Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vigilante Prinzip (German Edition)

Das Vigilante Prinzip (German Edition)

Titel: Das Vigilante Prinzip (German Edition)
Autoren: Martin Kay
Vom Netzwerk:
können, daher war es zwecklos mit sich selbst Wetten abzuschließen. Es gab in diesem Spiel nur einen Verlierer.
    Ihn.
    Für gefühlte fünf Sekunden starrte Mark Vigilante auf die digitalen Leuchtziffern.
    Null.
    Null, verdammt noch mal!
    Es geschah nichts. Die Uhr war einfach bei 00:00 stehen geblieben. Kein Klicken vom Bolzen. Kein Blitz aus der Mündung der Pistole. Kein peitschender Knall. Keine Explosion der Bombe.
    Beinahe hätte er aufgelacht. Doch er kannte seinen Gegner. Der war nicht so tolpatschig, als dass er keinen Zeitzünder korrekt platzieren und einstellen konnte. Die Sache musste einen anderen Hintergrund haben. Den erfuhr Vigilante nur einen Lidschlag später.
    Die Uhr stellte sich neu.
    03:00
    Drei Minuten.
    Der Countdown lief wieder an.
    02:59
    02:58
    02:57
    »Verfluchte Scheiße!«
    Der Kerl spielte mit ihm. Genau so hatte er ihn auch eingeschätzt.
    Vigilante stieß den Atem aus. So tief, dass es in seinem Zwerchfell schmerzte. Er hielt die Luft an, zählte in Gedanken bis Acht. Dann erst atmete er langsam und so tief ein, dass sich sein Bauch deutlich vorwölbte. Als er nicht weiter konnte, hielt er erneut die Luft an. Zählte bis Acht und stieß sie aus.
    »Also schön. Es ist dein Spiel, dein Feld, deine Regeln. Aber in einem Spiel gibt es zwei mögliche Gewinner.«
    Vigilante wusste, dass er zu keinem Ergebnis kommen würde, wenn er fieberhaft darüber nachdachte, wie er den drei tödlichen Fallen entkommen konnte. Er musste das Problem auf eine andere Art und Weise angehen, den Fall von hinten aufrollen. Er musste in weniger als zweieinhalb Minuten herausfinden, wer sein Widersacher war, wie er tickte, was er wollte. Und damit waren nicht nur die Oberflächlichkeiten gemeint, die Vigilante bereits aus Akten und gesammelter Erfahrung kannte. Er musste tief in seinen Feind eintauchen, dessen Psyche auf den Kopf stellen.
    Was immer er dort finden mochte, er hoffte, dass es ihm half der Falle zu entkommen.
    Na gut, wie hat dieser ganze Schlamassel überhaupt angefangen?
    Vigilantes Gedanken wanderten zurück zu seinem ersten Auftrag.
    Derweil tickte die Uhr unaufhörlich weiter.
    02:27
    Eine weitere Chance gab es diesmal nicht.

Teil 2
     
     
    Der Judaslohn

Judas zählte die dreißig Silberlinge nach, die man ihm beinahe achtlos vor die Füße geworfen hatte. Er kam auf neunundzwanzig.
    Irgendetwas lief hier aus dem Ruder.
    »Moment!« Er sprang auf die Füße und wollte dem Mann hinterher rennen, der bereits um die Ecke einer Hauswand verschwunden war, doch dann erinnerte er sich daran, dass es nicht ratsam war, in der Öffentlichkeit aufzufallen. Der Überbringer der Silberlinge war nur ein Bote gewesen, der nach Anweisungen handelte. Aus ihm würde er nichts herausbekommen. Er musste sich direkt an seinen Auftraggeber wenden.
    Seufzend ließ Judas Kane die Silberlinge in den Beutel zurückgleiten und wandte sich in die andere Richtung um. Er beeilte sich, die schmale und dunkle Gasse, in der die Übergabe stattgefunden hatte, zu verlassen. Am Ende parkte sein Wagen in der Einfahrt. Judas blickte sich an der Tür um. Niemand war zu sehen. Er ließ sich in den Fahrersitz fallen, verriegelte den Dodge Avenger von innen.
    »Bastarde!« Er griff zu seinem Mobiltelefon. Ein schwarzes iPhone, das ihm in seiner Nervosität aus der feuchten Hand zwischen die Beine auf den Sitz rutschte. Er fluchte leise, doch statt nach dem Telefon zu greifen, sah er sich den Samtbeutel in seinen Händen an. Er stülpte ihn kopfüber und ließ die Silberlinge auf den Beifahrersitz gleiten.
    Sie funkelten im Licht der Innenbeleuchtung wie Diamanten. Doch sie waren größer als Diamanten und ihre Herkunft rührte aus etwas ganz Banalem. Sand. Genauer gesagt, Silizium. Judas strich mit den Fingerspitzen über die kleinen Halbleiterelemente und zählte gedanklich noch einmal nach. Es blieb dabei. Neunundzwanzig statt der vereinbarten dreißig.
    Er atmete tief aus und lehnte sich mit dem Kopf gegen die Kopfstütze. Nach drei weiteren Atemzügen griff er zu dem iPhone, entriegelte den Bildschirm und drückte das Icon für das Telefonmenü. Die Nummer war nicht gespeichert und wurde automatisch nach jedem Gespräch aus der Anruferliste gelöscht. Doch Judas kannte sie in- und auswendig. Mit dem Daumen tippte er sie in das Display und berührte anschließend das VERBINDEN-Symbol.
    »Die gewählte Rufnummer ist nicht vergeben«, drang es aus dem Lautsprecher.
    Judas fluchte und verglich die eingegebene Nummer mit der aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher