Das Zeichen des Vampirs - The Society of S
geschmeckt?« Mrs McG meinte den Honigkuchen. Sie ging geschäftig um den Frühstückstisch herum und knetete ein Geschirrtuch in den Händen. Ihr Gesicht glänzte und ihre Brille hätte mal wieder geputzt werden müssen, aber ihr blitzsauberes, grün kariertes Schürzenkleid, das in der Taille gebunden wurde, war ordentlich gebügelt und gestärkt, sodass die Falten des Rocks steif aufsprangen.
»Sehr gut«, sagte ich - fast wahrheitsgemäß. Der Kuchen, von dem ich am Abend zuvor ein Stück zum Nachtisch gegessen hatte, hatte unglaublich intensiv geschmeckt; wäre er nur ein kleines bisschen kürzer im Ofen gewesen und die Backform etwas großzügiger eingefettet worden, wäre er wirklich köstlich gewesen.
»Wenn ich ihn zu Hause gebacken hätte, hätte ich Speck benutzt«, sagte sie. »Aber dein Vater ist ja so ein strikter Vegetarier.«
Plötzlich flog die Tür vom Kellergeschoss auf und Mary Ellis Root stürmte in die Küche.
»Was haben Sie dem Boten gesagt?«, fragte sie Mrs McG mit heiserer, leiser Stimme.
Mrs McG und ich starrten sie entgeistert an. Es sah ihr gar nicht ähnlich, sich bei uns oben blicken zu lassen, und wenn sie es gelegentlich doch tat, dann niemals so früh. Ihre schwarzen Haare waren statisch aufgeladen und ihre Augen funkelten, doch sie sah keine von uns direkt an. Sie hatte einen warzigen Leberfleck auf dem Kinn, aus dem drei lange schwarze Haare wuchsen; wenn sie sprach, zitterten sie leicht. Manchmal stellte ich mir vor, wie es wäre, sie ihr herauszureißen, aber bei dem Gedanken, diese Frau berühren zu müssen, wurde mir übel. Sie hatte ein unförmiges, speckig aussehendes schwarzes Kleid an, das nach Metall roch und ihren fülligen Körper nur mit Mühe verhüllte. Sie wuselte wie ein dicker Käfer durch die Küche - fahrig und allem gegenüber gleichgültig. Plötzlich blieb sie stehen und schlug mit ihrer feisten Faust auf den Tisch.
»Also, was ist? Ich warte auf eine Antwort. Es ist fast zehn und es war immer noch niemand hier.«
Der silberne Kurierwagen hielt zwei- oder dreimal die Woche vor unserem Haus, um Lieferungen zu bringen, die für die Forschungsarbeiten meines Vaters bestimmt waren, und flache weiße Kartons abzuholen, auf denen SERADRONE stand. Die Türen und Seiten des Lieferwagens waren mit dem Namen und Logo der Firma beschriftet: GREEN CROSS.
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen«, antwortete Mrs McG ruhig. Doch ihre linke Augenbraue und ihre rechte Hand zuckten.
Mary Ellis Root stieß einen tiefen Laut aus, der wie ein Knurren klang, und bahnte sich türenschlagend ihren Weg ins Kellergeschoss zurück, wobei sie einen leichten metallischen Geruch hinter sich zurückließ.
»Ich spreche nie mit dem Mann von Green Cross«, sagte Mrs McG zu mir.
Die Lieferungen wurden immer an der Hintertür abgegeben, die ins Kellergeschoss führte. An Mrs McGs Gesichtsausdruck war abzulesen, dass ihr die gute Laune innerhalb der letzten Minute verdorben worden war.
Ich stand vom Tisch auf, zog das Kochbuch meiner Mutter aus dem Regal und blätterte darin. »Sehen Sie mal«, sagte ich, um sie abzulenken. »Neben das hier hat sie vier Sternchen gemalt.«
Es war ein Rezept für ein Brot, das mit Käse und Honig gebacken wurde. Mrs McG spähte mit skeptischem Blick über meine Schulter. Ich lehnte mich ganz leicht zurück, um die Wärme ihres Körpers zu spüren, ohne sie dabei zu berühren. Näher würde ich einer Mutter wohl niemals kommen.
Ich nehme an, dass es seine Vorteile hatte, zu Hause unterrichtet zu werden. Ich musste mir keine Gedanken darüber machen, was ich zur Schule anzog oder wie ich Freundschaften schloss. In regelmäßigen Abständen musste ich staatliche Prüfungen ablegen und jedes Mal beantwortete ich alle Fragen richtig. Mein Vater hatte mein Gehirn mit Wissen über Geschichte, Mathematik und Literatur vollgestopft; ich konnte Latein und ein bisschen Griechisch, Französisch und Spanisch lesen, und mein englischer Wortschatz war so weit entwickelt, dass ich Mrs McG manchmal die Worte erklären musste, die ich benutzte. Ab und zu unterrichtete Dennis mich in naturwissenschaftlichen Fächern; er sagte, dass er früher ein paar Semester Medizin studiert hätte, dann jedoch auf Biologie umgesattelt habe, ein Fach, das er nun stundenweise am nahe
gelegenen College unterrichtete. Aufgrund seiner Ausbildung war Dennis unser Haus- und Zahnarzt, außer wenn ich irgendetwas Ernsthaftes hatte, was bislang erst zwei- oder dreimal vorgekommen
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