erreichen, dann mussten sie nur noch eine einzige Nacht überstehen. Nach den Erfahrungen mit der Prinzessin sehnte Hauptmann Cornelius sich geradezu danach, wieder in eine Schlacht geschickt zu werden. Inmitten seiner Truppe musste er nicht dauernd überlegen, was und wie er etwas sagte, und Nörgler konnte er umgehend bestrafen lassen. Sein Leben würde wieder leicht und überschaubar werden. Guter Dinge ritt er seinem Ziel entgegen.
    Es geschah in den dichtbewaldeten Hügeln des Grenzgebiets.
    Hermes, der wie immer ein Stück vorausgeritten war, kam zurück und rief atemlos: »Berittene! Mindestens zwanzig!«
    Es war unmöglich, auf dem engen Weg den Wagen zu wenden. Cornelius sprang vom Pferd und riss den Schlag auf. »Rasch! Steigt aus! Wir werden vielleicht angegriffen. Versteckt Euch zwischen den Bäumen!«
    Caitlin und ihre Dienerin stellten tatsächlich einmal keine Fragen, sondern gaben nur entsetzte Laute von sich, hüpften aus der Kutsche, rafften ihre Röcke und stürzten, so schnell sie konnten, zwischen die Bäume.
    »Manu, Loman, begleitet sie!«, befahl Cornelius.
    Die setzten den Damen zu Fuß nach. Reiten kam wegen der Büsche und Farnkräuter nicht in Betracht.
    »Weiter! Wir sind Kaufleute. Kein Widerstand also, wenn sie uns berauben wollen. Haltet die Augen offen und die Waffen bereit«, raunte der Hauptmann und ritt voran.
    »Wir werden eingekreist«, flüsterte Hermes ihm wenig später zu. »Links und rechts zwischen den Bäumen bewegt sich was.«
    Cornelius nickte und befahl mit gedämpfter Stimme: »Sollte es zum Kampf kommen, versucht, in den Wald zu gelangen. Auf dem Weg geben wir zu gute Ziele für

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