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Das zweite Leben

Das zweite Leben

Titel: Das zweite Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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dieser Planeten sieht aus wie der andere. Die gleichen grünen Hügel, die gleichen Ruinenstädte. Die Entwicklung scheint überall den gleichen …« Er schwieg, als sie energisch den Kopf schüttelte. Wütend fragte er: »Willst du behaupten, ich hätte einen Fehler gemacht, weil ich alt geworden bin? Unser Computer hat diese Welt ausgewählt, und Computer werden bekanntlich nicht senil …«
    »Computer nicht«, sagte Jan sarkastisch. Peter verstand die Anspielung und wollte sie darauf hinweisen, daß der Ärger, den sie vor kurzem mit dem Rechner gehabt hatten, auf ein Versagen des Programmierers zurückzurufen war, und daß sie der Programmierer gewesen war. Statt dessen fragte er sie, ob sie mit nach draußen gehen wollte.
    »Lieber bei dir als allein im Schiff«, murmelte Jan.
    »Alte Liebe rostet eben doch nicht«, sagte Peter und erntete einen vernichtenden Blick. Sie schwiegen beide, als sie in die Schutzanzüge stiegen. Peter hatte einen wunden Punkt angesprochen. Er war sicher, daß Jan innerhalb der nächsten Stunden einen neuen Streit über die Verjüngungen vom Zaun brechen würde – einen Streit, den, wie er wußte, weder er noch sie gewinnen konnte.
    Hinter einem Allzweckroboter her, der neben der üblichen Scout-Ausrüstung auch Programmierungen für alle nur denkbaren Notfälle besaß, gingen sie die Rampe hinab. Eine warme Sonne schien auf die unberührt wirkende Landschaft hinab. Die Luft war klar und atembar. Dennoch ließen Jan und Peter die Raumanzüge geschlossen. Es wimmelte von angriffslustigen Insekten. Peter trug eine Seitenwaffe, obwohl er wußte, daß er sie nicht brauchen würde. Er hielt sich im Gegensatz zu Jan strikt ans Reglement.
    Die Insekten waren überall. Hunderte starben bei jedem Schritt der Sucher. Die dicken Reifen des Roboters richteten noch größeren Schaden an. Noch bevor Jan und Peter sich mehr als zehn Meter entfernt hatten, war von den toten Tieren nichts mehr übrig. Ihre Artgenossen fraßen sie auf.
    Früher einmal hätte Jan sie gründlich studiert, in der Hoffnung, Arten zu finden, aus denen sich später intelligentes Leben entwickeln würde, mit dem die Menschen kommunizieren konnten. Jetzt schritt sie neben Peter über sie hinweg, ohne zurückzusehen.
    Der Robot registrierte die übliche Mischung aus unzerstörbarem Plastikmüll und oxydiertem Metall unter dem Grasteppich, wie auf jeder dieser toten Welten. Die zugrunde gegangene Zivilisation hatte wie so viele vergleichbare am Ende nur noch auf Plastik als Baumaterial zurückgreifen können, nachdem die Erzvorkommen erschöpft waren. Hier und da schälten sich die Ruinen ihrer Bauwerke aus dem monotonen Grün, gut erhalten, wie gewohnt.
    »Dies da sieht interessant aus«, sagte Peter und zeigte auf ein längliches, fünfstöckiges Gebäude, von dem nur das Dach zu fehlen schien. »Glaubst du immer noch, daß wir schon hier waren?«
    Jan schwieg stur. Sie machten sich auf den Weg. Das Reglement schrieb vor, daß auf jedem Planeten mindestens eine Ruine zu untersuchen war.
    Wenige Minuten später betastete der Roboter eine der Außenwände mit seinen Sensoren und versicherte schließlich, daß die Sucher gefahrlos eintreten könnten. Wieder rollte er vor ihnen her.
    Seine Scheinwerfer erhellten die große Eingangshalle. Das, was einmal Tische und Stühle gewesen sein mußten, lag kunterbunt verstreut auf dem Boden. An den Wänden hingen große Bilder. Fast alles war mit einem dicken Schleier aus lebenden und toten Insektenleibern bedeckt. Die Sucher sahen einige Vitrinen, deren Inhalt nicht mehr zu identifizieren war. Um so seltsamer war es, daß die meisten Bilder frei von Insekten waren. Sie zeigten Planetarier und fremdartige Maschinen, an denen sie arbeiteten. Peter glaubte, Fabrikhallen und ein konventionelles Überschallflugzeug zu erkennen. Die Türen waren unter dem Druck des darin liegenden Schutts aufgebrochen. Aber eine breite Rampe führte neben den Lifts zum nächsten Stockwerk hinauf. Die Sucher begannen zu klettern.
    Jan und Peter hatten im Lauf der Jahre auf unzähligen Welten genügend Erfahrungen gesammelt, um sich jetzt schon ein Bild von den ehemals hier dominierenden Wesen machen zu können. Äußerlich mußten sie großen Kegeln mit allerlei Aufsätzen und Extremitäten – Sinnesorganen, Greif gliedern und möglicherweise Atmungsorganen – geglichen haben. Das Gehirn hatte sich wahrscheinlich irgendwo in der Mitte der plumpen, beinlosen Körper befunden, die sich rutschend bewegt

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