Das Vigilante Prinzip (German Edition)
aller Spesen versteht sich. Und noch einem Extrabonus.«
Vigilante setzte sich aufrecht hin und rückte die Sonnenbrille über die Stirn. Er drehte sich so, dass Zabette seine Worte schlechter verstehen konnte und senkte gleichzeitig seine Stimme. »Wenn Sie so mit Boni um sich werfen, scheinen Sie ja einen außerordentlich wichtigen Auftrag angenommen zu haben.«
»Wichtig und delikat genug, um nichts weiter darüber am Telefon zu erzählen. Wenn Sie interessiert sind ...«
»Bleibt mir denn eine Wahl?«
Ein Zungenschnalzen klang aus dem Hörer. »Die Frage sollten Sie sich selbst stellen, Jed. Sie haben sich zum Schlichter ernannt. Sie sind derjenige, der seinen Nachnamen zum Beruf gemacht hat. Nicht wahr, Vigilante?«
Er seufzte. Sie hatte Recht. Er hieß nicht nur so, er war auch ein Vigilante, ein Hüter und Verfechter des Gesetzes. Je nachdem, wie man das Gesetz auslegte.
»Ich bin interessiert.«
»Habe ich mir gedacht.« Madame Dunoires Akzent war plötzlich verschwunden. Der Klang ihrer Stimme kam einem Säuseln gleich. »Ich habe vorsorglich zwei Flugtickets gebucht. »Zabette wird Sie bis Dubai begleiten. Von dort nehmen Sie einen Flug via London nach Washington. Wir sehen uns dort in drei Tagen. Alle weiteren Instruktionen erhalten Sie auf dem Flug.«
» Wir sehen uns?«, fragte Vigilante. »Das heißt, wir lernen uns endlich einmal persönlich kennen.«
»Das Vergnügen wird ganz auf meiner Seite sein, Jed. Und Sie können sich auf einen Flug mit der Belle Aire 1 freuen.«
Vigilante pfiff durch die Zähne. Sie verabschiedeten sich, und er unterbrach die Verbindung. Dann winkte er doch dem Kellner und bestellte für sich einen weiteren Mojito. Während er auf den Drink wartete, ging er zum Pool hinüber, ließ sich an den Beckenrand nieder und steckte die Füße ins Wasser. Zabette drehte sich zu ihm um.
»Ich schätze unser Urlaub ist zu Ende?«
Vigilante legte den Kopf schief. »Sagen wir … unterbrochen. Deine Chefin hat mir angeboten, unser Arrangement zu verlängern.«
Zabette richtete sich auf und hockte sich neben ihn. Ihre Schulter berührte seine, und sie legte einen Arm um seinen Hals und hauchte ihm einen Kuss auf das Ohr. Die Berührung war so flüchtig, dass er sie nicht einmal bewusst wahrnahm.
»Und wirst du das Angebot annehmen?« Ihre Worte waren voller Zweifel.
Er hasste es, sie enttäuschen zu müssen. Langsam drehte er den Kopf in ihre Richtung. »Ich fürchte … nein. Es tut mir Leid, Zabette, aber ...«
»Ich verstehe«, sagte sie, ohne ihn ausreden zu lassen.
Er bezweifelte, dass sie wirklich verstand, was in ihm vorging und warum er einfach nicht mit ihr intim werden wollte. Aber er nahm ihre Worte so hin und schwieg. Stattdessen zog er sie zu sich heran und nahm sie in die Arme. So saßen sie ein Weilchen dort und betrachteten den Sonnenuntergang über dem Horizont, bis der Kellner den bestellten Drink brachte.
*
Die Belle Aire 1 war ein umgebauter Airbus 319, der ursprünglich für Geschäftsreisen konstruiert worden war. Angeblich war er durch einen glücklichen Zufall vor einigen Jahren in Madame Dunoires Hände geraten. Die Renovierung und Neukonstruktion des Passagierbereichs verschlang noch einmal die Hälfte des Listenpreises der Maschine. Statt der eigentlich elf Passagiere, für die die Maschine ausgelegt war, bot sie jetzt Platz für sechs zahlungswillige Gäste nebst deren weiblicher Begleitung aus dem Ensemble Dunoires. Die plumpen Ledersitze waren gegen kleinere, nicht minder bequeme ausgetauscht und anders arrangiert worden, sodass das Interieur des Flugzeugs um Seitenwände erweitert werden konnte, die sechs Separées bildeten. Die Belle Aire 1 flog nur, wenn sie ausgebucht war. Fünfzehntausend Dollar kostete der Flug, inklusive einem warmen Buffet, teuren Schampus und alkoholfreien Getränken, so lange der Vorrat reichte. Die Begleitung war im Service und Preis ebenso mit inbegriffen wie Intimitäten, die jede Dame vorher festlegte. Hatte der Kunde spezielle Wünsche, waren Bonuszahlungen direkt an die Frauen fällig.
Vigilante hatte das erste Mal von dem fliegenden Bordell gehört, als er noch beim Secret Service tätig war und den damals amtierenden Präsidenten Brian Matthew Wallace beschützte. Eine Aktion, bei der er nicht nur den Präsidenten, sondern auch seinen Job im Staatsdienst verlor. Er war mit Madame Dunoires Etablissement bei einer Geldwäschegeschichte in Kontakt gekommen und hatte zwei ihrer Escortdamen durch
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