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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zweistündige Mittagsrast und ausreichende Nachtruhe, mußte es möglich sein, am Abende des folgenden Tages den Hohlweg der Cluse zu erreichen.
    Von hier aus nach Felsenheim oder Falkenhorst zu kommen, war dann nur noch die Sache von einigen Stunden.
    »O, sagte Franz, hätten wir hier nur unsere beiden wackeren Büffel, Sturm und Brummer, oder Rasch, Fritzens Onagre, oder auch Brausewind, Jacks schnellfüßigen Strauß, so brauchten wir nicht einen vollen Tag, um Felsenheim zu erreichen.
    – Nun ja, bemerkte Jenny scherzend, Franz wird doch vergessen haben, den Brief zur Post zu geben, worin wir baten, uns die Thiere entgegenzuschicken.
    – Wie, Franz, Du? fuhr Fritz in komischem Ernste fort, Du, ein so überlegter, ein so aufmerksamer junger Mann?…
    – Ach nein, entgegnete Franz, Jenny hat nur vergessen, eine Meldung an den Fuß ihres Albatrosses zu heften, ehe dieser davonflog!
    – Wie unbesonnen von mir! antwortete die junge Frau.
    – O, meinte Doll, es ist doch gar nicht ausgemacht, daß der Bote die Meldung an die richtige Adresse abgeliefert hätte.
    – Ja, wer weiß? antwortete Franz. Jetzt erleben wir ja ein Wunder nach dem anderen.
    – Recht schön und gut, schloß der Kapitän Gould, da wir jedoch weder auf Sturm und Brummer, noch auf Rasch und Brausewind rechnen können, ist es am besten, wir verlassen uns einfach auf uns selbst…
    – Und machen etwas lange Beine,« vollendete Block den Satz.
    Jetzt wurde der Marsch fortgesetzt, erst zu Mittag sollte wieder Halt gemacht werden. Von Zeit zu Zeit lösten sich James, Franz und der Obersteuermann ab, Bob zu tragen, obwohl das Kind unbedingt laufen wollte. Die Durchschreitung des Waldes erfuhr also keine Verzögerung.
    Unterwegs konnten James und Suzan Wolston, die von den Wundern der Neuen Schweiz noch nichts kannten, gar nicht genug erstaunen über die Ueppigkeit der Vegetation, die die am Cap der Guten Hoffnung bei weitem übertraf.
    Und doch befanden sie sich jetzt erst in dem sich völlig selbst überlassenen Theile der Insel, dessen Entwicklung noch keine Menschenhand beeinflußt hatte. Was würden sie erst sehen, wenn sie die cultivirten Theile des Landes, die Meiereien der Einsiedelei Eberfurt, die von Zuckertop, Waldegg und des Prospect-Hill, des reichen Gebietes des Gelobten Landes besuchten!
    Jagdwild, wie Agutis, Bisam-und Wasserschweine, Antilopen und Kaninchen, doch auch Trappen, Rebhühner, Auerhähne, Hasel-und Perlhühner nebst Enten gab es in Ueberfluß. Fritz und Franz hatten gewiß Ursache zu bedauern, daß ihnen jetzt die Jagdflinten fehlten. Ja, wenn nur Braun und Falb oder selbst der alte Türk hier bei ihnen gewesen wären! Selbst wenn Fritzens Adler nicht verendet wäre und seinen Herrn jetzt begleitet hätte, würde dieser wohl bald ein halbes Dutzend schmackhafte Hühner zur Strecke gebracht haben. Da die Wasser-und Bisamschweine und die Agutis aber jeder Annäherung auszuweichen wußten, verliefen auf dem ersten Theile der Wanderung alle Versache, ein solches Thier zu fangen, ganz erfolglos, und voraussichtlich mußte bei der nächsten Mahlzeit der noch vorhandene letzte Mundvorrath verzehrt werden.
    Da ereignete sich ein glücklicher Zwischenfall, der die Nahrungsfrage recht befriedigend löste.
    Gegen elf Uhr gab der vorausmarschirende Fritz ein Zeichen, nahe einer kleinen Waldblöße Halt zu machen. Durch diese schlängelte sich ein Rio, an dessen Ufer ein ziemlich großes Thier eben seinen Durst löschte.
    Es war eine Antilope, und welch gesundes, kräftigendes Fleisch mußte man haben, wenn es gelang, sich des Wiederkäuers durch irgend ein Mittel zu bemächtigen.
    Am einfachsten erschien es, die kleine Lichtung unbemerkt zu umstellen, die Antilope, wenn sie weiter laufen wollte, selbst auf die Gefahr hin, mit deren Hörnern unliebsame Bekanntschaft zu machen, abzufangen, sie zu überwältigen und zu tödten.
     

    Es war eine Antilope. (S. 392.)
     
    Das schwierigste hierbei war es nur, diese Einschließung auszuführen, ohne die Aufmerksamkeit des mit so scharfem Gesicht, seinem Gehör und empfindlichem Geruche ausgestatteten Thieres zu erwecken.

    Während Jenny, Doll, Suzan und Bob hinter einem Busche versteckt blieben begannen Fritz, Franz, James, der Kapitän Gould und der Obersteuermann, die freilich keine andere Waffe als ihre Taschenmesser besaßen, die Lichtung, sich möglichst verborgen haltend, einzukreisen.
    Die Antilope trank noch immer aus dem Bache, ohne irgendwie Beunruhigung zu zeigen, als Fritz

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