Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vortex Fiasko

Das Vortex Fiasko

Titel: Das Vortex Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
geschissen.«
    Die beiden Männer lösten den Blick voneinander und fielen in Schweigen. Sporadischer Applaus erklang um sie herum auf, als sich ein weiterer Sprecher, diesmal einer mit einem grünen Barett, erhob, um den Kampf mit dem Mikrofon aufzunehmen. Bane suchte nach schnellen und witzigen Worten, um Harry zu trösten, doch es kamen keine, vielleicht, weil sie sich nichts mehr zu sagen hatten und noch weniger, das sie zusammenhielt, nur Erinnerungen, die fünfzehn Jahre zurückreichten und mit der Zeit trocken und schal geworden waren.
    Als Harry ›The Bat‹ – ›der Schläger‹ – Bannister noch gehen konnte, war er fast einsneunzig groß gewesen und hatte zweihundert Pfund gleichmäßig verteilte Muskeln mit sich herumgetragen. Die genaue Herkunft seines Spitznamens hatte sich schon lange in den Mythen verloren, obwohl er den besten Informationen zufolge 1969 in der Nähe des Mekong-Deltas zustande gekommen war. Sein Zug war von einem Vietcong-Trupp in einen Hinterhalt gelockt und abgeschlachtet worden. Harry war dem ersten Feuerstoß entkommen und mit feuerspuckender Waffe aufgesprungen. Als er seinen Munitionsstreifen verschossen hatte, dachte er nur so lange an Flucht, um den Gedanken zurückzuweisen. Er galt seit langem als Experte im Messerwerfen und benutzte die Gelegenheit, um sechs rasiermesserscharfe Klingen in die Kehlen und Brustkörbe des nichtsahnenden Feindes zu werfen. Und als er auch keine Messer mehr hatte, forderte er den Feind heraus, sein Gewehr wie einen Baseballschläger schwingend. Vielleicht waren die Vietcong zu schockiert gewesen, um die Herausforderung anzunehmen. Vielleicht war Harrys Schläger zu schnell. Auf jeden Fall hielt er sie sich noch weitere dreißig Sekunden vom Leib, was sich für die herbeieilende Verstärkung als ausreichend erwies. Harry verbrachte zwei Monate in einem Armeekrankenhaus und erholte sich von den Verletzungen; er hatte noch nicht einmal gespürt, daß man sie ihm beigebracht hatte. Er kam mit einer Beförderung und einem Spitznamen wieder heraus: ›The Bat‹.
    ›The Bat‹ sah Joshua Bane zum ersten Mal, als Bane auf ihn hinabschaute, als er noch im Krankenhausbett lag. Irgend etwas beeindruckte Harry augenblicklich, etwas an seinen Augen.
    »Mein Name ist Bane, Captain.«
    Harry bemerkte, daß er keine Uniform trug. »Sie sind von der USO { * } oder so?«
    »Oder so.«
    Harry wollte lächeln, überlegte es sich jedoch anders. Er hatte Banes Blick abgeschätzt, das kalte, tiefliegende Starren und das Blinzeln, das mit erstaunlicher Bedachtsamkeit kam. Es waren die Augen eines Mannes, der ohne jeden Kratzer aus jeder Schlacht hervorging, eines Mannes, den man nur zögernd einen Freund nennt und beinahe so sehr wie den Feind fürchtet.
    »Was kann ich für Sie tun, Mr. Bane?«
    »Ich möchte, daß Sie in meine Einheit kommen.«
    »Die Green Berets?«
    »Nicht ganz.«
    »Was dann?«
    »Ich habe Sie für einen Mann gehalten, der die Fragen später stellt.«
    »Zählen Sie auf mich«, sagte Harry.
    Harry blieb die ganze Zeit über in Vietnam, und auch noch länger, als der Geheimdienst für sie beide Stellen fand. Und nun blickte Bane auf den verwelkten Körper des Mannes hinab und fühlte, wie die Schuld durch seinen Körper kroch. Es war seine Schuld, daß Harry in diesem Stuhl saß, und das hatte ihn auch davon abgehalten, Kontakt mit ihm aufzunehmen, nachdem sie aus dem Spiel ausgeschieden waren.
    »Wie stehen die Dinge heutzutage mit dem Wintermann?« fragte ›The Bat‹. »Was treibst du so?«
    »Ich reise viel. Weißt du, als Tourist ist es etwas anderes. Man kommt wirklich einmal dazu, daß Land zu sehen. Keine Treffen um Mitternacht, keine hektischen Grenzüberschreitungen, keine dunklen Gestalten mit Pistolen, die hinter der nächsten Ecke lauern.« Bane hielt inne; ihm war aufgefallen, daß seine Worte einstudiert klangen. Und das waren sie auch. »Es geht jetzt ruhiger zu, Harry«, sagte er, nun leiser. »Und ich habe mich daran gewöhnt.«
    »Na komm schon, Josh, du sprichst mit ›The Bat‹«, schnappte Harry und fuhr sich mit der Hand durch das feuchte Haar, wie um das zum Vorschein kommende Grau zurückzuhalten. »Der Wintermann ist kein verdammter Tourist.«
    »Der Wintermann ist vor langer Zeit gestorben.«
    ›The Bat‹ musterte Bane wissend. »Die anderen kannst du verarschen, Josh, aber nicht den alten Harry. Deine Augen haben sich nicht verändert, und auch nicht die Art, wie du dich bewegst. Der Beste bleibt immer

Weitere Kostenlose Bücher