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Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte

Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte

Titel: Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis
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anrechnen.
    Leider war das noch nicht das Ende dieses heißen Tages für meinen Freund Torsten, denn das Schicksal hatte noch eine letzte Herausforderung für ihn bereitgestellt. Ich mach’s kurz – das Fahrrad war verschwunden.
    Egal ob geklaut oder aus dem Naturschutzgebiet entfernt, Fakt ist, dass es nicht da war, wo es hätte sein sollen, und auch nicht im Umkreis der üblichen Meter, die sich ein mutmaßlich Betrunkener auf dem Rad halten kann, bevor er umkippt. Das ist kein Blabla, schon mehrfach hatten wir in den vergangenen Jahren unsere mutmaßlich für immer geklauten Räder wenige Meter vom Tatort entfernt in einem Gebüsch wiedergefunden. Nicht so in diesem Fall. Also machte sich Torsten nach einer Stunde erfolgloser Suche zu Fuß auf den Weg zurück. Immerhin hatte er eine Karte, also wusste er wenigstens, an welcher Schnellstraße er entlangzuwandern hatte. Laut Internet dauert der Fußweg eine Stunde und fünfundzwanzig Minuten zurück zum Campingplatz Gruber. Insofern kein Ding der Unmöglichkeit. Andererseits vielleicht aber auch wieder doch, wenn man Torstens Erschöpfungszustand und die Wirkung der Sonne berücksichtigt. Torsten zählte jetzt auch nicht gerade zu den trainiertesten Schülern unseres Schulzentrums Neuperlach Nord. Dank exzessivem Schlagzeugspielen war er bei weitem kein Schlaffi, aber so ein paar Stunden Surfen und Einhandrudern unter der Sonne des Südens gehen dann doch auch einem jungen Drummer an die Reserven.
    Das verbrannte und dehydrierte Wrack, das irgendwann in unser Zelt und zu allem Überfluss auch noch auf eine platte Luftmatratze plumpste, war völlig verständlicherweise zu kaum mehr in der Lage, als eben diesem leisen: »… au … warum …«.
    Und so lagen wir nun beide in unserem ersten und letzten gemeinsamen Campingurlaub nebeneinander wie wahre Freunde und teilten ein und dasselbe Schicksal. Vielleicht drehte sich in unseren Köpfen sogar die Welt in die gleiche Richtung …

    Das war der Moment, in dem da Gruaba wieder begann, rund um uns herum das Gras zu mähen.
    Ich sah zu Torsten, Torsten sah zu mir, und ein heiseres Husten entrang sich unseren trockenen Kehlen. Wäre da Gruaba nicht so laut gewesen mit seinem Rasenmäher, hätte er vielleicht gedacht, dass da in dem Zelt gerade zwei Kettenraucher den Freitod durch Inhalieren einer Packung Roth-Händle forcierten. Aber wir beide kannten uns gut genug, um zu wissen, dass der jeweils andere genauso lachte wie man selbst. Eigentlich ganz lustig so, das Camping. Vorausgesetzt, man hat einen Sonnenstich und einen guten Freund, mit dem man ihn teilen kann.

    Immer noch leise kicherhustend rappelte ich mich schließlich auf und schleppte mich nach draußen. Dort streckte ich mich und sog die frischfeuchte Luft ein. Der See lag still unter mir und strahlte trotz des mich umgebenden Lärms so etwas wie Ruhe aus.
    Ich zückte das Taschenmesser und wusste, was ich nun zu tun hatte. Ich würde ein geeignetes Stück Holz suchen. Daraus würde ich gemäß der krappweisschen Tradition einen Stöpsel schnitzen. Dann würde ich meinem Freund Torsten meine Koje mitsamt der Luftmatratze anbieten und dafür seine nehmen. Somit würde ich für den Rest des Urlaubs das tun, was auch mein Vater in dem Alter getan hatte: nachts um drei Uhr pumpen. Aber das war völlig in Ordnung. Das gehörte so, und es fühlte sich richtig an. Krappweise pumpen nachts – sonst fehlt ihnen was am Morgen, und zwar mindestens eine weitere Anekdote über einen weiteren gewonnenen Kampf.
    Ich ergriff einen trockenen Ast und begann zu schnitzen. Dieser war wie gemacht für einen fast dichten Luftmatratzenstöpsel.

    Und einen Pflock für den Gruaba.

Bildteil

Mein Schulfreund und Bandkollege Torsten Eichten kurz vor einem sicherlich epochalen Gig.

Von links: der Bichler, der Wago und der Tomtom, fotografiert von meinem Vater bei der Abreise nach Sardinien.

Das heimelige Lagerfeuer ist offensichtlich angeheizt, jetzt muss nur noch das undefinierbare Meeresgetier präpariert werden. Yamyam …

Der Wago mit dem Fang des Tages.

Alles, was ich dazu schreiben könnte, weigert sich, geschrieben zu werden. Blärch.

Man beachte das liebevoll aufgebrachte »D« für »Deutschland« …

Mein Vater fotografierte sich mit Selbstauslöser beim Versuch, das Boot zu flicken. Meine Mutter war zu diesem Zeitpunkt bereits von einem Fischerboot mitgenommen worden.

Eine der ersten Reisen noch ohne VW-Bus. Das gleichzeitige Füttern während des Topfgangs

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