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Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Titel: Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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weg, und zwar sofort! Meine Füße sind eiskalt, meine Hände auch, ich habe Hunger, und ich will meine Ruth! Oooooh, ist das alles grässlich! Womit habe ich das verdient?« Sie ließ sich wieder auf den Boden plumpsen, angelte sich die Decke und hüllte sich bibbernd darin ein. »Die kratzt und stinkt«, beklagte sie sich mit versagender Stimme und begann, herzzerreißend zu schluchzen.
    Gideon schluckte schwer. Natürlich hatte er damit gerechnet, dass es schwierig werden würde, das Geschehene zu erklären. Aber er hatte nicht erwartet, dass jede Erklärung einfach abgelehnt werden würde. Er ging in angemessener Entfernung in die Hocke und versuchte es trotzdem. Er sprach einfach lauter, um das Schluchzen zu übertönen. »Ihr wart doch auf Bitte des Fürsten Darius hin auf dem Weg nach Latohor, nicht wahr?«
    Da sie ihn keiner Antwort würdigte, also auch nicht widersprach, fasste er das als Zustimmung auf und sprach weiter: »Dann seid Ihr die auserkorene Erbin der Macht und damit Teil der Prophezeiung, genau wie der Prinz! Seht Ihr, ich bin auch jemand, der an der Erfüllung beteiligt ist. Meine Aufgabe ist es, Euch und den Prinzen so schnell wie möglich zum Göttergipfel zu bringen. Niemand außer uns darf von dieser Reise erfahren. Es blieb mir also schlicht nichts weiter übrig, als Euch zu entführen.« Er stutzte, bevor er mit leichtem Lächeln fortfuhr: »Allerdings bin ich der Meinung, man könnte es auch mit Rettung umschreiben. Schließlich wart Ihr gerade in einer äußerst misslichen Lage und wärt vermutlich erschlagen worden, hätten wir Euch nicht gesehen. In der Stadt sollten wir den Prinzen finden und uns dann gemeinsam auf den Weg ins Wintergebirge machen. Ich bin von der Vorsehung als Euer Begleiter auserkoren. Ihr braucht also wirklich keine Angst vor mir zu haben. Wir werden jetzt nach Kairan gehen, und ich bringe Euch in einem gemütlichen Gasthaus unter. Dort könnt Ihr ein warmes Bad nehmen und nach Herzenslust frühstücken. Ich besorge in der Zwischenzeit Pferde, warme Kleidung, Proviant und hoffentlich den Prinzen.«
    Ihr Schluchzen verebbte zu einem Schniefen, und sie sah ihn mit tränenverhangenen Augen an. Unwillkürlich traf Gideon die Erkenntnis, dass er noch nie ein so schönes menschliches Wesen gesehen hatte. Ihre feuchten Augen riefen geradezu dazu auf, sie in den Arm zu nehmen und zu trösten. Er hob den Fuß zum Schritt und setzte ihn umgehend wieder auf, als ihre Stimme ertönte, so schrill, dass es erneut in den Ohren schmerzte. »Ihr lügt mich an. Wie sollten wir kurz vor Kairan sein? Niemals können wir so weit gereist sein. Wir hatten ja noch nicht einmal Latohor erreicht. Ich wollte schon nicht dorthin, und nach Kairan will ich überhaupt nicht. Es ist mir hier zu kalt, viel zu kalt.«
    Gideon dachte kurz nach, kam zu dem Schluss, dass die Geschichte mit den Flugechsen bei der jungen Dame wohl zu ewig langen Erörterungen führen würde, und entschloss sich zu einer Notlüge. »Ihr habt von Euren Verfolgern einen heftigen Schlag auf den Kopf bekommen. Erinnert Ihr Euch? Ihr habt danach sehr lange geschlafen, und wir waren wirklich schnell unterwegs, weil der Prinz uns vielleicht schon sehnlichst erwartet. Ich werde Euch noch ausführlich berichten, aber die Zeit drängt jetzt etwas.«
    Er rechnete kaum damit, dass die Prinzessin dieser Erklärung Glauben schenken würde, denn eine Reise zu Pferde hätte nun wirklich zu lange gedauert, um während einer auch noch so lang andauernden Ohnmacht bewältigt zu werden, aber offensichtlich kannte seine neue Begleiterin sich mit Entfernungen nicht so gut aus.
    Auch ihr Schniefen hatte während der kurzen Rede aufgehört. Sie wirkte nun eher nachdenklich und wischte sich entschlossen die letzten Tränen ab. »Der Prinz ist hier? Es gibt ihn also doch? Wie ist er denn so, wie alt ist er, und wie sieht er aus?«
    Der Verianer wurde immer verwirrter und suchte nach Antworten. »Was? Der Prinz? Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Ich kenne ihn doch gar nicht. Ich …«
    Die Prinzessin erhob sich anmutig, sah an sich herunter und wischte seinen Erklärungsversuch mit einer Handbewegung weg. »Dann benötige ich neue Kleider! So kann ich ihm unmöglich gegenübertreten. Wird es hier wohl gute Schneiderinnen geben? Das sind nicht meine Kleider. Glaubt nur nicht, ich würde freiwillig so reisen! Hauptmann Cornelius hat mich in diese … Dinger gesteckt.«
    Ihre Hände glitten fahrig über ihren Umhang, und ihr neuer Begleiter war

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