Germaine Wittemann
Die Mondblumenpflückerin
Fantasy/Märchen
© 2010
AAVAA e-Book Verlag UG (haftungsbeschränkt)
Quickborner Str. 78 – 80,13439 Berlin
Telefon.: +49 (0)30 565 849 410
Email:
[email protected] Alle Rechte vorbehalten
1. Auflage 2010
Lektorat: Sabine Lebek, Berlin
Covergestaltung
Juliette Wittemann/ Tatjana Meletzky
Illustration Juliette Wittemann
Printed in Germany
ISBN 978-3-86254-128-7
Alle Personen und Namen sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen
sind zufällig und nicht beabsichtigt.
1. Kaselius
Celine hielt sich die Ohren zu. Wie konnten ihre Eltern so miteinander umgehen? Dieses Geschrei im Haus, dieser Hass. Celine zog sich mehr und mehr die Decke über den Kopf.
Am liebsten wäre sie mit ihrem Bett zum Fenster hinaus geflogen, in eine andere, bessere Welt. Aber das Bett bewegte sich nicht, und das Geschrei ging weiter.
Wie lange ging das eigentlich schon so? Celine überlegte. Sie war nun elf Jahre alt. Als sie zehn war, schien die Welt noch völlig in Ordnung.
Sie waren in das wunderschöne kleine Reihenhaus außerhalb der Großstadt gezogen und hatten sich alles hübsch eingerichtet. Sie erinnerte sich noch genau wie stolz und glücklich ihre Eltern damals waren. Das Glück währte allerdings nicht besonders lange. Bald schon unterhielten sich ihre Eltern nur noch über Geld. Ihre Mutter musste als Kassiererin in einem Supermarkt arbeiten gehen. Celine war sehr oft alleine, wenn sie mittags von der Schule nach Hause kam.
Ihr hatte das alte Leben in der kleinen beengten Drei-Zimmerwohnung, mitten im Großstadtlärm, besser gefallen.
Als die Eltern anfingen sich zu streiten, war das für Celine sehr erschreckend. Das erste Mal, als ihr Vater laut wurde und es Ärger gab, weil ihre Mutter sich ein neues Kleid geleistet hatte, brach Celines heile Welt in sich zusammen. Von da an war nichts mehr wie zuvor.
Celine zog sich mehr und mehr zurück und besuchte nun öfter Freundinnen, um nicht daheim sein zu müssen. Eine Lösung war das aber nicht, und die Probleme schienen nicht enden zu wollen.
Es drohte schließlich der Verkauf des Hauses. Ihre Eltern arbeiteten nun von früh bis spät und wurden noch gereizter und unzufriedener.
Celine fing an zu weinen, wie fast jeden Abend, wenn die Eltern so stritten. Sie weinte und weinte bis sie schließlich erschöpft und unglücklich einschlief. In dieser Nacht hatte sie einen merkwürdigen Traum.
Zunächst dachte sie noch, es sei ein Traum gewesen, aber so ganz sicher war sie sich am nächsten Tag doch nicht mehr. Sie entdeckte nämlich etwas Seltsames in ihrem Bett.
Aber zunächst einmal zu ihrem Traum:
Celine fand sich wieder auf einer wunderschönen Wiese mit vielen leuchtenden Blumen in allen Formen und Farben. Der Duft dieses Blumenmeeres war atemberaubend.
Plötzlich drehte sich alles in ihrem Kopf. Ihr wurde schwindelig. Ein Sog riss sie hinweg. Sie flog in einer unvorstellbaren Geschwindigkeit durch die Luft. Oder sollte man besser sagen durch die Zeit? Sie wusste es selbst nicht so genau, aber plötzlich gab es einen heftigen Ruck. Sie schien irgendwo gelandet zu sein.
Celine öffnete vorsichtig die Augen. Was sie jetzt sah übertraf alles, was sie bisher in ihren immerhin schon elf Lebensjahren gesehen hatte. Sie befand sich in einer blauen Welt. Nicht irgendeiner blauen Welt, sondern in einer Welt, die in ein so wunderschönes, gleißendes Blau getaucht war, dass man die Augen gar nicht mehr schließen wollte. Blaue Häuser, die mit Kristallen besetzt waren, die in einem zarten blassblau funkelten und glitzerten. Bäume in ein Blau, von einer Feinheit und Reinheit getaucht, dass Celine ganz verzaubert war.
Der Himmel war kristallblau und leuchtete so klar und hell, dass sie auch hier ihren Blick nicht abwenden wollte.
Wo war sie? Ungläubig schüttelte Celine den Kopf.
Sie traute kaum sich zu bewegen, voller Angst, aus dieser zauberhaften Welt wieder herauskatapultiert zu werden.
Sie wusste nicht wie viel Zeit bereits vergangen war, als sie plötzlich ein leises Geräusch hinter einem der Bäume vernahm.
Sie bekam etwas Angst, trotzdem rief sie leise:
„Wer ist da? Zeig dich bitte!“
Hinter dem Baum kam das sonderlichste Wesen hervor, das man sich nur vorstellen kann.
Es war ein blaues Männlein, nicht viel größer als ein kleiner Affe, mit zwei kleinen, dürren Beinchen und einem riesenhaften Kopf auf einem spindeldürren Hals.
Es hatte kein Gesicht. Das erschreckte Celine