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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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eingeschlummert war, entwickelte sich, trotz der Mühsale des Tages, noch ein lebhaftes Gespräch über die Erlebnisse auf der »Flag«.
    In den acht Tagen, wo der Kapitän Gould, der Obersteuermann, Fritz, Franz und James eingesperrt gewesen waren, mußte das Schiff nach Norden zu gesegelt sein. Das war jedenfalls nur die Folge widriger Winde, denn Borupt und der Mannschaft lag sicherlich viel daran, nach dem fernen Gebiete des Pacifischen Oceans zu entkommen. War das nicht gelungen, so lag die Schuld dafür gewiß nur am Wetter. Alles deutete darauf hin, daß die »Flag« mehr nach dem Indischen Ocean und in die Nähe der Neuen Schweiz verschlagen worden war. Mit Berücksichtigung der verflossenen Zeit und der Fahrtrichtung, als die Schaluppe ausgesetzt worden war, ließ sich ohne Irrthum annehmen, daß Harry Gould und seine Gefährten sich an jenem Tage vielleicht kaum hundert Lieues weit von der Insel befunden hatten, von der sie sich weit mehr entfernt glaubten, da die Schaluppe damals ja schon nach acht Tagen die Neue Schweiz erreicht hatte.
    Freilich erfolgte die Landung an dem Theile der Südküste, den Fritz und Franz noch nicht kannten, hinter der Bergkette, die sie zum erstenmale beim Heraustreten aus dem Grünthale gesehen hatten. Wer hätte auch ahnen können, daß hinsichlich der Natur des Bodens und seiner Erzeugnisse zwischen der reichen Gegend im Norden des Bergrückens und dem trostlos öden Plateau von dem Kegelberge aus bis hinab zum Meere ein se greller Unterschied bestehen könnte?
    Jetzt erklärte sich auch das Erscheinen des Albatrosses auf der Rückseite des Steilufers. Nach der Abfahrt Jenny Montrose’s mochte der Vogel wohl nach dem Rauchenden Felsen zurückgekehrt sein, von dem er zuweilen nach der Neuen Schweiz hinüberflog, ohne je bei Falkenhorst oder Felsenheim aufzutauchen. Welch großen Antheil hatte das Thier aber an der Rettung der Verlassenen! Ihm verdankten diese ja die Entdeckung der zweiten Grotte, wohin ihm der kleine Bob gefolgt war, und ferner die der Schlucht und des Hohlweges der auf dem Plateau des Steilufers ausmündete.
    Das war die Verkettung der Umstände, die Reihenfolge der Thatsachen, woraus die dankbaren Herzen das Walten der gütigen Vorsehung erkannten. Uebrigens hatten sie, trotz aller Prüfungen und allen Unglückes, ja sogar gegenüber der Befürchtung, in der Grotte überwintern zu müssen, niemals das Vertrauen auf Gottes Hilfe verloren.
    Das Gespräch dehnte sich begreiflicherweise sehr lange aus. Endlich überwältigte alle aber doch die Müdigkeit und sie verbrachten die letzten Nachtstunden in tiefem Schlafe. Am frühen Morgen und nach einem schnell eingenommenen Imbiß machten sie sich in heiterer und erwartungsvoller Stimmung wieder auf den Weg.
    Nach den Ueberbleibseln der Feuerstätte in der Grotte fand die kleine Gesellschaft, als sie durch den Wald dahinzog, noch weitere Spuren. Die niedergetretenen Streifen im Grase und die da und dort abgebrochenen Zweige rührten jedenfalls von vorübergekommenen Raubthieren oder Wiederkäuern her, daneben zeigten sich aber auch mehrfach Spuren eines Lagers, über die man sich nicht täuschen konnte.
    »Und wer anders als mein Vater, meine Brüder und Herr Wolston, bemerkte Fritz, hätte die Flagge auf jenem Gipfel anbringen sollen?
    – Wenigstens wenn sie sich nicht von allein da aufgepflanzt hat! antwortete lachend der Obersteuermann.
    – Das wäre von einer englischen Flagge auch kein besonderes Wunder, fuhr Franz im nämlichen Tone fort, denn es giebt gerade Orte genug, wo sie von selbst aus dem Boden gewachsen zu sein scheint!«
    Der Kapitän Gould mußte über diese drolligen Bemerkungen unwillkürlich lächeln. Trotz aller vegetativen Eigenschaften, die der britischen Flagge zukommen mögen, unterlag es doch keinem Zweifel, daß die auf dem Gipfel von Menschenhand gehißt worden war. Der ältere Zermatt und die Seinen hatten also einen Ausflug nach den Bergen, und zwar auf dem kürzesten Wege ausgeführt, und es erschien als das einfachste, ihren Spuren zu folgen.
    Von Fritz geführt, stiegen die anderen die ersten Abhänge hinab, die theilweise vom Walde bedeckt waren.
    Daß besondere Schwierigkeiten zu überwinden oder auf dem Wege zwischen der Bergkette und dem Gelobten Lande noch Gefahren zu bestehen wären, erschien kaum annehmbar.
    Die Entfernung zwischen diesen beiden Punkten mochte der Schätzung nach acht Lieues betragen. Bei einer Tagesleistung von vier Lieues, unterbrochen durch eine

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