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11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

Titel: 11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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Ein Ritter der Gegenwart

    Der Himmel hatte sich eigentümlich grün verfärbt, riesige Schmetterlinge gaukelten durch die Abenddämmerung. Von Zeit zu Zeit schossen Schwärme von fliegenden Fischen aus dem blinkenden Spiegel des Meeres heraus und fielen nach einer kurzen Strecke wieder ins Wasser zurück.
    Der Hafenkapitän, ein alter Bretone mit einem von Falten durchfurchten Gesicht, schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Das ist eine hirnverbrannte Idee«, grollte er, und um das Wort noch zu bekräftigen, fügte er hinzu: »Eine Schnapsidee! Eine Wahnsinnsidee!«
    Lennet lächelte liebenswürdig. »Sie wollen damit sagen, daß es die Idee einer Landratte ist, Kapitän?«
    Der alte Seebär hob verächtlich die Schultern. »So ein Milchbube wie du, gerade achtzehn Jahre alt, der nur mit Mühe das Steuerruder halten kann, will eine Überfahrt von fünfzehn Tagen machen, ganz allein wie ein Weltumsegler!«
    »Ich habe aber einen Segelkurs gemacht«, gab Lennet zu bedenken.
    Das war natürlich gelogen. Richtig war, daß der junge Geheimagent des französischen Nachrichtendienstes FND Leutnant Lennet einen anderen Segelkurs gemacht hatte, einen, der sehr viel härter war als die normalen Kurse, einen Kurs mit mehreren Marineoffizieren, die sich ganz speziell um ihn kümmerten, um in Rekordzeit einen Segler aus ihm zu machen. Der alte Kapitän grinste:
    »Deswegen kannst du noch lange nicht segeln, mein Kleiner. Und warum willst du eigentlich unbedingt nach Honolulu?«
    »Wenn ich es sage, lachen Sie mich bestimmt aus!«
    »Er wird noch mehr lachen, wenn Sie es ihm nicht sagen«, warf ein schlankes Mädchen ein, das ebenfalls mit am Tisch saß und an einer eiskalten Limonade nippte.
    »Es ist… so eine Art Wette«, gestand Lennet.
    »Das ist interessant«, bemerkte ein englischer Sportsegler, der bis dahin noch kein Wort gesprochen hatte. »Und was ist das für eine Wette?«
    Einige andere Mitglieder des Yachtclubs, die ebenfalls auf der Veranda saßen und die abendliche Kühle genossen, traten interessiert näher. Seit seiner Ankunft auf der Insel Obubu, das heißt, seit heute morgen, war Lennet die Zielscheibe der allgemeinen Neugier.
    Schließlich kam es ja nicht alle Tage vor, daß »ein Franzose aus Frankreich« in den kleinen Hafen der polynesischen Insel verschlagen wurde.
    Lennet warf einen hilfesuchenden Blick in die Runde und gab sich dann scheinbar geschlagen.
    »Da muß ich Ihnen etwas aus meinem Leben erzählen.
    Aber Sie haben es ja so gewollt. Wie Sie wissen, bin ich Verkaufsleiter in einer großen Schreibmaschinenfabrik…«
    »In deinem Alter?« unterbrach ihn der Kapitän zweifelnd.
    Lennet bemühte sich, rot zu werden.
    »Mein Vater ist Vizepräsident in der Firma. Jean Blanchet. Vielleicht haben Sie von ihm gehört!«
    »Das erklärt natürlich alles«, dröhnte der Bretone.
    »Erzähl weiter.«
    »Ich bin viel auf Reisen, und ich bin dabei auch schon mehrfach in diese Breiten gekommen. Allerdings noch nie nach Obubu selbst. Weil es mir hier so gut gefallen hat, habe ich beschlossen, meinen Urlaub auf den Inseln zu verbringen. Das Land ist so schön, die Leute sind so nett… zu meinem Unglück. Denn eines Tages habe ich mich in ein Mädchen verliebt, das ganz verrückt ist aufs Segeln. Wir haben ein paar Ausflüge miteinander gemacht, und alles schien aufs beste zu laufen. Ich habe mich bei der Familie vorgestellt, der nebenbei gesagt die Hälfte aller Kokosplantagen in Polynesien gehört, ich habe Bilder nach Hause geschickt… Und da bemerkte das Mädchen plötzlich, daß ich gar kein so guter Segler bin. ,Ich heirate nie einen Mann, der vom Meer keine Ahnung hat’, erklärte sie. ,Und das sollst du mir beweisen. Fahre von den Marquesas nach Honolulu auf Hawaii. Ohne Mannschaft natürlich! Wenn es dir gelingt, weiß ich, daß ich mich geirrt habe!’ -,Und wenn ich ertrinke?’ fragte ich. – ,Dann werde ich um dich trauern’, antwortete sie. – Und so bin ich hier.«
    »Und wie heißt dieses Schätzchen?« fragte ein Mitglied des Yachtclubs, das eine prächtige Admiralsmütze auf dem Schädel hatte.
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Bitte verstehen Sie mich.«
    »Aber die Strecke von den Marquesas nach Hawaii ist gefährlich!« gab der Engländer zu bedenken. »Und zwar wegen der Strömungen. Zweihundert Kilometer von Obubu gibt es einen äußerst gefährlichen Bereich. Er ist zwar nicht so schlimm wie das berüchtigte Bermuda-Dreieck, aber doch fast. Man wird dort von den

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