Das Zauberer Handbuch
keine Proportionalschrift, weil sie das Berechnen des Umfangs erschwerte. Da es inzwischen zur Routine einer jeden Textverarbeitung gehört, die exakte Anzahl an Buchstaben, Wörtern und Zeichen zu berechnen, spielt dieser Aspekt keine Rolle mehr, allerdings tendiere ich noch immer dazu, in Manuskripten und längeren Exposés eher eine Serifenschrift wie Courier oder Times New Roman zu verwenden, da sie nachgewiesenermaßen leichter lesbar sind als serifenlose Schriften – auch so eine kleine Sache, die demjenigen, der das Manuskript prüft, das Leben ein bisschen leichter macht.
Was das grafische Drumherum angeht – ein bisschen davon schadet nicht, man will sich ja von der besten Seite zeigen, aber widersteht der Versuchung, das ganze Manuskript in Runenschrift o.ä. zu setzen. Ich habe auch schon Manuskripte gesehen, die komplett auf Papier mit Pergament-Optik ausgedruckt waren – das ist zwar löblich und zeugt vom Engagement des Autors, kann aber auch ein bisschen zu verspielt und unprofessionell wirken. Ganz abgesehen davon, dass es eine ordentliche Stange Geld verschlingt. Wenn es hingegen eine Kartenskizze gibt oder ein Freund von euch, der Grafiker ist, Zeichnungen der Hauptcharaktere gemacht hat, legt sie ruhig bei. Gefragt ist alles, was Aufsehen erregt, ohne dabei zu nervig oder übertrieben zu wirken.
Wenn ihr das Manuskript als Datei verschickt, benutzt eines der gängigen Formate wie .rtf oder das durch Word verbreitete .doc oder .docx, das von den Verlagsmitarbeitern problemlos geöffnet werden kann. Andere Programme sind grundsätzlich kein Problem, aber besorgt euch einen Konverter, um das Dateiformat in ein gängiges umzuwandeln. Und noch ein Tipp: Benennt eure Dateien nicht kryptisch à la
Fusi_project_version98b.rtf
sondern klar und nachvollziehbar mit eurem Namen und dem Titel des Romans:
peinkofer_zauberer.rtf
Wenn ihr euer Manuskript als Ausdruck verschickt, dann natürlich auf sauberem, frischem Papier. Das gilt auch, wenn ein Manuskript von einem Verlag abgelehnt wurde und ihr es zurückerhalten habt. Es steht euch frei, den Roman an einen weiteren Verlag zu schicken, aber ihr solltet nicht unbedingt das bereits gelesene Manuskript verschicken, denn es macht auf einen Lektor keinen guten Eindruck, etwas angeboten zu bekommen, das schon andere in den Händen hatten und (offenbar) abgelehnt haben. Ihr werdet feststellen, dass Lektorate ihre ganz eigene Art haben, mit Manuskripten umzugehen und dass diese mitunter in einem recht bemerkenswerten Zustand zurückgeschickt werden – mit Rändern der Kaffeetasse drauf, mit Bröseln zwischen den Seiten …
Habe ich alles schon erlebt.
Vielleicht wäre das ja auch eine pfiffige Idee fürs Fernsehen: Wetten, dass ich es schaffe, drei von zwanzig Lektoraten anhand der Art und Weise zu erkennen, wie zurückgeschickte Manuskripte aussehen …?
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Anbieten will gelernt sein
In der Regel erfolgt die Kontaktaufnahme mit dem Verlag oder der Agentur dadurch, dass ein komplettes Werk zur Prüfung eingereicht wird. Es gibt jedoch auch Ausnahmen, denn wie gesagt, im Grunde läuft in dieser Branche alles auf das gegenseitige Vertrauen zwischen Autor und Verlag hinaus. Wenn ihr also schon einmal ein Buch veröffentlicht habt, selbst dann, wenn es in einem anderen Genre oder bei einem anderen Verlagshaus gewesen ist, wird ein Lektor eventuell auch bereit sein, euch einen Roman abzukaufen, der noch nicht vollständig geschrieben ist. Ihr könnt es dann auch mit dem Einsenden einiger Probekapitel versuchen, natürlich in Verbindung mit einer Konzeption, die Aufschluss darüber gibt, wo die Geschichte hingeht und welche Wendungen sie nimmt.
Diese Konzeption, die im Wesentlichen aus einer Inhaltsangabe, also dem Exposé, sowie eventuell auch noch aus einigen Zusatzinformationen besteht, sollte so gehalten sein, dass sie euch bzw. euer Projekt von der allerbesten Seite zeigt. Eine feste Form hierfür gibt es wie erwähnt nicht, zu lang oder ausführlich sollte ein Exposé in diesem Fall jedoch nicht sein, ein ausführliches Kapitelexposé ist also eher ungeeignet. Man muss versuchen, die Mitte zu finden – so lang wie nötig, aber auch so knapp wie möglich.
Zeichnungen, Kartenskizzen etc. können einer Konzeption natürlich ebenfalls beigefügt werden, und natürlich sollte man auch versuchen, die Vorzüge seines Projekts gegenüber anderen – die Unique Selling Proposition , wie unsere Freunde vom Marketing es nennen würden,
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