Dawning Sun (German Edition)
überraschte Blicke sah.
„Zweihundert Stunden gemeinnützige Arbeiten wegen Beihilfe zu schwerer Körperverletzung. Der Staatsanwalt hat das so mit dem Jugendgericht abgesprochen, weil ich immerhin versucht habe, dich zu warnen und Schlimmeres zu verhindern.“
Beschämt ließ er Kopf und Schultern hängen.
„Meine Eltern sind total ausgeflippt. Hat Wochen gedauert, bis meine Mutter bereit war, sich mit mir in einem Raum aufzuhalten …“
Da Leons Eltern geschieden waren und er bei seiner Mutter lebte, musste er eine wirklich schwere Zeit hinter sich haben.
„Weißt du, was mit den anderen passieren wird?“, fragte Tom. Sein Tonfall zeigte, dass auch er Leon bemitleidete. So sehr dieser sein Elend verdient haben mochte, er musste es allein durchstehen und würde den Rest seines Lebens als Täter angesehen werden, falls er nun vorbestraft war. Josh konnte wenigstens komplett neu anfangen und er hatte Tom …
„Gero und Jannik bekommen eine eigene Verhandlung. Wird wohl auf Bußgeld und Bewährungsstrafe rauslaufen, soweit ich gehört habe. Nico hingegen hat den Knast sicher, wegen dem eindeutigen Mordversuch. Die haben bei ihm E-Mails an irgendwelche Nazitypen gefunden, in denen er angekündigt hat, die zwei dreckigen Homos abzuschlachten. Sorry, waren seine Worte.“ Er rang mit den Händen. Wann immer jemand in ihre Nähe kam, schien er in die Wand kriechen zu wollen und er starrte die ganze Zeit nervös um sich. Es musste ihn viel gekostet haben, heute Abend herzukommen.
„Ich wünsche dir Glück, Leon“, murmelte Josh. „Danke, dass du hier warst.“
Leon sah ihn einen langen Moment ernst an, nickte dann ihnen beiden zu und verschwand.
Sie kamen gerade rechtzeitig für die Fotos zurück, denen Josh am liebsten entkommen wäre. Toms Eltern verabschiedeten sich danach rasch, es schien ihnen zu missfallen, dass Tom mehr oder weniger als dritter Sohn in Joshs Familie integriert worden war.
In diesem Fall spürte Josh allerdings weder Mitleid noch Verständnis.
„So, das war’s“, verkündete Joshs Vater nach dem gefühlt hundertsten Foto.
„Wollt ihr noch mitfeiern oder habt ihr andere Pläne?“, fragte Sascha grinsend. „Ich für meinen Teil hab gleich ein Date.“
Josh und Tom blinzelten einander zu. Sie konnten es kaum erwarten, dieser Feier zu entfliehen. Heute Nacht hatten sie noch etwas Besonderes vor.
37.
Hier oben in Toms Übungsraum auf dem Speicher fühlte Josh sich sicher. Er hatte sich mittlerweile an die merkwürdige Akustik gewöhnt und vertraute darauf, dass alles schalldicht war. Da Tom abgeschlossen hatte, konnte niemand sie überraschen. Es gab sicherlich romantischere Orte, um seine Unschuld zu verlieren als auf diesen kargen Matten. Tom war von dem Vorschlag zunächst alles andere als begeistert gewesen. Doch Josh wollte die Symbolik nutzen, damit Tom wirklich seine Angst überwinden konnte. Dass er die Beherrschung verlieren und wie ein Stier über Josh herfallen könnte, war eine lächerliche Idee. Ausgerechnet Tom, der so sanft und umsichtig mit ihm umging, als könnte Josh zerbrechen! Die vergangenen vier Wochen hatten sie genutzt, um Josh gründlich vorzubereiten. Es hatte mehrere Tage gebraucht, bis er ertragen konnte, am Anus berührt zu werden. Von da an war es leicht geworden: Er tolerierte Toms Finger in seinem Inneren problemlos, und mit ausreichend Gleitgel, viel Geduld und liebevoller Ablenkung in Form von Küssen, Streicheln und Massieren sämtlicher empfindsamer Zonen durften es auch zwei und drei Finger werden. Zuerst hatte es ihm nicht allzu sehr gefallen, dieses Gefühl von Penetration und Druck. Bis Tom sich an einem Abend besonders ausgiebig mit Joshs Prostata beschäftigt hatte. Eigentlich war es genau das, was er bereits die ganze Zeit über getan hatte – behutsames Tasten, Streichen und Entlanggleiten. Vielleicht war es also Josh selbst, der sich geändert hatte, vielleicht war er entspannter gewesen und dadurch bereit für neue Empfindungen. Jedenfalls kam diese plötzliche Lustexplosion so unerwartet und heftig, dass er nur Sekunden später einen gewaltigen Orgasmus erlebte. Seitdem war Tom immer geschickter geworden, diesen einen alles entscheidenden Punkt aufzuspüren und Josh fieberte regelrecht dem Tag entgegen, ihn endlich richtig in sich spüren zu dürfen.
Dieser Tag war heute.
Zunächst hatten sie ein wenig trainiert, der Disziplin wegen. Tom war nun sein Taekwondo-Meister, hier oben hatte er das alleinige Kommando. In diesem Raum hatte er
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