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Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Titel: Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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wartete auf eine Antwort, zunächst gebieterisch, dann ungeduldig, schließlich unschlüssig. Himaggery schenkte ihm keine Aufmerksamkeit, sondern war zur Seite gegangen, um an dem großen Spiegel zu hantieren. Es dauerte eine Weile, bis er hochsah und dem Portierer, der neben ihm stand, einen Wink gab. Inzwischen warf Borold verstohlene Blicke über die Schulter nach hinten, als ob er irgendeine Anweisung aus der Burg erwarte. Der Portierer verschwand. Himaggery winkte wieder, und ein Herold erhob sich langsam vom Erdboden und ging hinüber zu Borold. Er erhob sich nicht in die Luft. Er stand einfach da und ließ seine Stimme von den weiten Berghängen widerhallen.
    »Hört die Worte von Himaggery, dem Zauberer der Leuchtenden Domäne. Er ruft nicht das WAHRE SPIEL aus. Er ruft TOD, SCHMERZ, ENTSETZEN, VERSTÜMMELUNG, WUNDEN, BLUT, LEIDEN, ZERSTÖRUNG. Dies alles ruft er herbei und noch mehr. ER SPIELT NICHT!«
    Bei diesen Worten erstrahlte ein helles Licht, und ein Geruch von Feuer hing in der Luft, als von Osten her eine kleine Sonne auf Bannerwell zu wirbelte, sich beim Näherkommen vergrößerte, auf den großen Spiegel zu schoß, sich noch mehr vergrößerte und schließlich von einem Magier, der daneben bereit stand, aufgefangen wurde. Er drehte sich um und ließ das Licht wieder frei. Die Tragamore, die schweigend auf dem Wall kauerten, erstarrten, wandten sich wie ein Mann um, neigten die Köpfe Bannerwell zu und lenkten die geballte Kraft dieser kleinen Sonne auf die Mauern der Burg. Und im Augenblick, als das Licht dort mit einem den Boden erschütternden Donnerschlag explodierte, schoß bereits eine zweite kleine Sonne in den wartenden Spiegel, wurde aufgefangen und der ersten hinterhergeschickt. Und dann noch eine und noch eine.
    »Götter des Spiels«, flüsterte Mertyn mit weit aufgerissenen Augen. »Was ist das? Wie habt Ihr das gemacht …?«
    Worauf Himaggery antwortete: »Wir haben nur getan, was jeder in den letzten tausend Jahren hätte tun können. Wir haben Tragamore zusammenarbeiten und Kräfte von Ort zu Ort transportieren lassen. Die Spiegel dienen lediglich dazu, diese Kräfte aufzufangen, zu bündeln und es den Magiern leichter zu machen, sie zu sammeln, ohne daß ihnen etwas davon verlorengeht …«
    »Aaah«, seufzte Mertyn beinahe betrübt, während er auf die Mauern schaute, die immer wieder von den Lichtblitzen getroffen wurden. Sie erzitterten, schmolzen, pulverisierten, fielen zu Staub zusammen. Alles in ihrer Nähe wurde zu Staub. Wie winzige Sterne leuchteten die Spieler vor ihnen kurz auf und verglühten dann. Ein Strahlenglanz umgab die Zelte, bevor sie sich auflösten. »Woher kommt diese ganze Kraft?«
    »Von verschiedenen Orten«, antwortete Himaggery etwas ausweichend.
    »Es ist besser, es nicht zu wissen«, flüsterte Windlow. »Besser, man denkt nicht darüber nach. Besser, man macht ein rasches Ende mit Bannerwells Stolz und Priondes Eitelkeit und wendet sich anderem zu. Wichtigerem.«
    Aber das Ende kam doch nicht so rasch. Ein Kampf brach in der Nähe des großen Spiegels aus. Dieser wankte, kippte, und eine der herbeischießenden Sonnen verfehlte ihr Ziel und zerbarst in einer Staubwolke an einem Berghang. Portierer hatten sich neben dem Spiegel materialisiert und versuchten ihn umzuwerfen. Zwischen den kämpfenden Spielern tauchten Fustigare auf, die Fänge weit aufgerissen, die Zähne gebleckt, wild um sich beißend – Wandler in der Gestalt blutrünstiger Bestien.
    »Vorsicht, Himaggery!« schrie der wachhaltende Dämon und stieß den Zauberer beiseite, als ein Pfeil von oben herabschoß. Sie schauten hoch und blickten in die Gesichter von Waffenträgern, die von der bewaldeten Seite des Gebirges herübergeflogen waren. Der Dämon gab ein Zeichen. Ein wirbelnder Feuerball schoß von Osten heran, wurde auch ohne Hilfe des Spiegels wie beiläufig von zwei Magiern aufgefangen und von den Tragamoren hoch in die Luft geschleudert. Die Waffenträger fielen schreiend aus dem Himmel, Klümpchen brennender, erlöschender Asche. Plötzlich stand der Spiegel wieder aufrecht, und die Feuerbälle trafen erneut die Außenmauern der Burg.
    Und diese Mauern fielen. Himaggery hob die Hand, eine Trommel schlug. Ihr Echo drang weit in östliche Richtung, wurde zurückgeworfen, wieder und wieder, bis nichts mehr zu hören war. Der Angriff der Feuerbälle endete. Himaggery wartete, hob den Kopf, beobachtete gespannt, was geschehen würde.
    Durch den Riß in der Mauer quollen die in der

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