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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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plötzlich mit lautem Aufschrei nach der Lichtung vorstürmte.
    Sofort richtete das Thier sich auf, streckte den Hals weit vor und lief auf das Dickicht zu, wo es wohl mit einem Sprunge über das Buschwerk hinwegsetzen konnte An der Stelle, wohin es sich wendete, standen Franz und der Obersteuermann, das Messer in der Hand. Konnten sie es nicht hindern, über ihren Kopf wegzuspringen, so war die Antilope sicherlich bald weit entflohen.
    Das Thier sprang auf, jedenfalls aber mit ungenügendem Anlauf, denn es fiel vorzeitig herunter, riß dabei den Obersteuermann um und suchte sich wieder zu erheben und nach dem Walde zu entweichen, wo an dessen Einfangen nicht mehr zu denken war.
    Da war aber Fritz schon zur Stelle, dem es, sich auf die Antilope stürzend, gelang, ihr das Messer in die Seite zu bohren. Dieser Stoß hätte aber noch nicht genügt, wenn Harry Gould nicht den Hals des Thieres mit dem Messer getroffen hätte.
    Damit war das Thier regungslos inmitten der Zweige hingestreckt, während der Obersteuermann sich etwas schwerfällig wieder aufrichtete.
    »Verwünschtes Vieh! rief John Block, der nicht ohne einige Verletzungen davongekommen war. Ich habe in meinem Leben doch schon so manchen Wasserschwall ins Gesicht bekommen, doch niemals einen, der mich über den Haufen geworfen hätte!«
    James, Jenny, Doll und Suzan kamen eben herzugelaufen.
    »Ich hoffe, Ihr seit nicht ernstlich verletzt, Block? fragte Harry Gould.
    – Nein… ein paar Schrunden… so etwas zählt nicht, Herr Kapitän. Unangenehm und sogar beschämend ist nur, auf solche Weise einen dummen Purzelbaum geschlagen zu haben.
    – Nun, fiel Jenny ein, als Schmerzensgeld soll Ihnen das beste Stück zukommen.
    – Nein, Frau Zermatt, nein, ich ziehe das vor, das mich zu Boden geworfen hat, und da das der Kopf des Thieres war, so möchte ich auch seinen Kopf verzehren!«
    Nun ging man daran, die Antilope auszuweiden, und die eßbaren Stücke abzuschneiden. Da jetzt die Ernährung der Wanderer bis zum morgigen Abend hinreichend gesichert war, brauchte sich vor der Ankunft im Hohlwege der Cluse niemand darum weitere Sorge zu machen.
    Fritz und Franz brauchten es nicht erst zu lernen, wie man ein beliebiges Stück Wild zurichtet. Sie hatten sich das theoretisch und praktisch in den zwölf Jahren, wo sie auf den Feldern und in den Waldungen des Gelobten Landes dem Waidwerk obgelegen hatten, gründlich zu eigen gemacht. Auch der Obersteuermann erwies sich bei dieser Arbeit nicht ungeschickt. Ihm schien es besonderes Vergnügen zu gewähren, sich an dem Thiere damit, daß er ihm das Fell abzog, rächen zu können. In weniger als einer Viertelstunde waren die Keulen, die Rippenstücke und andere schmackhafte Theile fertig, auf der Gluth geschmort zu werden.
    Da schon die Mittagsstunde nahte, empfahl es sich, gleich auf der Lichtung Halt zu machen, zumal da der Rio hier frisches, klares Wasser lieferte. Harry Gould und James entzündeten ein Feuer von dürrem Holz am Fuße eines Mangobaumes. Als dieses zu glimmenden Kohlen heruntergebrannt war, legte Fritz die besten Stücke von der Antilope darauf, überließ es aber Suzan und Doll, das Braten zu überwachen.
    Durch glücklichen Zufall fand Jenny auch eine Menge Wurzeln, die sich in der Asche rösten ließen, und die, da sie den hungrigen Magen zu füllen versprachen, das Frühstück gewiß recht angenehm vervollständigten.
    Uebrigens giebt es kaum etwas schmackhafteres, als das zarte Fleisch der Antilope, das überall als hervorragender Leckerbissen gilt.
    »Das ist ja herrlich, rief John Block, einmal wieder ein rechtschaffenes Stück Fleisch zu essen, das früher stolz einhergewandert, aber nicht schwerfällig auf der Erde dahingekrochen war!
    – Nichts schlechtes reden von den Schildkröten, sagte mahnend der Kapitän, und wäre es auch, um die Vorzüge der Antilope zu preisen!
    – Herr Gould hat recht, stimmte Jenny zu. Was wäre denn aus uns geworden ohne die vortrefflichen Thiere, die uns seit der Ankunft auf der Insel genährt haben?
    – Na, meinethalben. Also: die Schildkröten leben hoch! Dafür geben Sie mir nun aber ein drittes Rippenstückchen.«
    Nach Beendigung des stärkenden Mahles ging es wieder vorwärts, denn es war keine Stunde zu verlieren, wenn am Nachmittage die in Aussicht genommene Wegstrecke, von vier Lieues für den Tag, noch zurückgelegt werden sollte.
    Wären Fritz und Franz hier allein gewesen, so hätten sie nach keiner Müdigkeit gefragt und sich, ohne Rast und Ruh’

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