Vincents Hände mich so berührten und die Lust den Kampf gegen den Schmerz gewann?
„Wann hat dich das letzte Mal jemand so berührt?“ Vincents Stimme war nur ein Hauch an meinem Ohr.
„Ich bin nicht sicher, dass mich jemals jemand so berührt hat ...“ Und mit Sicherheit kein Typ mit Flosse, fügte ich in Gedanken hinzu.
Eine kühle, glatte Hand schloss sich mit energischem Griff um meine Erektion. „Lass den Schmerz los ...“
Ich ächzte. „Er zerfrisst mich. Ich weiß nicht, ob ...“
„Aber ich weiß!“
Ein verzweifeltes Lachen gurgelte aus meiner Kehle, ich konnte es nicht verhindern. „Ich mag es, wenn du so entschieden bist ...“
„Sind alle Menschen derart anstrengend?“ Seine Hand vollbrachte gerade kleine Wunder, und ich sah die Sterne, obwohl ich die Augen geschlossen hatte.
„Keine Ahnung … Wenn du so alt ... bist, wie du behauptest, hast du wahrscheinlich ... schon mehr Menschen kennengelernt als ich.“
„Hm.“
„Was?“
„Halt die Klappe!“
Vincent schob sich nach unten, zupfende Lippen überall an meinem Körper. Das war – großartig.
Und dann schlossen sich Vincents feste kühle Lippen um meinen Schwanz. Ein Gefühl, dass ich – mit all der Selbstbeherrschung, die ich aufbringen konnte – kaum länger als ein paar Sekunden ertragen konnte. Ich ließ mich fallen, in den Schmerz und in die versengende Lust, die Vincent geweckt hatte. Und ich kämpfte gegen den Morphium-Nebel, der meinen Höhepunkt nicht zulassen wollte.
„Oh Gott, ich sterbe.“
Ich kam mit so einer Macht, dass ich dachte, mein Herz müsste stehen bleiben. Vincent saugte mich vollkommen aus.
Völlig entspannt tauchte er aus dem Wasser auf und starrte mich an.
„Ich will nicht, dass du stirbst … du nicht!“
„Wir sind gleich da.“ Carlos’ Stimme riss mich aus meinen Erinnerungen.
Ich blieb stehen, um meine Schuhe auszuziehen, da hörte ich Vincents Stimme: „Du kannst den Rest gleich auch ausziehen, Day.“
Carlos lachte, und auch ich grinste. Der Junge hatten einen eigenartigen Sinn für Humor. Aber damit machte er mir den Abschied leichter.
Trotz der Schmerzen in meinen Beinen lief ich zum Wasser, wo Vince auf mich wartete. Sein Körper schimmerte mattweiß im sanften Mondlicht.
Ich beugte mich zu ihm hinunter und küsste ihn auf die Stirn. Die Bewegung jagte wieder eine Schmerzwelle durch meinen Körper. Vince hatte mein Innehalten sofort bemerkt.
„Du hast es bald hinter dir.“
Carlos näherte sich langsam. Ich bemerkte, dass er uns nicht stören wollte. Außerdem hatte er einen Heidenrespekt vor Vincent.
Vorsichtig, fast ein wenig unbeholfen, nahm er mich in den Arm. „Mach’s gut, Dayton. Ich werd an dich denken.“
Ich drückte ihn an mich.
„Ich hau’ jetzt ab.“
Ich bemerkte, dass es ihm schwerfiel, sich zu verabschieden.
„Lass ihn ja nicht absaufen, Vince. Das würde ich dir nie verzeihen“, sagte er über meine Schulter hinweg.
„Ich habe ihm meine Gunst gewährt“, erwiderte Vincent empört hinter uns.
„Danke, Carlos.“ Meine Stimme war rau.
Carlos löste sich von mir und verschwand fast fluchtartig in der Dunkelheit. Jetzt war ich allein mit Vince – und meiner Entscheidung, zu gehen.
Ich zog mich aus, so langsam und umständlich wie ein alter Mann. Doch Vince war geduldig – er kannte meine Schwächen mittlerweile.
Das Wasser war warm an meinen Füßen, angenehm umspülte es meine Waden, meine schmerzenden Gelenke. Vince war neben mir, seine zarten, unnatürlich glatten Hände berührten meine Brust. Ich watete tiefer, bis ich nicht mehr stehen konnte. Das Wasser trug mich auf vertraute Weise.
„Hab keine Angst.“ Seine Hand verschloss meinen Mund, und er zog mich in die Tiefe. Für einen Augenblick geriet ich in Panik, dann spürte ich, dass ich nicht erstickte.
Ich vertraute Vince. Er gab mir ein neues Leben. Ein Leben ohne Schmerzen ... mit ihm.
Im Wasser.
Impressum
Texte: © Copyright by Text: (c) Simon Rhys Beck
(c) dead soft verlag, Mettingen 2013
[email protected]Alle Rechte vorbehalten.
Bildmaterialien: © Copyright by Coverbild: (c) ekhphoto - fotolia.com Graphische Gestaltung: Irene Repp http://daylinart.webnode.com/
Alle Rechte vorbehalten.
Tag der Veröffentlichung: 22.04.2013
http://www.neobooks.com/werk/20618-day-s-life.html