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Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Titel: Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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daß es in dieser Stunde zu einer Entscheidung kommen würde. Jetzt wartete ich ruhig ab. Die Zeit für törichtes Geschwätz war vorbei. Es gab keine Fragen mehr. Zumindest aber noch Antworten.
    Dann geschah es. Die Tore des Gebäudes flogen weit auf, und die Anhänger Mandors stürzten ins Freie, leichenblaß und zitternd, kriechend; sie übergaben sich auf das Pflaster, suchten auf allen vieren ihren Weg über diese schleimigen Steine wie verkrüppelte Kreaturen, schlitterten krebsartig seitwärts, hinweg, hinweg von dem, was hinter ihnen erschien. Ich erkannte Dazzle und Huld und Hunderte von Gesichtern, die ich aus Mandors Halle kannte, den Hochkönig und einige seiner Gefolgsleute. Sie drängten ins Freie und sahen mich, und bei meinem Anblick knieten sie nieder oder fielen vor mich hin und bettelten mich um Hilfe an. »König«, schrien sie, »Prinz!« Sie beugten die Knie vor mir, stützten sich auf die Hände und schlugen die Köpfe auf das Pflaster.
    Und ich sagte ihnen, sie sollten ruhig sein und abwarten. »Seid ruhig«, sagte ich, »bis Mandor kommt.«
    Und schließlich erschien er. Nicht weniger bleich als die anderen, nicht weniger verängstigt und doch immer noch nicht ganz ohne Haltung und mit einem verzweifelten Versuch der Betörung. Sogar jetzt, sogar in diesem Augenblick, versuchte er, mir gegenüber sein Talent einzusetzen, und immer noch gebrauchte er es gegen sich selbst.
    Ich bedeutete ihm, sich hinzuknien. »Ich habe Euch Eure Toten gezeigt, Mandor«, sagte ich. »Ich habe Euch Eure Toten gebracht. Eure Ahnherren, die von Euch entehrt wurden. Die kürzlich Verstorbenen, denen Ihr das Leben geraubt habt. Einige von ihnen wollen ein Spiel gegen Euch ausrufen, wie sie mir sagten …«
    Er erbleichte noch mehr, obwohl ich dies kaum für möglich gehalten hätte. Ich schaute von ihm zu Dazzle. »Und es gibt noch weitere Tote, Dazzle. Eure Mutter zum Beispiel und noch andere. Hättet Ihr sie gern hier in Bannerwell, bei den anderen Toten, die wir aus den Höhlen geholt haben?«
    Sie gab mir keine Antwort. Ich hatte es auch nicht erwartet, so beschäftigt war sie damit, die Kraft aus der Umgebung an sich zu reißen, webend und webend wie Mandor auch. Nun denn, sollten sie weben! Das Geisterheer drängte durch das Tor auf diese armseligen Sterblichen zu, bereit, sie zu Boden zu trampeln, aufzuheben und ihre Hüllen in Besitz zu nehmen, sich selbst wieder mit Leben zu bekleiden … Tief in mir sandte Dorn eine Warnung. Schick sie zurück, bevor sie stärker werden. Es wird Zeit …
    Dann plötzlich war mir, als hübe jemand etwas ungeheuer Schweres von meinen Schultern. Die Geister erzitterten vor meinen Augen. Sie stöhnten leise auf, einmal, zweimal, und dann lösten sie sich auf. Ein Geräusch wie Wind, der durch Nadelbäume fährt, schwang durch meinen Kopf, ich roch Regen. Dazzle schaute zu mir hoch, wandte mir ihr grauenhaft verstümmeltes Gesicht zu. Mandor sah sie, schrie auf und schrie abermals, als seine Anhänger ihn anschauten und von ihm wegkrochen, hinweg, hinweg, sich aneinanderklammernd wie Überlebende einer großen Flut, schreckgeweitete Blicke nach hinten werfend. Dann sprangen Mandor und Dazzle sich gegenseitig an den Hals, kratzten und schlugen mit den Händen aufeinander ein, in einen Kampf auswegsloser Verzweiflung verstrickt.
    Hinter mir nannte jemand meinen Namen. »Peter. Genug. Wir sind nach Bannerwell gekommen, wie du es gewollt hast.«
    Ich drehte mich um. Es war dieser dünne Mann, Rätsel, der Unveränderliche, der Führer der Unveränderlichen. Tossas Vater.
    »Man hat mir gesagt, was du versucht hast«, sagte er. »Für Tossa. Ich danke dir.«
    »Es war vergebens«, weinte ich. »Vergebens, wie dies hier auch. Aber ich versuchte es …«
    »Ich weiß.« Er berührte meinen Arm. Dann sah ich andere hinter ihm, Chance, Yarrel.
    »Du bist auch hier«, sagte ich einfältig. »Du bist zurückgekommen.«
    Yarrels Augen waren auf Mandor und Dazzle gerichtet, nicht auf mich. In seinem Gesicht las ich, was ich befürchtete – Abscheu und Entsetzen. Ich wußte, was er dachte, und wollte es aus seinem Mund nicht hören, aber er sagte es trotzdem. »Schau da«, flüsterte er. »Das ist es, was Talente zustande bringen. Das ist alles, was sie können, und ich habe genug davon. Genug …«
    »Scht«, sagte Rätsel. »Wir haben einen Beschluß gefaßt. Ein Teil der Schuld trifft uns. Wir haben tatenlos zugesehen, wie die Dinge ihren Lauf nahmen. Und nun haben wir beschlossen, daß

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