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Das zweite Leben

Das zweite Leben

Titel: Das zweite Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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langsam entwickelt worden. Die Kultur war stabil gewesen. Alles deutete darauf hin, daß die ausgestorbene Rasse glücklich und selbstgenügsam gewesen war, trotz der Fehler, die sie in den Untergang getrieben hatten.
    Die Vitrinen auf diesem Stockwerk waren fast alle unbeschädigt, doch die metallenen Gegenstände darin vom Rost zerfressen. Nur die aus Plastik waren gut erhalten, wenn auch von toten Insekten bedeckt. Bücher aus Plastik wurden gefunden. Jan nahm einige an sich. Die Schrift würde man auf der Erde entziffern können, jedenfalls hoffte Jan das. Die Menschen hatten ebenfalls schon begonnen, das Interesse an den Dingen zu verlieren – sogar an sich selbst. Die Bilder auf den Seiten der Bücher wirkten dreidimensional – eine perfekte Illusion.
    »Wir hatten wirklich unverschämtes Glück«, wiederholte sie sich.
    »Dann war die Landung also keine Zeitverschwendung?«
    Peter wußte nicht, was ihn dazu trieb, wieder den Streit zu suchen, über dessen Beilegung er noch eben so froh gewesen war. Aber er konnte Jans Begeisterung nicht teilen. Er war wütend und enttäuscht und brauchte jemanden, der mit ihm litt. Doch Jan ging nicht auf die Stichelei ein.
    »Das Wandgemälde dort drüben«, sagte sie und deutete auf die Darstellung eines kompliziert aussehenden Geräts. »So könnten ihre interstellaren Sender ausgesehen haben, meinst du nicht?«
    Peter nickte mürrisch. Jans Selbstsicherheit machte seine Laune noch schlechter. Wie schon unten beobachtet, stellten die nebeneinander befindlichen Gemälde eine chronologische Entwicklung der planetaren Technologie dar. Ihre Schöpfer mußten von vorneherein darauf ausgewesen sein, Fremden ihre Geschichte klarzumachen, so einfach waren sie für Jan und Peter zu interpretieren. Die Sucher sahen, wie das Land bearbeitet wurde und neue Methoden zur Ernährung der schnell anwachsenden Bevölkerung gefunden worden waren, ohne auch nur eines der fremden Schriftzeichen lesen zu müssen. An der Rampe zum fünften Stock war noch einmal der Sender zu sehen, diesmal jedoch Jahrhunderte nach seiner Aufstellung gezeichnet. Roboter bebauten das Land anstelle von Eingeborenen.
    Peter lachte rauh, als er das nächste Bild sah. »Sieht so aus, als hätten sie ihre Sender Jahrhunderte vor den ersten Versuchen, in den Weltraum zu fliegen, gebaut. Ein Haufen eingebildeter …«
    »Vielleicht haben sie ihre Prioritäten richtig gesetzt«, fuhr Jan dazwischen. »Sie wußten, daß es andere Wesen im Kosmos geben mußte, ebenso wie sie wußten, daß interstellarer Raumflug weit über ihren Möglichkeiten lag.«
    »Das galt auch für uns«, wehrte Peter ab, »bis wir begannen, nach Lösungen zu suchen, die nicht unbedingt auf der Hand lagen. Hätten wir weiter auf die Schulwissenschaft gehört, steckten wir jetzt noch in unserem Sonnensystem.«
    »Deshalb«, fuhr Jan unbeirrt fort, »wählten sie die andere Möglichkeit, indem sie ihre Existenz in die Galaxis hinausfunkten, in der Hoffnung, daß es andere gab, die das Unmögliche geschafft hatten und sie eines Tages besuchen würden. Sie waren wirklich intelligent und vor allem geduldig in ihrem Glauben, daß sie nur zu warten brauchten, bis jemand sie fand.«
    » Wir fanden sie«, sagte Peter. »Zweitausend Jahre zu spät.«
     
    Der fünfte und letzte Stock. Das Licht der Scheinwerfer war überflüssig geworden, denn das Dach des Museums war eingestürzt. Überall lag Schutt herum, zum großen Teil von Gras überwachsen. Doch auch hier waren die Bilder weitgehend frei von lebenden und toten Insekten, als ob diese ihren Vorgängern einen letzten Tribut zollen wollten. Vielleicht hatten die Planetarier aber auch über wirksame Insektenvertilgungsmittel verfügt, mit denen sie die Gemälde einsprühten.
    Die Wandbilder zeigten auf Raumfahrtunternehmen zu den Nachbarplaneten. Stationen waren auf ihnen errichtet worden, doch für eine Kolonisierung gab es keine Anzeichen, ebensowenig wie für den Bau von Generationsschiffen, die die nächstgelegenen Sterne anfliegen sollten. Wieder sahen die Sucher Abbildungen von Sendern, dazu Bilder von verschiedenen Insektenstämmen, neben denen sich Gruppen von Schriftzeichen befanden, die möglicherweise chemische Formeln für die Vernichtungsmittel darstellten. Was bisher nur ein Verdacht gewesen sein konnte, wurde zur Gewißheit. Die Intelligenzen dieser Welt waren nicht nur der Überbevölkerung und der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen zum Opfer gefallen, sondern auch oder vor allem einer

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