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Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Titel: Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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behandelt werden. Sie danken dir für deine Großmut.«
    »Ja, ja! Sie sollen … sollen Caitlin losmachen, … und du … hilf mir hoch!«
    Gideon kam der Bitte umgehend nach, zog seinen Freund auf die Füße und presste ihm sein Halstuch auf die Wunde in der Seite.
    Caitlin kam ebenfalls angerannt. Schluchzend warf sie sich Rhonan in die Arme. »Oh Göttin, ich hab geglaubt, du wärst tot oder müsstest sterben. Als er das Messer …«
    »Ist ja gut! Es …«, murmelte der und sackte zusammen.

    Die Horkas zeigten sich nunmehr sehr bemüht um ihre Gäste. Rucksäcke und Waffen wurden ihnen zurückgegeben, Wasser und Tücher zur Wundversorgung gebracht. Freundlich bot sogar der Heiler seine Hilfe an. Gideon hätte die auch angenommen. Zwar bezweifelte er den Nutzen, wollte jedoch ihre Gastgeber nicht verprellen. Völlig sicher fühlte er sich in ihrer Mitte nach wie vor nicht. Seine Versuche, Caitlin zur Vorsicht zu ermahnen, schlugen jedoch fehl. Sie hörte ihm gar nicht zu, sondern beschimpfte den Heiler laut.
    Der Heiler, der ihr Gezeter als Klagen einer besorgten Ehefrau wertete, nickte ihr verstehend zu, betete laut zum Gott der Krieger, schwang dabei einen rauchenden Lederbeutel und bemühte sich, den möglichst nah über den Wunden des Prinzen pendeln zu lassen. Doch Caitlin stieß den Sack regelmäßig fort. Als sie aufsprang und den verwirrten Heiler mit ihrem Dolch bedrohte, begriff der endgültig, dass seine Anwesenheit nicht erwünscht war.
    Zu Gideons Erstaunen half sie dann dabei, das Blut-Sand-Schweiß-Gemisch abzuwaschen. Sie würgte zwar hin und wieder und schniefte ununterbrochen, hielt sich aber tapfer und drehte sich erst weg, als der Verianer mit zwei Nähten die Dolchwunde schloss. Arm- und Schulterwunde waren kaum mehr als Kratzer, und der Gelehrte war ausgesprochen dankbar, denn diese Verletzungen würden Rhonan kaum beeinträchtigen. Beim Zusammenstoß mit Kinian hatte er mehr einstecken müssen.
    Als Rhonan das erste Mal seufzte und sich leicht bewegte, war Gideon vollends beruhigt, denn die Bewusstlosigkeit schien in Schlaf übergegangen zu sein.
    Die Horkas warfen ihnen immer wieder interessierte Blicke zu, trauten sich nach den Erfahrungen des Heilers aber offensichtlich nicht näher heran. Doch mit jedem längeren Blick wurde Caitlin nervöser. Immer, wenn sie glaubte, Gideon würde es nicht sehen können, stupste sie Rhonan an. Zu ihrem Kummer reagierte der nicht darauf.
    Etliche Zeit später, Gideon schätzte es bereits auf frühen Abend, erklärte sie: »Jetzt hat er bestimmt genug geschlafen.«
    »Nein! Er wird aufwachen, wenn er genug geschlafen hat«, widersprach der Verianer, wusste aber, dass er sich vergeblich für den Kämpfer einsetzte, denn in diesem Augenblick kamen drei Horkas geradewegs auf sie zu.
    Die Prinzessin rüttelte sofort ihren Beschützer an der Schulter, erst sanft, dann heftiger. »Rhonan, wach auf!«
    Der brummte nur unwillig, aber erneut wurde er geschüttelt. »Oh, bitte, wach auf!«, bettelte Caitlin aufgeregt.
    Offensichtlich brauchte sie dringend Hilfe. Augenblicklich stand der Prinz senkrecht.
    Das war so schnell gegangen, dass sie zusammenfuhr. »Hast du mich jetzt erschreckt!«, stammelte sie.
    Einer der drei Horkas hatte seine Schale fallen lassen. Braten und Fladen landeten auf dem Boden.
    Rhonan stellte nach kurzem Rundumblick fest, dass sie entgegen seiner Annahme nicht angegriffen wurden, und sah seine Begleiterin verständnislos an. »Was sollte das eben?« So schnell, wie er hochgekommen war, so langsam setzte er sich unter verhaltenem Stöhnen wieder hin.
    Gideon musste gegen seinen Willen lachen. Die Horkas trauten sich nicht näher heran und standen unschlüssig, eher noch ängstlich herum, Rhonan zeigte nur Verwirrung, und Caitlin schoss die Röte ins Gesicht. Der Gelehrte erläuterte den Gastgebern, dass es ein Missverständnis gewesen sei und sie gern etwas essen würden, und die Horkas stellten ihre Schalen in sicherer Entfernung auf den Boden und entfernten sich eilig.
    »Ich hatte Angst«, erklärte die Prinzessin mit dünner Stimme.
    »Wovor?«, fragte Rhonan nach wie vor verständnislos. »Dass sie mit dem Braten werfen?«
    Sie zog einen Schmollmund und schwieg.
    Gideon griff daraufhin barmherzig ein. »Sie hat immer Angst, wenn du schläfst.«
    »So hin und wieder werde ich das trotzdem tun müssen«, murmelte sein Freund und lehnte sich vorsichtig an die Höhlenwand.
    Gideon holte die Schalen, nachdem eine neue gebracht worden war,

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