Das Zauberer Handbuch
Grundsätzlich unterschieden wird zwischen »buchnahen« und »buchfernen« Rechten. Die einen umfassen, wie die Bezeichnung schon vermuten lässt, die Rechte am Buch selbst: das Veröffentlichungsrecht sowohl für den herkömmlichen als auch für den elektronischen Bereich (Stichwort E-Book), das Übersetzungsrecht für fremdsprachige Ausgaben (gerade in der Fantasy ein wichtiger Aspekt) sowie das Vertonungsrecht zur Adaption als Hörbuch. Die buchfernen Rechte hingegen bezeichnen all jene Rechte, die nur indirekt mit dem Buch zu tun haben, weil sie dieses lediglich als Grundlage nutzen – also etwa das Recht auf eine Adaption als Film, Theaterstück oder inszeniertes Hörspiel oder auch die Merchandisingrechte. Letztere haben in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen, seit sich ursprünglich aus dem Fandom stammende, jedoch sehr professionell und engagiert agierende Firmen wie WerkZeugs für Bücher-Merchandising ins Zeug legen und damit Rechte nutzen, die früher schlicht brachgelegen haben: T-Shirts, Schmuck, Postkarten und viele andere Dinge sind seither zu Fantasy-Romanen namhafter Autoren erhältlich.
Bestimmt wird auch, wie lange diese Rechte an den Verlag übertragen werden – ob nur für eine bestimmte Zeitspanne oder für immer. Erwirbt ein Verlag alle Rechte zu einem bestimmten Fixum, nennt man das einen Buy Out – so etwas wird zum Beispiel im Heftroman gemacht, wenn ein Autor für den Verlag eine Serie mit wiederkehrenden Figuren entwickelt hat, die dann von anderen Autoren weitergeführt werden soll. Außerdem legt der Vertrag fest, in welcher Form euer Werk auf den Markt kommen wird – ob als Beitrag in einem Sammelband oder als eigenständiges Buch, wobei es dann natürlich festzulegen gilt, ob es sich um ein Taschenbuch handelt, ein Hardcover, einen laminierten Pappband (v.a. im Jugendbuch sehr gebräuchlich) oder eine Broschur, besser bekannt als Paperback.
Das »Wie viel«:
Auf diesen Punkt habt ihr wahrscheinlich schon gewartet – es vergeht eigentlich keine Lesung, auf der ich nicht gefragt werde, wie viel man als Autor verdient. Die Frage lässt sich natürlich nicht einfach so beantworten, denn der Verdienst des Autors an einem Buch hängt von zwei Faktoren ab – dem prozentualen Anteil, den er pro verkauftem Buch bekommt (in der Fachsprache Tantieme genannt) sowie der Anzahl der verkauften Bücher.
Letzteres lässt sich leider nicht vertraglich festlegen, Erstgenanntes aber schon. Und wenn ich bei Lesungen erzähle, wie viel der Autor von jedem verkauften Buch bekommt, gibt es meistens lange Gesichter. In den Köpfen der Leute spuken – wohl inspiriert durch Filme, in denen Autoren den ganzen Tag auf der Veranda ihrer Villa sitzen und Daiquiris schlürfen – Zahlen von fünfzig oder noch mehr Prozent herum, was (leider) völliger Blödsinn ist. Die Tantiemen, die der Autor erhält, bewegen sich, je nach Ausstattung, Verkaufspreis und zu erwartendem Verkauf eines Buchs, in der Regel zwischen 5 und 10 Prozent, wohlgemerkt nicht vom Ladenpreis, sondern vom Nettoverkaufspreis (also Ladenpreis abzüglich Mehrwertsteuer). Machen wir eine Beispielrechnung auf: Nehmen wir an, ein Autor veröffentlicht ein Taschenbuch mit einem Umfang von 500 Seiten. Es ist sein Erstlingswerk, wofür man ihm 5% Tantiemen einräumt. Das Buch geht zum Ladenpreis von 8,00 Euro über den Tisch, der Gewinn des Autors an jedem verkauften Buch berechnet sich also wie folgt:
Ladenverkaufspreis
8,00 Euro
Mehrwertsteuer (derzeit 7%)
0,52 Euro
Nettoverkaufspreis
7,48 Euro
Anteil des Autors pro Buch
0,37 Euro
Ganz klar – nach Villa und Daiquiri klingt das nicht gerade. Und es hat auch nichts mit zügelloser Ausbeutung des Autorenstandes zu tun, denn auch der Verlag verdient an einem Buch längst nicht so dick und fett, wie man vermuten sollte. Natürlich verschlingt auch die Herstellung des Buches eine Stange Geld; von dem, was übrig bleibt, verbleibt nur rund ein Drittel beim Verlag, der Rest fließt in Verkauf und Vertrieb. Denn zum einen müssen die Bücher ja von der Druckerei in den Handel gelangen (und dabei irgendwo zwischengelagert werden, denn sie sollen über einen langen Zeitraum hinweg bestellbar bleiben), zum anderen will auch der Buchhändler noch etwas daran verdienen. Der Autor, auch wenn er letztlich der »Erfinder« des Projekts war, ist damit nur das erste Glied in einer langen Kette, sein prozentualer Anteil entsprechend – und das ist letztlich auch der Grund dafür,
Weitere Kostenlose Bücher