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Das weisse Kaenguruh

Das weisse Kaenguruh

Titel: Das weisse Kaenguruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Praxenthaler
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Schweinepest.
    »Endlich wieder Raucher«, dachte sich Billy und zog kompromißlos an seiner Gauloises Caporal. Es war Montagmorgen um halb neun, er hatte sich gerade auf den Weg nach München gemacht und der liebe Gott schickte ihm zur Begrüßung einen Schweinetransporter aus Südosteuropa. Als Billy vom Beschleunigungsstreifen auf die rechte Spur der A3 in Richtung Frankfurt ziehen wollte, hatte er den LKW in seinem toten Winkel auftauchen gesehen. Zum Glück noch rechtzeitig. Denn bereits ein kurzer, erschrockener Blick reichte aus, dann hatte er verstanden. Mit dieser Trichinenkutsche war nicht zu spaßen. Anstatt ihn freundlich einfädeln zu lassen, blieb der Schweinepriester nämlich hart am Gas und wollte es wissen.
    Billy am Anfang auch noch. Er reagierte wie ein Mann. Die Gefahr vor Augen trat er das Gaspedal instinktiv noch einen Tick tiefer in das Bodenblech, um die wenigen, aber entscheidenden Meter herauszuholen, um die es hier ging. »Na komm schon, Baby«, schrie er zur Unterstützung sein Auto an, wippte mit dem Oberkörper hin und her und schlug mit der rechten Hand gegen das Lenkrad. Das war vom Einsatz her vorbildlich, aber es half alles nichts. Die Dreckskarre wollte einfach nicht schneller werden.
    Und wie auch, bei dem Gewicht? Bis obenhin war der lindgrüne 240 TD voll gepackt mit den unzähligen, rostigen Eisenteilen, ohne die Billy seine Reise niemals angetreten hätte. Außerdem ging es leicht bergauf, und von oben drückte zusätzlich der lebensgroße Bigbird auf die Achsen, der mit einer durchsichtigen Kunststoffplane und ein paar alten Hanfseilen auf dem Dachgepäckträger festgezurrt war. Alles in allem schlicht zuviel Ballast für Billys altersschwachen Diesel. Undso konnte er sich noch so sehr gegen das Verderben des immer kürzer werdenden Beschleunigungsstreifens wehren, die Tachonadel kam über die 80 nicht hinaus.
    Es folgte ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen. Scheinbar unendliche Sekunden fuhren Billy und der Lebendviehtransporter auf gleicher Höhe nebeneinander her. Bis es passierte. Kurz vor Ende des Beschleunigungsstreifens hatte der Schweinelaster keinen Bock mehr und machte die Gasse dicht. Billy hatte gerade beschlossen, nicht etwa aufzugeben, sondern das Duell mit seinem übermächtigen Gegner einfach über den Randstreifen fortzusetzen. Aber das stieß beim Mann vom Balkan nicht auf Gegenliebe. Sofort hatte er Billys Plan durchschaut, hupte ihn empört von der Seite an und zog dann gnadenlos nach rechts in seine Spur. Mit Erfolg. Billy sah die Schweine näher kommen und reagierte menschlich. Er stieg in die Eisen. Bedingungslos. Wer hat schon Lust auf ein Kräftemessen mit 1oo schlachtreifen Mastsauen auf ein paar abgefahrenen Reifen mit defekter Bremsanlage und einem übermüdeten Fahrer hinter dem Steuer, der im Reich der C B-Funker auf den Namen Mettwurst-Miro oder Schaschlik-Soltan hört?

Profilpsychose.
    Die Vollbremsung hinterließ ein paar beachtliche Gummispuren auf dem Asphalt, und Billy blieb am Leben. Zeit, sich darüber zu freuen, blieb ihm nicht. Seine Hände hielten das Lenkrad noch fest umklammert, und der Schweiß stand ihm noch auf der Stirn, da ging es auch schon weiter mit den unerwarteten Problemen.
    »Du Vollidiot, was bremst denn du?« schrie ihn ein schwitzender Mittfünfziger an.
    Beige Hose, grünes Sakko, nikotingelbe Haare, Kippe in der Hand und dazu einen schön roten Kopf – so sah derMann aus. Ohne vorheriges Anklopfen hatte er Billys Fahrertür aufgerissen und kam schnell zum Punkt.
    »Ich wäre dir um ein Haar hinten draufgeknallt, du Arschloch!«
    Billy konnte es nicht fassen.
    »Und wer sind Sie?« fragte er.
    »Wer ich bin?« schrie der Mann weiter. »Ich bin der, der dir jetzt sagt, daß so was wie du auf der Autobahn nichts zu suchen hat. Der bin ich.«
    »Ja und?« fragte Billy weiter.
    »Wie, ja und?« brüllte der Mann zurück.
    »Na ja«, sagte Billy ruhig und immer noch leicht verwirrt. »Ich meine, was wollen Sie eigentlich? Sie haben ja wohl gesehen, daß mich die Drecksau da vorne abgedrängt hat. Also habe ich gebremst. Was hätte ich denn sonst machen sollen? Sterben vielleicht? Und überhaupt, was regen Sie sich denn so auf, hier? Ist ja noch mal gutgegangen.«
    »Gutgegangen«, platzte es nun aus dem Mann heraus. »Was heißt hier gutgegangen? Ich habe mir voll das Profil runtergebremst, du Penner. Das gibt garantiert einen Bremsplatten.«
    Billy schaute durch seine Sonnenbrille in den Rückspiegel. Und in der Tat, viel

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