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Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Titel: Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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einer Schleife um die Burg Bannerwell fließt; sie erheben sich dann östlich und westlich dieser Burg, wobei sie den Fluß nach Norden zwingen und sich selbst im Osten in einem langen Felswall fortsetzen, durch den sich der Fluß vor Jahrtausenden ein Bett gegraben hat. Hier durchschneidet der Banner den Wall wie ein silbernes Messer, und der Ort wird ›Die Wunde von Havajordeich‹ oder einfach nur ›Die Wunde‹ genannt. Von der Ostseite dieses Deichs her kann man zwar die Zinnen und Spitztürme von Bannerwell erblicken, doch die Burg selbst und ihre Umgebung sieht man erst, wenn man den Wall erklommen hat. Deshalb hatte Himaggery den ersten Blick auf die Burg von der Höhe dieses Walls aus, erblickte das versammelte Heer innerhalb der Burgmauern und draußen, sah den Burggraben und den Fluß ringsum. Was er sah, erstaunte ihn nicht. Seine Portierer hatten ihn ständig über die Ankunft des Hochkönigs, die Herausforderung zum Spiel, die Verhandlungen, das unerwartete Bündnis auf dem laufenden gehalten. Nachdem er also den Wall hochgeritten und vom Pferd gestiegen war, vergeudete er keine Zeit mit sprachlosem Staunen. Das Bild vor ihm sagte ihm nichts Neues.
    Einige seiner Begleiter waren nicht so leichten Gemütes. Die Streitmacht vor ihren Augen war größer als jedes Heer, das sie jemals erblickt hatten. Wie Pilze, die nach dem Regen überall aus dem Boden schießen, erstreckten sich die Zelte des Hochkönigs im Norden und Westen. Auf dem flachen Streifen zwischen Deich und Fluß hatten sich kleinere Spielertruppen versammelt, und von den bewaldeten Hängen des Malplacegebirges hörte man immer noch das Geräusch von Axthieben, das über die Frachtkähne schallte, die am Ufer des Banner vertäut lagen. Mertyn konnte den Blick nicht abwenden. Sogar Windlow setzte sich in seinem Wagen aufrecht, um diesen Aufmarsch belustigt zu betrachten. »Hätte ich es nicht selbst schon GESEHEN«, wurde er später zitiert, »wäre ich in der Tat sehr erstaunt.«
    Himaggery kümmerte sich um den letzten der riesigen Spiegel, stellte ihn auf dem Deich auf, stützte ihn mit dicken Metallpfosten und postierte Männer daneben, die ihn halten oder wieder aufrichten sollten, falls er umgeworfen würde. »Er muß der Kraft von Tragamoren widerstehen«, wies er sie an. »Wappnet euch und haltet euch bereit …«
    »Vorsicht, Himaggery«, sagte ein Dämon, der in der Nähe stand. »Ein Herold naht …«
    Und wieder war es Borold, der erschien, Borold, der vor Dazzle prahlte, die in ihrer ganzen Pracht oben auf dem Turm von Bannerwell stand, Borold, der vor Stolz glühte. Er warf einen Blick über die Schulter zurück, als er über den Wall zu Himaggery flog, einen langen Blick, um Dazzle dort oben stehen zu sehen. Windlow fand, daß in diesem Blick soviel Liebe und unkritische Bewunderung lag, wie ein Gott in eine neuerschaffene Kreatur nur hineinlegen konnte. Aber wie langweilig, im Grunde, dachte er. Immer bewundert zu werden, immer zu bewundern. Doch vielleicht empfinden Götter keine Langeweile … (Ihr fragt euch vielleicht, woher ich weiß, was geschah und was Windlow dachte. Das ist nicht so wichtig. Am Ende wußte ich über alles Bescheid, was geschehen war, mit jedem von ihnen. Am Ende wußte ich zuviel.)
    Borold war es, dessen Trompete die Herausforderung zum Spiel blies, Borold, der nicht nur für Mandor, sondern auch für Prionde sprach. Mit leichtem Kopfdrehen, damit seine Worte auch hinter ihm auf den Burgzinnen gehört werden konnten, rief er: »Alle, die ihr meine Stimme hört, habt acht! Ich spreche für Mandor von Bannerwell, ihn, den am meisten Bewunderten, den am eifersüchtigsten Bewachten, und für den Hochkönig Prionde von der Hohen Domäne, ihn, den Schrecklichen, den Mächtigen. Ich spreche für diese beiden, die sich hier gemeinsam versammelt haben, um das Große Spiel und eine unabwendbare Herausforderung über Himaggery, genannt Zauberer, auszurufen, dessen Anhänger in heimtückischer Weise die Gastfreundschaft des Hochkönigs mißbrauchten, indem sie einen seiner Gefolgsleute, den Seher Windlow, entführten, während Himaggery den guten Willen von Prinz Mandor hinterging, indem er einen Spion in dessen Domäne sandte, die Heilerin Seidenhand. Aus diesen Gründen und vielen anderen, mehr als es Blätter an den Bäumen gibt, Gründen von Verrat und Betrug, Ketzerei und unehrenhaftem Spiel, fordern meine Herren diesen Himaggery heraus und erwarten seinen Zug. Wir rufen das WAHRE SPIEL aus!«
    Borold

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