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Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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kannte, aber ich kannte Menkhoff ja auch noch nicht allzu lange. »Entschuldigen Sie bitte die Störung. Ähm, das …«, Menkhoffs Kinn zeigte auf mich, »ist mein Partner, Kommissar Seifert. Wir würden uns gerne mit Dr. Joachim Lichner unterhalten. Ist er zu Hause?«
    Ihr Blick wanderte unruhig zwischen Menkhoff und mir hin und her, so dass ich versucht war, ihr zu versichern, dass wir ihr nichts Böses tun.
    »Ja«, antwortete sie, sonst nichts, und ihre Stimme bestätigte die zarte Schüchternheit, die ihr Gesicht und ihre zierliche Gestalt ahnen ließen.
    »Und … können wir ihn sprechen?«, fragte Menkhoff, als das Schweigen quälend wurde. Nach kurzem Zögern antwortete sie erneut nur mit einem »Ja« und machte einen Schritt zur Seite. Menkhoff warf mir einen nicht zu deutenden Blick zu und betrat das Haus.
    Auf der linken Seite des großzügigen Eingangsbereiches führte eine Treppe nach oben. Als Handlauf diente die abgerundete Oberseite einer hüfthohen, mediterran anmutenden Mauer, die neben den Stufen schräg nach oben verlief. Eine Tontafel auf Augenhöhe deklarierte den Aufgang als
Privat
. Der ausladende Tresen an der Wand gegenüber dem Eingang deutete ebenso wie der breite Durchgang daneben mit den tönernen Hinweisen
Wartezimmer
und
Behandlung
darauf hin, dass das komplette Erdgeschoss als Praxis diente.
    »Bitte, nehmen Sie einen Moment Platz, ich werde Dr. Lichner informieren.« Sie deutete auf eine Reihe mit braunem Leder überzogener Stühle, die entlang der Wand vor dem verlassenen Empfangstresen standen. Menkhoff schaute ihr nach, bis sie am oberen Treppenabsatz nicht mehr zu sehen war.
    »Tolle Frau«, sagte ich leise, woraufhin er die Stirn runzelte. »Vergessen Sie’s, nicht Ihre Liga, Herr Kollege. Sie ist älter als Sie und außerdem mit einem Herrn Doktor liiert.«
    Ich ließ mich auf einem der Lederstühle nieder. »Ich schätze, sie ist genauso alt wie ich, außerdem möchte ich sie ja nicht heiraten, sondern habe nur festgestellt, dass sie eine tolle Frau ist. Und wie kommen Sie darauf, dass sie mit Dr. Lichner zusammen ist? Könnte doch auch die Haushälterin sein oder seine Sprechstundenhilfe, die mit ihm zusammen Mittagspause macht.«
    »Marlies Bertels.« Er setzte sich neben mich, flüsterte nun fast. »Sie hat erzählt, dass Dr. Lichner mit einer Frau zusammenlebt, mit der er nicht verheiratet ist und die keine Fenster putzt.« Mit einem Blick zu der Stelle an der Decke, an der die Treppenmauer endete, lehnte er sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »
Diese
Frau putzt keine Fenster, Kollege Seifert, da bin ich mir ganz sicher.«
    Ich suchte in seinem Gesicht nach Anzeichen dafür, dass er das als Scherz gemeint hatte, aber meine Aufmerksamkeit wurde von Schritten auf der Treppe abgelenkt.
    Dr. Lichner war etwa eins achtzig groß und schlank. Er trug Jeans und ein weißes Poloshirt, seine gesamte Erscheinung wirkte ausgesprochen sportlich. Ich vermutete, dass er regelmäßig joggen ging. Er war wohl Mitte dreißig. Die blonden Haare über dem leicht gebräunten Gesicht waren auf einen Zentimeter gestutzt. Seine intelligenten Augen musterten uns eingehend, während er auf uns zukam. »Guten Tag. Ich gehe davon aus, bei Ihrem Besuch während meiner Mittagspause geht es wieder um den Mord an dem kleinen Mädchen?«
    Wir standen beide auf, Menkhoff sagte: »Guten Tag, Dr. Lichner. Ich bin Kriminaloberkommissar Menkhoff, das ist Kriminalkommissar Seifert. Ja, es stimmt, wir kommen wegen des ermordeten Mädchens, Juliane Körprich.«
    »Womit kann ich Ihnen helfen? Oder besser: Was könnte ich Ihnen sagen, das ich nicht schon Ihren Kollegen erzählt habe?« Lichners Blick war forschend und beunruhigte mich irgendwie. Menkhoff schien es ähnlich zu ergehen. Er trat von einem Bein auf das andere und sagte schließlich: »Wir haben uns eben mit einer Ihrer Nachbarinnen unterhalten, Frau Marlies Bertels. Kennen Sie sie?«
    Hinter Lichner tauchte die Frau auf, die uns die Tür geöffnet hatte. Sie blieb am Fuß der Treppe stehen und sah zu uns herüber.
    »Frau Bertels, ja, ich weiß, wen Sie meinen. Sie wohnt vorne am Spielplatz. Ich sehe sie immer am Fenster stehen, wenn ich dort vorbeigehe. Ich glaube, sie fühlt sich sehr einsam.«
    »Wenn Sie dort vorbeigehen?« Menkhoff schaute an Lichner vorbei zu der Frau im Hintergrund, vielleicht einen Moment zu lange. »Welchen Grund gibt es für Sie, dort vorbeizugehen, Dr. Lichner? Diese Straße ist eine Sackgasse, und

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