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Das Weihnachtsversprechen

Das Weihnachtsversprechen

Titel: Das Weihnachtsversprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Vanliere
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er, aber ...«
    »Was ist los? Wer ist es?«, hörte Chaz die Stimme einer anderen Frau fragen.
    Dann wurde der Türriegel gelöst, die Tür ging auf, und die zweite Frau stieß den lautesten, markerschütterndsten Schrei aus, den er je gehört hatte.

ZEHNTES KAPITEL
    In ihrer Sehnsucht spürt die Mutter selbst in dem heruntergekommenen
    Mann die Gegenwart des geliebten Kindes.
    George Eliot
    S
eine Hände waren genauso in die Taschen geschoben wie in meiner Erinnerung. So hatte er als Kind immer auf den Schulbus gewartet. Sein Gesicht war magerer geworden und mit Bartstoppeln bedeckt, aber unter der Kapuze seines Sweatshirts spähten die braunen Augen seines Vaters hervor. Ich streckte die Hand nach ihm aus und zog ihn zitternd ins Innere des Hauses.
    »Matthew, mein Matthew«, sagte ich wieder und wieder und hielt mich an seinen Armen fest, damit meine Knie nicht wegsackten. »Du bist es. Du bist es.«
    »Mom.« Seine Stimme war so leise, dass ich ihn kaum hörte.
    Er weinte, als er mich umarmte, und ich schlang, ebenfalls weinend, die Arme um ihn.
    »Du bist es, du bist es, du bist es«, schluchzte ich und legte mein Gesicht an seines. Ich umfasste es mit den Händen und blickte ihm in die Augen. »Du bist zu Hause«, sagte ich mit erstickender Stimme. »Du bist zu Hause.« Ich geleitete ihn zum Sofa. »Miriam, hol Decken.«
    Sie lief wie in Trance aus dem abgedunkelten Zimmer, war aber sofort wieder da und legte ihm eine Wolldecke um die Schultern. Dann schaltete sie eine nebenMatthew stehende Lampe an. Tränen liefen ihr über das Gesicht, aber sie sagte nichts. Sie half, seine Turnschuhe und Socken auszuziehen, wickelte seine Füße in eine Decke und legte eine weitere Decke über seine Beine. Dann trat sie zurück und ließ sich in einen Sessel fallen.
    Ich setzte mich neben ihn, ohne recht zu begreifen, was da geschehen war, und berührte Matts Wange, um mich zu vergewissern, dass er wirklich da war. »Jeden Tag habe ich dein Gesicht gesehen«, stieß ich hervor. »Jeden Tag habe ich gebetet und gebetet, dass du nach Hause kommst.« Meine Kehle schnürte sich zu, und ich presste die Worte heraus: »Mein Sohn, mein Baby.«
    Ich schlang die Arme um seinen Hals, und wir schluchzten, während wir uns umarmten. Es war nichts Schönes daran. Es gibt keine Worte, mit denen sich beschreiben ließe, wie sehr ich meinen Sohn und den Klang seiner Stimme vermisst hatte. Irgendwo in meinem Kopf steckten Worte, aber ich konnte sie nicht aussprechen. Ich sagte einfach nur immer wieder: »Ich hab dich lieb.«
    Nach so vielen Jahren war mein Kind endlich zu Hause.
    Als seine Benommenheit allmählich von ihm wich, begann Matthew zu zittern, und ich umklammerte seine Hände, um sie zu wärmen. Miriam brachte ihm eine Tasse heißen Kaffee, und als er sie nahm, schwappte das Getränk über den Tassenrand. Es war ihm peinlich, und er fuhr sich mit den Händen durch das Haar.
    »Miriam, neben dem Herd steht eine Flasche Wein. Würdest du sie holen, damit wir anstoßen können?«
    »Den du zum Kochen nimmst? Du willst ...?«
    »Geh schon«, schnitt ich ihr das Wort ab. »Bitte.« Miriam goss Matt ein Glas ein und reichte es ihm. Sie sah die Flasche an und dann mich. Es war nicht mehr genug für uns alle da. Ich wies mit dem Kopf in Matts Richtung. Er hatte sein Glas in einem Zug geleert. Miriam warf mir einen Blick zu und füllte sein Glas erneut.
    Matthew sah mich nicht an. Er hielt den Kopf gesenkt und hielt das Glas zwischen den Knien. »Nach sieben Jahren ist dies alles, was ich dir zu geben habe, Mom.« Er begann zu weinen, und ich beugte mich vor und schlang die Arme um ihn.
    Ich legte meine Hand an seine Wange und blickte in die braunen Augen, die ich während der vergangenen sieben Jahre jeden Tag in meiner Erinnerung vor mir gesehen hatte. »Du bist der Sohn deines Vaters. Du siehst genauso aus wie er.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht der Sohn, an den du dich erinnerst.« Matthew stützte sich auf seine Knie. »Ich bin überhaupt nicht wie Dad.«
    Es war das erste Mal, dass er wirklich um seinen Vater trauerte. Tränen flossen auf seine Hände. Jahre des Weglaufens und Sich-Versteckens und der Schmach schlugen über ihm zusammen.
    »Es tut mir leid, Mom.« Seine Stimme klang angespannt. »Ich habe dir und Dad so wehgetan. Ich dachte, dass es woanders besser sein würde, aber das war es nie.«Miriam versuchte mehr als einmal, sich zurückzuziehen, aber ich machte ihr ein Zeichen, sich wieder hinzusetzen. Von

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