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Das Wrack

Titel: Das Wrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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hässlicher Zug von Grimm und Verdrossenheit, und die Brauen waren, selbst im Schlaf, fest zusammengezogen, dass sich die Stirn in tiefe, wie ärgerliche Falten legte.
    Bequem genug hatte er es sich aber hier gemacht, und was ihn in Schlaf gebracht, blieb ebenfalls kein Geheimnis, denn auf dem Tisch vor ihm stand eine der großen viereckigen Arrakflaschen ziemlich bis zur Hälfte schon geleert, eine mächtige Zuckerdose, ein Glas, eine Karaffe mit Wasser und eine erst kürzlich angebrochene Kiste mit Zigarren, von denen der Schläfer noch eine, halb geraucht, zwischen den Fingern hielt.
    Ein Blick in der Kajüte umher überzeugte den Mate dabei, dass er es hier mit dem wahrscheinlich einzigen Bewohner des Schiffes zu tun habe. Zur Vorsorge öffnete er auch noch ein paar der Nebenkojen, aber es war alles unbesetzt, und es blieb ihm endlich nichts weiter übrig, als den ruhigen Schläfer zu wecken, um Näheres von ihm über das Schiff selber wie die Ladung zu hören.
    Das war nicht so leicht, als er es sich möglicherweise gedacht. Er ging auf den Mann zu, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte:
    »He, Freund!«
    Der Bursche rührte sich nicht.
    »He, Freund!«, rief der Mate jetzt lauter und schüttelte ihn, um ihn munter zu bekommen, aber ein tiefes Grunzen des Halbtrunkenen war die einzige Antwort, die er erhielt. Viel Zeit durften sie aber auch nicht versäumen, denn die Strahlen der Sonne fielen schon ganz schräg gegen das Skylight an, und der Mate, während er einen Blick über die auf dem Tisch ausgepackten Herrlichkeiten warf, sagte lachend:
    »Man sollt's nicht für möglich halten, und der Bursche lebt hier wie ein Prinz; aber wir können dich nicht länger schlafen lassen, mein Herz. Also heda, Kamerad – hallo ahoy!« Und er schrie ihm dabei in die Ohren, als ob er ein auf Kabellänge entferntes Schiff anrufen wolle.
    »Four bells? Hell!«[Vier Glasen? Hölle!] brummte der Mann und schüttelte, noch immer im Schlaf, den Kopf, fuhr aber plötzlich, als er sich berührt fühlte, erschreckt in die Höhe, sah oben das Sonnenlicht durch die Scheiben fallen und die fremden Menschen die Kajüte füllen, und starrte sie so wild und verstört an, als ob er ebenso viele Geister gesehen hätte.
    »Wie geht's Alter?«, sagte aber jetzt der Steuermann, nachdem er ihm einen Augenblick Ruhe gelassen hatte, um sich zu besinnen. »Ausgeschlafen?«
    »Bless my soul«, stammelte der Mann, »where, the devil, do you hail from?«
    »Wo wir herkommen?«, lachte der Mate. »Das möchte ich erst einmal dich fragen, mein Herz, denn du scheinst dich hier so behaglich und fest eingerichtet zu haben, als ob du dein Winterquartier bezogen hättest und auf festem Land statt auf einem Kasten säßest, der alle Augenblicke unter dir wegsinken kann.«
    »Und wenn er's täte, wen kümmert's, wenn ich damit zufrieden bin«, knurrte der Gesell, dessen Sinne augenscheinlich noch von dem getrunkenen Branntwein befangen waren.
    »Nu, nu«, lachte der Steuermann, »mach dir deshalb keine Sorge; deinethalben wär's auch vielleicht kein Unglück, aber deinethalben sind wir auch nicht hergekommen, und nur was Schiff und Ladung betrifft, wollten wir uns erkundigen. Und jetzt richte dich einmal auf und gib Antwort, denn wir haben keine lange Zeit zu verlieren. Wo kommt das Schiff her?«
    Der wunderliche Einsiedler an Bord schien gar keine so besondere Lust zu haben, die an ihn gestellten Fragen zu beantworten, aber die fünf kräftigen Gestalten in der Kajüte sahen auch nicht aus, als ob sie mit sich spaßen ließen, und so weit war er doch jetzt wieder zur Besinnung gekommen, um zu begreifen, dass die Leute jedenfalls zu einem die Torresstraße passierenden Schiff gehörten. Nach einigem Zögern erwiderte er deshalb kurz:
    »Von San Francisco.«
    »So? Und wohin?«
    »Na, das seht Ihr doch, dass wir an Ort und Stelle sind«, brummte der Gesell. »Müsste eine tolle Brise sein, die uns von hier wieder hinauswehte, wie sie uns hereingesetzt hat.«
    »Aber wohin war das Schiff bestimmt?«
    »New York«, sagte der Mann finster.
    »Nach New York? Und was zum Henker hattet Ihr da in der Torresstrait zu suchen – aber was geht's mich an. Was für Ladung?«
    »Ballast.«
    »Ballast, und liegt fast bis an die Speigaten tief?«
    »Wenn wir das im Leib hätten, was das Schiff die letzten drei Tage geschluckt hat«, lautete die mürrische Antwort, »so lägen wir noch tiefer.«
    »Ist es leck?«
    »Denke so – und alle Ursache –«
    »Aber was

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